Brucker Stadtmuseum:Rückkehr einer prunkvollen Andachtsstätte

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Vertreter des Hist. Vereins, der Stadt und des Museums blicken auf das Schmuckstück der Ausstellung über die Geschichte des Klosters Fürstenfeld. (Foto: Günther Reger)

Nach fast einem Jahrhundert kehrt der Privataltar eines Abtes in das ehemalige Kloster Fürstenfeld zurück. Das Kunstwerk aus dem Rokoko bereichert nun die Dauerausstellung über die Geschichte dieses sakralen Ortes.

Von Valentina Finger, Fürstenfeldbruck

Ist es der Pelikan, der sich allegorisch wie Jesus Christus für seine Kinder opfert? Oder ist es die Martinsgans, als Ehrbekundung für den Stifter Martin Hazi? Weder noch: Während Johannes Hoffmann vom Historischen Verein Fürstenfeldbruck und Kulturreferent Klaus Wollenberg (FDP) vor dem neu eingetroffenen Hazi-Altar im Fürstenfeldbrucker Stadtmuseum rege diskutieren, weiß Kulturreferentin Birgitta Klemenz (CSU) es genauer: Der Vogel auf dem kleinen Wappen an der Spitze des Rokokoaltars stelle einen Kranich dar. Stelle man sich diesen mit angehobener Klaue vor, in welcher er einen Stein hält, ergebe er das Symbol für die Wachsamkeit der Äbte. Darüber sind der silber-rote Zisterzienserbalken des früher in Fürstenfeld ansässigen Mönchsordens und das persönliche Wappen von Abt Martin Hazi abgebildet, der den Altar im 18. Jahrhundert in Auftrag gab.

Seit Monaten wird auf die Rückkehr des Altars, der seit 85 Jahren im Diözesanmuseum Freising ausgestellt war, hingearbeitet. Der letzte Raum der Dauerausstellung zum Kloster Fürstenfeld, die erst zum 750. Klosterjubiläum vor zwei Jahren komplett neu gestaltet wurde, passte man vollends an die Bedürfnisse des neuen Schmuckstücks an. Dieses steht nun in ganzer Pracht an der Südwand, umrahmt von großen Fenstern, ihm gegenüber die Stuck- und Fresko-Techniken, die dem 3,5 Meter hohen Altar weichen mussten. Was es in der Rotunde in der Mitte des Raums zu Musikern und bildenden Künstlern der Gotik und Barockzeit zu sehen und zu hören gab, ist nun digital auf zwei Touchscreens gebündelt. "Jetzt kann sich jeder so viele Informationen holen, wie er will, ohne dafür im Kreis laufen zu müssen", sagt Museumsleiterin Angelika Mundorff.

Ursprünglich stand der Altar in einer Nische. Da man sich im Museum nicht die Mühe machen konnte, ihn vollkommen einzuhausen, ist die derbe Holzrückseite, bei der mit Verzierungen gespart wurde, gut sichtbar. Doch auch das ist kein Problem. "Bei einem musealen Objekt ist es auch mal schön zu sehen, was eigentlich dahinter steckt", sagt die stellvertretende Museumsleiterin Eva von Seckendorff. Was an der Rückseite ganz fehlt, ist an der prunkvoll ausgestalteten Vorderseite im Übermaß vorhanden: Neben Wappen, Strahlenkranz und zahlreichen Blattgold-Applikationen sind besonders die filigranen Blütengirlanden aus Holz Ausdruck der Kunstfertigkeit, die in dem rund 250 Jahre alten Altar steckt.

Martin Hazi, der von 1761 bis 1779 Abt in Fürstenfeld war, muss sich seinen Altar einiges kosten haben lassen. Marmormalerei, beim Hazi-Altar als Zusammenspiel von Gelb, Rot und Grün zu sehen, war begehrter als echter Marmor und dementsprechend teuer. Je weiter man sich vom Altar entfernt, desto mehr wirkt das auf Holz vorgetäuschte Material wie echt. Das Altarbild der Beweinung Christi stammt von Christoph Winck, der auch als Bühnenmaler tätig war. Auf der Bühne saß für den Hazi-Altar auch der Pianist Christoph Amtmann, der mit seinem Benefizkonzert im vergangenen Jahr rund 2500 Euro für die Rückführung des Altars einspielte. "Als ehemaliger Klosterzögling ist es für mich einfach wunderbar, dass ich einen Beitrag dazu leisten konnte, dass der Altar zurück nach Hause kommt."

Im Nebenraum hat sich ein weiterer Neuankömmling zu der Dauerausstellung gesellt: Die Holzfigur des Klosterstifters Ludwigs des Strengen steht nun wieder zwischen dem bedeutenden Zisterziensermönch Bernhard von Clairvaux und dem damaligen Prior Johannes Pistorius, so wie diese eine von zwei Dreiergruppen 1527 für das Grabmal des Stifters angefertigt wurde. Ähnlich wie die Ludwigsfigur jahrelang als verschollen galt, wurde eine andere Mönchsfigur in den Achtzigerjahren durch Zufall in der Schöngeisinger Straße entdeckt. Es sei gut möglich, so Wollenberg, dass sich auch die fehlenden vier Holzmönche oder die zweite Dreiergruppe noch irgendwo unbemerkt befinden. Deswegen sei jeder aufgefordert, die Augen nach diesen wertvollen Stücken Kunstgeschichte offen zu halten.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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