Oberschweinbach:Der Mammutzahn von Günzlhofen

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In der Ortschronik sind Fossilien abgebildet, die rund um Günzlhofen gefunden worden sind. (Foto: oh)

Archivar und Denkmalschützer Stefan Pongratz durchforstet systematisch die Geschichte seiner früheren Heimatgemeinde, um eine Ortschronik zu erstellen

Von Manfred Amann, Oberschweinbach

Die sanfte Hügellandschaft, in der Oberschweinbach, Günzlhofen und Spielberg eingebettet liegen, ist in der Tertiärzeit entstanden, lange vor den Eiszeiten, in denen Gletscher die Moränenzüge im südlichen Landkreis aufschoben. Vor Millionen von Jahren lebten hier elefantenähnliche Kolosse. Als 1938 der "Glosbauer" in Günzlhofen eine "Odlgrube" aushob und ein Mammutzahn gefunden wurde, war das eine Sensation. "Leider sind der Zahn und die Befundbeschreibung bei einem Bombenangriff auf die paläontologische Sammelstelle in der alten Akademie in München zerstört worden" bedauert Stefan Pongratz, doch es gibt aktuellere Funde. Der Archivar und Mitarbeiter im Landesamt für Denkmalpflege durchforstet seit Monaten mit einigen Helfern die Geschichte seiner früheren Heimatgemeinde, um eine Ortschronik zu erstellen. Ohne Zeitdruck, "da kein Jubiläum wie die erste urkundliche Erwähnung ansteht", soll die Historie aufgearbeitet werden, wünscht sich Bürgermeister Norbert Riepl.

Mittlerweile wurden von einem kleinen Arbeitskreis Archive durchforstet und "Zeitzeugen" befragt. Um noch mehr Bürger für die Mitarbeit zu begeistern, informierten Gemeinde und CSU-Ortsverband Oberschweinbach am Freitag in der ehemalige Remise des Klosters Spielberg. Pongratz präsentierte dabei "erste Recherche-Highlights" und Kreisheimatpfleger Toni Drexler referierte über "Die Glashütte von Spielberg", in der von 1816 bis 1830 in großem Umfang Trinkgläser, Glasscheiben und Buntglas hergestellt wurden. Als beim Glosbauern 1980 erneut gegraben wurde, kamen wieder riesige Zähne ans Tageslicht, von denen man annahm, dass es Mammutzähne seien. Eine spätere Begutachtung habe jedoch ergeben, dass es dort andere elefantenähnliche Tiere zu Tode gekommen seien. Vermutlich seien Zähne eines Gomphotheriums, der bei einer Schulterhöhe von drei Metern und einer Länge von fünf Metern etwa vier Tonnen wog, sowie eines Deinotheriums, der noch viel größer war und bis zu 14 Tonnen wog, gefunden worden. Weitere Ereignisse der Oberschweinbacher Ortsgeschichte knüpfte Pongratz an Persönlichkeiten.

Wer weiß schon, dass der Großonkel von Papst Benedikt von 1885 bis 1888 in der damaligen Pfarrei Günzlhofen Pfarrer war. Der Seelsorger Georg Ratzinger war auch Wissenschaftler, Publizist und zeitweise Abgeordneter der Bayerischen Patriotenpartei des Landtages und des Reichstages. Nicht verschweigen dürfe man, dass Ratzinger "unter Pseudonym" auch einige Hetzschriften gegen Juden verfasst habe, befand Pongratz. Eine "Persönlichkeit", die vor 115 Jahren in Günzelhofen und Oberschweinbach für Aufregung sorgte, war laut Pongratz der Räuber Matthias Kneißl. Der damals 25-jährige aus Unterweikertshofen wollte mit seinem Kumpan Erhard Holzleitner im Wirtshaus gestohlene Pfandbriefe verhökern, wurde erkannt, konnte aber flüchten, indem er sich angeblich den Fluchtweg frei schoss. Toni Drexler berichtete über die Entstehung und den Niedergang einer der wenigen Glasfabriken Oberbayerns. Josef Peregrin, Freiherr von Lerchenfeld-Aham erhielt am 27.Juli 1816 die königliche Erlaubnis, am nördlichen Ortsrand von Spielberg eine Glasfabrik mit Nebengebäuden und Wohnhäusern für Arbeiter zu errichten. In einem Handbuch über das Gewerbe sind 24 Arbeiter notiert, deren Jahresproduktion etwa 20000 Gulden einbrachte.

© SZ vom 01.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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