Nöscherplatz:Olchings Piazza Maggiore

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Giovanni Migliorati eröffnet eine Espressobar am neu gestalteten Nöscherplatz, weil er an die erhoffte Belebung glaubt. Doch nicht alle Olchinger sind so euphorisch.

Petra Fröschl

Der Brunnen hat es der siebenjährigen Elisa angetan. Während es sich ihre Mutter auf einem der grauen Quader gemütlich gemacht hat, tollt das Mädchen an diesem heißen Donnerstagnachmittag im Wasser herum. "Das Wasser ist schön, aber an manchen Stellen zu tief", lautet das fast schon fachmännische Urteil der Kleinen. Einen lebendigen Springbrunnen, den hätte sich Elisa gewünscht. Ihre Mutter nickt zustimmend. "Der Platz gefällt mir, aber es fehlen Fontänen, Blumen und Bänke."

Alter Platz mit neuem Gesicht: Manch einer der Olchinger Bürger muss sich noch an den neu gestalten Nöscherplatz gewöhnen. (Foto: region.ffb)

Im Frühsommer 2009 war mit dem Umbau des Nöscherplatzes nach langwierigen Debatten begonnen worden. Vor kurzem wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen, so dass das Areal am heutigen Samstag mit einem großen Fest eingeweiht werden kann. Zwar kostete die Umgestaltung die Gemeinde Geld und Nerven - nicht zuletzt wegen der archäologischen Grabungen kam sie mit 1,3 Millionen Euro teurer als erwartet. Aus Sicht der Verwaltung ist die Neugestaltung aber gut gelungen und ein Ort entstanden, der zum Verweilen einladen soll.

Ob das gelungen ist, darüber gehen die Meinungen freilich weit auseinander, vor allem am Brunnen scheiden sich an diesem Donnerstag die Geister. Erwin und Heidi Schneller etwa, sehen in dem modernen Objekt einen Widerspruch zu dem Ziel, einen gemütlichen Dorfplatz zu schaffen. "Der Brunnen ist viel zu groß", sagt Erwin Schneller, der Vorsitzende des Fördervereins Kultur. "Außerdem vermisse ich eine Rundbank um die alte Dorflinde." Positiv finden die Schnellers, dass sich beim Christkindlmarkt die Buden künftig besser verteilen können und der Wochenmarkt dort langfristig unterkommt.

Auch dass das Kriegerdenkmal nun nicht mehr in der Mitte des Platzes steht, sondern an die Kirche herangerückt wurde, sei ein Gewinn. Generell sind die beiden jedoch skeptisch, dass sich der neue Nöscherplatz zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Sie betonen aber, nicht für den Förderverein zu sprechen. "Da gibt es 100 Mitglieder und 50 verschiedene Meinungen", sagt Erwin Schneller, während seine Frau stehen gelassene Eisbecher einsammelt und in den Müll wirft.

Hans-Joachim Gregor, der seit 15 Jahren in Olching lebt, ist ähnlicher Ansicht. Mit seiner Enkelin hat er bereits den Brunnen erkundet und findet die Steine für Kinder viel zu scharfkantig. "Sie hätten zumindest etwas abgerundet werden müssen", meint er. Insgesamt sei der Platz sehr steril geworden. "Ich hätte mir etwas mehr Grün gewünscht." Genau wie anderen Passanten auch, fällt Gregor auf, dass das Wasser am Ende des Brunnens steht und sich schon Dreck an der Oberfläche gesammelt hat.

Auch Bettina und Robert Korbel hätten einen lebendigen, sprudelnden Brunnen besser gefunden. Insgesamt ist der Nöscherplatz ihrer Meinung nach aber schön geworden. "Der alte Platz war recht verkommen, mir gefällt der offene Charakter, den er jetzt hat", sagt Bettina Korbel. Ein Herr, der sich auf einer Bank niedergelassen hat, lobt die "saubere und ordentliche" Gestaltung. Und der 30-jährige Markus Schellmann zeigt sich von der Brunnen-Architektur mit den gerade und schräg angeordneten Quadern regelrecht begeistert. "Ich beneide die Leute, die hier arbeiten", sagt er. "Sie können ihre Füße immer ins Wasser hängen."

Und was meinen die Geschäftsleute? Die sind in erster Linie froh, dass die Bauarbeiten endlich abgeschlossen sind. Als Baustelle war, sei es schon hart gewesen, sagt Giovanni Migliorati, Chef des Restaurants "Le Candele". Doch der Umbau habe sich gelohnt, in den Augen des Italieners ist die Umgestaltung sehr gut gelungen. Weil er sich davon einen Schub erhofft, eröffnet Migliorati nebenan in Kürze noch eine Espressobar. Er kann sich durchaus vorstellen, dass aus dem Platz ein beliebter Treff wird. Vielleicht sogar ein bisschen wie der Piazza Maggiore in seiner Heimat Bologna - "der ist ein super Beispiel für soziales Miteinander."

© SZ vom 03.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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