Alten- und Pflegezentrum Eichenau:Mit Transponder auf der sicheren Seite

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"Wieder was los hier". Mit diesen Worten drückt Herbert Engels (links), Sprecher des Heimbeirats, seine Freude über die Veränderungen aus. (Foto: Günther Reger)

Transponder sollen die Mitarbeiter künftig darüber informieren, wo sich ihre Schützlinge aufhalten

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Das Alten- und Pflegezentrum der Inneren Mission in Eichenau feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Das ist für die Einrichtung nicht nur Anlass, das Jubiläum im Juli gebührend zu feiern, sondern auch für weitere Verbesserungen. Erstmals wird der besonders gut gesicherte Bereich für die Demenzpatienten technisch so gestaltet, dass Besucher und Personal leichter ein- und ausgehen können. Geplant ist die Einführung eines Dementen-Fürsorge-Systems. Damit werde es möglich sein, Patienten mit einem gerichtlichen Unterbringungsbeschluss aufnehmen zu können, kündigte Heimleiter Dirk Spohd beim Neujahrsempfang an.

Menschen, denen durch Gerichtsbeschluss aufgrund einer psychischen Erkrankung die Freiheit entzogen wird und die in einer geschlossenen Abteilung untergebracht sind, sollen sich im Eichenauer Pflegezentrum freier bewegen können. Weil sie aber eine Art elektronische Fußfessel, einen Transponder, tragen, weiß das Personal stets, wo sie sich gerade befinden. Raus könne sie aber dennoch nicht. Das System, so Spohd, werde in der zweiten Jahreshälfte eingeführt.

Nur ein Teil der 173 Pflegeplätze ist für Demenzpatienten vorgesehen. Die übrigen haben ihre Wohnungen, können sich frei bewegen und nutzen ihre Freiheit im hohen Alter, so weit es noch geht, auch aus. Der S-Bahnhof ist in direkter Nähe, auch mit dem Bus bleiben die älteren Leute mobil. Viele Bewohner aber halten sich nach Auskunft von Ehrenamtlichen die überwiegende Zeit im Pflegezentrum auf, einerseits weil sie nicht mehr gut unterwegs sind, andererseits weil sie die Geborgenheit und die Angebote schätzen. Dazu gehört das Programm, das das Pflegeheim selbst bietet, aber auch die individuellen Hilfen, die die mittlerweile 28 Ehrenamtlichen organisieren. So gehen Eichenauer mit ihren Schützlingen spazieren, lesen vor oder singen mit den Bewohnern.

Dass es diese ehrenamtliche Unterstützung gibt, dafür sind Heimleiter Spohd und Bürgermeister Hubert Jung den Helfern sehr dankbar. Manche Helfer sind schon fast von Anfang an dabei, haben schon mehrere alte Menschen betreut. Doch die Zeitspanne, die Senioren in der Einrichtung verbringen, wird immer kürzer. "Die durchschnittliche Verweildauer liegt jetzt bei drei Jahren", sagte Spohd. Durchschnittlich 86 Jahre alt seien die neuen Bewohner, "es geht eher gegen 90 als gegen 80", so Spohd.

Der Tod gehört wie selbstverständlich zu einem Alten- und Pflegeheim dazu. Deshalb setzt man sich auch stärker mit palliativer Pflege auseinander. Das Pflegepersonal trägt deshalb eine besonders große Verantwortung gegenüber den Patienten und den Angehörigen wie auch sich selbst. Es sei eine "menschenwürdige liebevolle Pflege", die das Personal den alten Menschen angedeihen lasse, lobt Spohd seine Mannschaft. "Es ist eine fast grenzenlose Fürsorge und Geduld, die nie empirisch zu erfassen sind." Diese und andere Qualitäten würden regelmäßig überprüft, und auch im vergangenen Jahr habe der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) in seiner Pflegebeurteilung die Note 1,0 vergeben. Die "hohe Zufriedenheit" unter den Bewohnern sei ebenso hervorgehoben worden wie das "äußerst gute Gesamtergebnis". Die Heimaufsicht habe keine Mängel feststellen können, und das Nachrichtenmagazin Focus reihte die Eichenauer Einrichtung in seiner Liste der 629 Top-Pflegeheime ein. Deutschlandweit gibt es etwa 13 000 Pflegeeinrichtungen.

Dass sich in der Pflege generell etwas ändert, zeigt die Entwicklung von der Satt-und-Sauber-Methode über die Abfertigung im Minutentakt bis hin zur neuen Pflegereform. Statt drei Pflegestufen werden Patienten nun in fünf Pflegegrade eingeteilt, die mobile Pflege bekommt Priorität. Laut Spohd wird die Attraktivität der stationären Pflege abnehmen.

Damit alle es angenehm und schön haben, wird in diesem Jahr viel renoviert. Der Teppichboden komm raus, ein neuer "Designholzboden" werde verlegt, eröffnete Spohd den Bewohnern. Der Sprecher des Heimbeirats, Herbert Engels, freut sich schon auf die baulichen und organisatorischen Veränderungen: "Wieder was los hier."

© SZ vom 27.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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