Nur noch ein Drittel der Flächen übrig:Platz für Windräder schrumpft

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Landrat Karmasin stellt überarbeitetes Standortkonzept für den Landkreis vor. Naturschutz, Vögel und Denkmäler schränken die Flächen weiter ein. Rund 1000 Bürgereinwände sind noch gar nicht berücksichtigt

Von Gerhard Eisenkolb

Bewundern die korrigierte Fassung der Windkraftplanung: Landrat Thomas Karmasin (von links), Kreisbaudirektorin Reinhilde Leitz, Bauamtschef Christian Obojkovits, Anke Demuth und Bürgermeister Johann Thurner. (Foto: Günther Reger)

Setzt sich Ministerpräsident Horst Seehofer mit dem Vorhaben durch, den Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern auf zwei Kilometer zu begrenzen, kann im Landkreis höchstwahrscheinlich kein einziger Rotor mehr aufgestellt werden. Trotzdem hält Landrat Thomas Karmasin (CSU) im Gegensatz zu anderen Landkreisen unbeirrt an der interkommunalen Planung zur Ausweisung von Standorten fest. Am Dienstag lud er zu einer Pressekonferenz ins Landratsamt, um von den neuesten Fortschritten zu berichten. Das Konzept war in den vergangenen Monaten ein zweites Mal überarbeitet worden. Das heißt, die Flächen wurden ein weiteres Mal erheblich verkleinert. Von ursprünglich einmal rund 2000 Hektar sind nun nur noch 720 Hektar übrig geblieben. Das ist jedoch nur ein Zwischenstand. Mit weiteren Abstrichen ist zu rechnen, wenn das beauftragte Planungsbüro und das Landratsamt nach dem Jahreswechsel bis Ende Februar die rund 1000 Bürgereinwendungen bearbeiten.

Grundlage für die erneuten Korrekturen waren die Stellungnahmen von 71 Trägern öffentlicher Belange. Aus Umweltschutz- und Naturschutzgründen sind insgesamt vier von zwanzig Standorten für Windparks mit mindestens drei Rotoren ganz gestrichen worden. Bei den Flächen handelt es sich um Naturwaldreservate nördlich und südlich von Kottgeisering mit Brutgebieten geschützter Vogelarten. Ganz weggefallen sind auch zwei Konzentrationsflächen auf Grafrather Flur südlich von Unteralting und Mauern. Auch hier besteht Landschaftsschutz. Zudem brüten hier Rotmilan und Wespenbussard. Die bisher 164 Hektar große Fläche auf Egenhofener Flur nördlich von Oberschweinbach musste halbiert werden, weil in den großen Waldgebieten Falken ihren Nachwuchs großziehen. Nur in einem einzigen Fall konnte die Fläche erweitert werden, weil der Segelflugplatz bei Dürabuch nördlich von Maisach entwidmet wurde und damit die bisher für den Flugplatz geltenden Beschränkungen wegfallen. Negativ auf die Standortplanung wirkt sich dagegen der Sonderfluplatz in Jesenwang aus. Dessen Schutzbereich für Platzrunden musste erweitert werden.

Weitere Beschneidungen der Standorte erfolgten aus Denkmalschutzgründen. Laut Kreisbaudirektorin Reinlinde Leitz bestimmte das Landesamt für Denkmalpflege die die Landschaft prägenden Baudenkmäler im Landkreis. Stehen diese innerhalb eines Ortes, darf in einem Abstand von drei Kilometern kein Windrad mehr errichtet werden, befinden sie sich in der freien Landschaft, dann beträgt der Schutzbereich sogar fünf Kilometer. Solche Baudenkmäler sind die auf freier Flur gelegene Sankt Willibaldskirche bei Jesenwang, das ehemalige Hofmarkschloss der Gemeinde Oberschweinbach samt der Kirche Sankt Kajetan sowie die Graf-Rasso-Kirche am Ampermoos bei Grafrath. Auch in Grafrath soll kein Windrad die Blickachse Rasso-Kirche und Ampermoos stören. Ausgenommen hat das Landesamt bisher Pfarrkirchen in den Gemeinden, obwohl auch diese überall die Landschaft im Landkreis prägen. Dies ist laut Leitz geschehen, damit die Denkmalpfleger nicht generell als Verhinderer von Windkraftanlagen gelten. Das heißt, dass in jedem einzelnen Fall später geprüft werden muss, inwieweit Rotoren die prägende Wirkung dieser Baudenkmäler beeinträchtigen. Von Bürgerinitiativen gegen Windkraft sind solche Wünsche bereits ans Landratsamt herangetragen worden. Als Beispiele wurden die den Höhenzug westlich von Fürstenfeldbruck beherrschende Kirche von Puch und die Kirche von Hattenhofen genannt. Zusätzliche erhebliche Einschränkungen ergeben sich aus Richtfunktrassen von Mobilfunkbetreibern, Luftfahrt und Militär. Diese durchschneiden die Standortflächen wie Autobahnen.

Nach der Kommunalwahl soll die dann vierte überarbeitete Standortplanung, bei der die rund tausend Bürgereinwände berücksichtigt worden sind, bei zwei Informationsabenden der Öffentlichkeit präsentiert werden. "Wir haben keinen breiten Widerstand gegen die Planung", dies ist das Fazit, das der Landrat aus mehreren Gesprächsrunden mit Vertretern der Bürgerinitiativen gegen Windkraft zieht. Auch die Gegner würden inzwischen anerkennen, dass die Planung geordnet werden müsse. Zudem können, so lange an dem Konzept gearbeitet wird, alle Anfragen von Investoren, die Windräder bauen wollen, zurückgestellt werden. Im Spätsommer des nächsten Jahres soll das dann endgültige Standortkonzept vorliegen.

© SZ vom 11.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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