Österliches Brauchtum im Landkreis:Osterfeuer, Oarwoagln, Emmausgänge

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(Foto: N/A)

Vom Karsamstag bis zum Ostermontag gibt es im Landkreis ein breites Spektrum an Veranstaltungen.

Von Sebastian Mayr, Fürstenfeldbruck

Ostern beginnt, bevor Ostern begonnen hat. Schon am Karsamstag können Kinder im Grafrather Tiefen Tal oder in Maisach Ostereier suchen. In Olching sind die Eier nicht versteckt: Ein Hase kommt und verteilt sie an kleine und große Kinder. Der Hase ist eigentlich eine Häsin. Die Stadträtin Maria Hartl wird das Plüschkostüm tragen, so wie sie es auch in den letzten zehn Jahren meistens getan hat. Dabei haben wird sie 450 Eier und noch einmal ein paar mehr, die aus Schokolade sind.

Die Eier, sagt die katholische Tradition, symbolisieren die Auferstehung. Nach der Reformation hatte man mit dieser Interpretation nicht mehr viel anfangen können, berichtet Albert Bichler. Der pensionierte Schulleiter aus Germering hat mehrere Bücher über das Brauchtum geschrieben und beinahe dreißig Jahre lang den Förderverein für Heimatpflege in der Stadt geleitet. Bichler weiß auch, wie nach der Reformation neue Anreize für eine alte Tradition geschaffen werden sollten: Ein Hase sollte die Eier bringen, die noch dazu versteckt wurden und später gesucht werden mussten. Auch aus Goethes Garten ist die Eiersuche überliefert. Dass es sie schon am Karsamstag gibt, ist hingegen neu. "Ostereier gibt es eigentlich erst am Ostersonntag", erklärt Albert Bichler. Denn erst dann wird die Auferstehung Jesu gefeiert. Die Eiersuche am Samstag nimmt dieses Geheimnis eigentlich vorweg.

Dafür aber gibt es praktische Gründe: Der Ostersonntag ist ein Tag für die Familien. Leute treffe man nur am Samstag auf der Straße, erklärt Rainer Widmann. Er ist im Vorstand der Olchinger CSU und hat den Besuch des Osterhasen organisiert. Weil die Aktion bereits gut bekannt ist, kommen Familien mit Kindern inzwischen aber sogar eigens deswegen auf die Olchinger Hauptstraße.

Traditioneller sind die Osterfeuer, die an fast zwei Dutzend Orten im Landkreis am Abend des Karsamstag entzündet werden. Viele von ihnen brennen bis zum nächsten Morgen, wenn in katholischen Messen und evangelischen Gottesdiensten die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert wird. Mancherorts werden die Osterkerzen an diesen Feuern entzündet. Dass zeitweise Judasfiguren auf den Osterfeuern verbrannt wurden, hat mit der christlichen Tradition nichts zu tun. Das Feuer wird vielmehr als Symbol des neuen Lebens verstanden, erklärt Alfred Bichler. Die Erinnerung an die Auferstehung ist auch ein Motiv für das Osterfeuer hinter der Laurenzer Schule, zu dem die Katholischen jungen Gemeinde Puchheim eingeladen hat. Vor allem aber, sagt die Vorsitzende Katharina Drost, solle das Feuer eine Aktion für die ganze Stadt sein.

Ein gesellschaftliches Ereignis sind auch die Emmausgänge am Ostermontag. Sie erinnern an die Wanderung der Jünger Jesu nach Emmaus, der sich der Überlieferung nach der auferstandene Sohn Gottes unerkannt angeschlossen hatte. Dass er sich auch heute zwischen den Wanderern zeigt, erwartet keiner. Statt dessen wird gemeinsam gesungen und gebetet. Oft sind Kirchen, Marterl oder Wegkreuze Ziele oder Stationen der Gänge. Der Emmausgang der katholischen Landvolkbewegung Aufkirchen-Egenhofen hat dabei einen besonderen Hintergrund. Weil die Zusammenlegung des Pfarrverbands der beiden Orte mit dem der Gemeinden Hattenhofen und Günzlhofen ansteht, führt die Route des Emmausgangs dorthin. Vom Freizeitheim in Haspelmoor aus wird an der Hattenhofener Ludwigseiche vorbei durch den Wald und über Felder bis zurück nach Haspelmoor gewandert. Dabei, hofft Veronika Strasser, sollen auch Hattenhofener mitwandern, die sie wegen des anstehenden Zusammenschlusses kennenlernen möchte. Da muss nur noch das Wetter mitspielen und den Weg durch Wald und Wiesen möglich machen.

Das Wetter wird auch in Maisach ausschlaggebend sein. Dort sind verschiedene Osterspiele geplant. Über das traditionelle Oarwoagln hinaus, bei dem Eier über eine lange Bahn aus Holzstangen hinabgerollt werden und dabei nicht zerbrechen dürfen, hat sich der Verein D' Maisachtaler um Christa Turini-Huber neue Spiele ausgedacht. "Eine gewachsene Tradition" sei das, so die Vorsitzende des Vereins über die Veranstaltung. Der ausgewiesene Brauchtumskenner Albert Bichler kann das nur bestätigen. "Die Bräuche sind in Oberbayern sehr verbreitet. Sie sollen ein Ausdruck der Freunde über Ostern sein." Früher, berichtet Bichler, hätten die Pfarrer deswegen am Ostermontag auch eine Predigt gehalten, die die Gläubigen zum Lachen bringen sollte. Das ist heute aber nicht mehr üblich.

© SZ vom 04.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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