Öffentliche Bauten:Teuerung auf der Zielgeraden

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Noch einige Monate Bauzeit dürften vergehen, bis die Gröbenzeller Verwaltung in ihr neues Rathaus einziehen kann. (Foto: Leonhard Simon)

Der Bau des neuen Rathauses in Gröbenzell soll noch in diesem Sommer abgeschlossen werden. Doch wegen fehlerhafter Kalkulation müssen weitere 2,1 Millionen Euro für das vor vier Jahren begonnene Projekt bezahlt werden

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Das neue Rathaus in Gröbenzell wird etwa zwei Millionen Euro mehr kosten als zuletzt veranschlagt, und der Einzug wird sich noch mindestens bis August verzögern. Das sind die Neuigkeiten, die den Gemeinderäten in ihrer jüngsten Sitzung mitgeteilt wurden. Die Kostensteigerung von ursprünglich 17,6 auf jetzt 23 Millionen Euro hat nach Einschätzung des Architekturbüros Behnisch auch damit zu tun, dass es nicht von Anfang an mit der Projektsteuerung betraut war; diesen Auftrag erteilte der Gemeinderat diesem Büro 2018. Die Gemeinderäte bewilligten die Budgeterhöhung am Donnerstagabend einstimmig und nahmen den neuen Einzugstermin zur Kenntnis.

Bauamtsleiter Markus Groß skizziert für das Gremium noch einmal die Historie des Rathausneubaus. Er erinnert daran, "dass wir zum Start der Vergabe eine Hochpreisphase hatten". Der überhitzte Markt der Baubranche habe die Angebote, die bei der Ausschreibung für den Rohbau gemacht wurden, extrem erhöht. Das erste Angebot lag mehr als 100 Prozent über der Kostenschätzung. Die Aufhebung und Erneuerung der Ausschreibung führte zu Verzögerungen und weiteren Kostensteigerungen, etwa durch den Ankauf der nun länger benötigten Spundwände.

Wie Groß, Architekt Stephan Leissle und sein Mitarbeiter, beide vom Büro Behnisch Architekten, den Gemeinderäten darlegen, ist das 2017 mit dem Abriss begonnene Bauprojekt kurz vor seiner Fertigstellung. "Auf der Zielgeraden", wie am Donnerstagabend wiederholt betont wurde. Jedoch werden noch weitere 2,1 Millionen Euro benötigt, davon 500000 Euro als Puffer. Aktuell fehlen unter anderem noch die Brandschutztüren, Bodenbeläge sowie die Außenanlagen. Letztere sind allein schon mit 770000 Euro veranschlagt, wobei Groß mit etwas Glück und Verweis auf eine Expertin auf ein günstigeres Angebot hofft. Aktuell sind von 52 Auftragsvergaben 42 erfolgt, zehn stehen noch aus. Für die Steigerung der Kosten von ursprünglich 17,6 Millionen Euro, davon 1,5 Millionen als Puffer, auf zuletzt 20,9 und nun 23 Millionen Euro macht der Bauamtsleiter eine unvollständige Kalkulation mitverantwortlich. So seien bei den Baunebenkosten, dazu zählen etwa Honorare und Gebühren, nur die Nebenkosten für den Hochbau in die Berechnung eingeflossen, nicht aber die für den Tiefbau. Und die Architekten ergänzen, dass dieser Posten mit 22 Prozent sehr niedrig angesetzt sei, sie selbst rechneten üblicherweise mit 27 oder 28 Prozent Baunebenkosten. "Das Risikobudget war im Endeffekt schon aufgebraucht", unterstreicht Groß.

Das Weiteren schlägt die Änderung der ursprünglich geplanten einzigen Dienstwohnung in zwei Wohnungen, die Verlegung des Archivs - die zusätzliche Arbeitsfläche schafft - sowie zusätzliche Sanitäranlagen, die so genannten Fahrradduschen zu Buche. Diese Änderungen bedeuten etwa eine halbe Million Euro Mehrkosten. Probleme bei der Baugrube gab es, weil die erste Firma für die Tiefbauarbeiten gekündigt und andere Firmen mit dem Verfüllen der Baugrube und dem Ziehen der Spundwände beauftragt werden mussten. Außerdem mussten durch die entstehenden Verzögerung die Spundwände gekauft werden. Wie Leissle darlegt, kosten diese Posten etwa 700 000 Euro zusätzlich.

Auf Brigitte Böttgers (CSU) Frage nach der Verantwortlichkeit, antwortet Leissle zunächst: "Das waren wir", wobei unklar bleibt, ob er nur sein Büro meint oder auch die Bauverwaltung. Sein Kollege ergänzt: "Das ist eigentlich Aufgabe der Projektsteuerung, aber wir wurden erst so spät damit beauftragt." Demnach ist das Büro Behnisch erst 2018 damit beschäftigt. 2016 beauftragte der Sonderausschuss für Bauvorhaben das Büro Seitz und Müller aus Martinsried mit der Projektsteuerung.

Die Architekten und der Bauamtsleiter sind optimistisch, dass das nun die letzte Budgeterhöhung war. Und auch der Umzugstermin August scheint schon sehr wahrscheinlich zu sein, wenn man Bürgermeister Martin Schäfers Worte hört: "Im August einziehen, das werden wir machen. Wir haben die Baureinigung schon vergeben, es ist also auf jeden Fall sauber."

© SZ vom 29.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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