Neuer Standort:Firma will Grafrath verlassen

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Cabero-Chef sucht nach dem Bürgerentscheid gegen eine Betriebserweiterung einen neuen Standort

Von Manfred Amann, Grafrath

Am Montag hat sich abgezeichnet, dass das Votum der Grafrather vom Sonntag beim Bürgerentscheid und beim Ratsbegehren gegen die Erweiterung des Gewerbegebietes Wahlfeld Folgen haben wird. Der Inhaber der Firma Cabero Wärmetauscher sieht kaum noch ein Chance, den Standort am Ende der Jesenwanger Straße zu erhalten. Die Gemeinde muss sich darauf einstellen, dass, gemessen am Durchschnitt der vergangenen drei Jahre, jährlich 250 000 Euro und mehr an Gewerbesteuereinnahmen fehlen werden. "Wenn Grafrath uns hier nicht mehr haben will, dann gibt es eben den Cabero-Exit", flachste Firmenchef Laurentino Cabero auf Anfrage der SZ enttäuscht. "Mit Galgenhumor", wie er befand.

Laut Cabero soll seine Aussage nicht als Trotzreaktion gedeutet werden. Ein schnelle Aufgabe des Standorts sei nun notwendig, um die prosperierende und international agierende Firma für Kältetechnik für die Zukunft fit zu machen. Daher habe er gehofft, "dass die Bürger eine zukunftsorientierte Entscheidung für Grafrath treffen". Der Betriebschef wollte von den 1,4 Hektar der geplanten Erweiterungsfläche, die sowohl im überregionalen Landschaftsschutzgebiet als auch als Gewerbegrund im Flächennutzungsplan geführt wird, bis zu 4000 Quadratmeter erwerben, um ein Laborgebäude und eine Bürohaus zu errichten, in dem die Verwaltung mehrerer Produktionsstandorte zusammengeführt werden sollte. Ferner sollte eine Vorratsfläche für die künftige Entwicklung übrig bleiben. Aus den Plänen wird nun nichts. Cabero hatte schon vor dem Entscheid Alternativstandorte ausgelotet.

Er habe mit Kommunen in den Landkreisen Landsberg und Starnberg gesprochen und werde nun verhandeln, sagte der Chef. Wegen der Platznot könnte es rasch gehen. Auch die Mitarbeiter hätten in der Standortfrage ein wichtiges Wort mitzureden, denn man wolle das gesamte Fachpersonal einschließlich der Beschäftigten mit Handicap auf jeden Fall mitnehmen, eine gute Verkehrsanbindung sei daher wichtig. Die 22 Fachkräfte hätten auf das Ergebnis der Bürgerbefragung mit Bestürzung und Unverständnis darüber reagiert, nach Jahren guten Einvernehmens gesagt zu bekommen, dass man hier nicht mehr erwünscht sei. "Wir müssen die Konsequenzen ziehen, so leid es mir für Grafrath tut, wo ich aufgewachsen bin und wo mein Vater vor 16 Jahren die Firma gründete", sagt Cabero. Er finde es schäbig, wie mit dem Bürgermeister umgegangen worden sei, denn Markus Kennerknecht habe "für die Kommune das Beste gewollt", befand der Firmeninhaber und äußerte den Verdacht, dass es "bestimmten Personen" offensichtlich auch darum gegangen sei, den Gemeindechef zu demontieren.

Die Ablehnung sei im Wesentlichen auf die Wahlbeteiligung zurückzuführen, glaubt Cabero. Während es dem Aktionsbündnis, "mit stark emotionalisierter, teilweise aggressiver sowie diffamierender Werbung" gelungen sei, die Bürger zu mobilisieren, hätten CSU, SPD und Frauenliste dies nicht geschafft. "Ich bin überzeugt, wenn die Wahlbeteiligung nicht bei 52, sondern bei über 60 Prozent gelegen wäre, wäre das Ergebnis knapp für die Erweiterung ausgefallen", so der Firmenchef. Auf die Frage, was mit dem Standort nach dem Wegzug passieren soll, führte Cabero an, dass er verkaufen oder vermieten könne, ersteres aber favorisiere. Auf die künftige Nutzung habe er keinen Einfluss. Für die Erweiterungsgegner hoffe er, dass sich "kein Logistikunternehmen und kein Produktionsbetrieb" ansiedle. An die Mitglieder des Aktionsbündnisses Grafrath, "die noch meine Nachbarn sind", richtet Cabero die Bitte, Vorschläge einzubringen, wie die Gemeinde das Defizit bei der Gewerbesteuer ausgleichen könne. Ein Trost ist es für den Betriebschef, dass die Gewerbesteuersätze in den drei künftigen potenziellen Standortgemeinden unter dem Grafrather Satz liegen.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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