Neue Vorsitzende des Rugbyverbandes Bayern:Harter Mannschaftssport in Frauenhand

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Sigrit Liebe aus Gröbenzell ist zur Vorsitzenden des Rugbyverbandes Bayern gewählt worden. Die 51-jährige Unternehmerin ist damit die erste Frau in diesem Amt

Von Anna Schorr, Gröbenzell

Der Rugbyverband Bayern hat eine neue Vorsitzende: Sigrit Liebe aus Gröbenzell ist die erste Frau in diesem Amt, hat selbst nie Rugby gespielt - und ist von der doch etwas ruppigen Sportart restlos begeistert. "Was mich an Rugby so fasziniert, ist die Fairness, der Respekt und die Disziplin. Es geht wirklich hart zur Sache, aber es gibt auch strenge Regeln, die eingehalten werden", sagt sie. Zu der Sportart sei sie über ihre Tochter gekommen, die mit neun Jahren begann, Rugby zu spielen. "Sie erzählte mir, dass sie mit Rugby anfangen wolle, und ich sagte: 'Kommt nicht in Frage'", erzählt die 51-Jährige lachend.

Heute ist Liebe Vorsitzende des Rugbyverbandes Bayern, ihre Tochter spielte in der deutschen Damen-Nationalmannschaft. Die "Rugby-Karriere" der Mutter begann beim 1. SC Gröbenzell. Die Gröbenzellerin leitete bis zum Jahr 2016 die Rugby-Abteilung, im Jahr 2017 wurde sie Jugendwart und Vizevorsitzende des Rugbyverbandes Bayern. Dieser vereinigt knapp 40 Vereine und gut 2500 Mitglieder. "Mit der Arbeit für den Verein und später den Verband wurde es einfach immer mehr", beschreibt Liebe, wie sie zum Amt der Vorsitzenden gekommen ist, "Ich habe gesagt: 'Wenn ihr Unterstützung braucht, helfe ich gerne'. Und so habe ich immer mehr Aufgaben übernommen."

Dass sie als Vorsitzende nun eine Frau ist und noch dazu selbst nicht Rugby gespielt hat, störe niemanden. "Ich habe am Anfang auch gesagt, dass das doch nicht geht. Aber es waren sich alle einig: Es geht sehr wohl. Es gibt hier aber auch keinen Männer-Frauen-Kampf." Dass Rugby eine gute Sportart für beide Geschlechter ist, davon ist Liebe überzeugt. Weltweit und in Bayern spielten zwar mehr Männer als Frauen Rugby, aber Frauen seien in dieser Sportart "auf dem Vormarsch". Um die zwölf Frauenmannschaften gäbe es schon in Bayern, gut 20 Teams im Freistaat seien männlich. Dabei seien bei Männern Partien mit 15 Spielern pro Mannschaft verbreiteter, in Frauenmannschaften würde häufiger mit sieben Spielerinnen pro Team gespielt.

Nicht nur die Sportart an sich begeistert Liebe, sondern auch alles um den Rugby-Sport herum. "Die dritte Halbzeit ist ganz wichtig: Nach einem Spiel setzt man sich zusammen und es ist alles sehr herzlich und familiär. Auf dem Spielfeld bekämpfen sich die Mannschaften bitter, aber nach dem Pfiff liegt man sich in den Armen und beklatscht die anderen Spieler", berichtet Liebe. So hätten sich schon viele Freundschaften entwickelt, auch internationale. Wenn Liebe gerade nicht am Spielfeldrand steht, kümmert sie sich als Selbstständige um ihr Textildruckunternehmen. Für den Gröbenzeller Verein habe ihre Firma damals den ersten Trikotsatz gespendet, erinnert sie sich: "Das ist aber schon lange her".

Sigrit Liebe kam über ihre Tochter zum Rugby und damit zu einer erfolgreichen Funktionärslaufbahn. (Foto: oh)

Heute wolle sie als Vorsitzende vor allem für die Vereine da sein und ihnen eine Plattform zum Rugbyspielen zur Verfügung stellen. "Wir möchten aber auch die Sportart in Bayern weiter verbreiten und versuchen, Rugby in Regionen zu bringen, wo man diesen Sport noch nicht so wirklich kennt", blickt Liebe in die Zukunft. In Deutschland sei Rugby noch nicht sehr angekommen. Um die Sportart hierzulande weiter voranzubringen, sei auch Medienaufmerksamkeit wichtig. "Die Leute müssen mehr über Rugby erfahren", sagt Liebe. Daneben ist ihr vor allem die Jugendarbeit wichtig: "Es fasziniert mich einfach, nah an den Kindern und Athleten dran zu sein und als Funktionärin den Rugbysport weiter zu verbreiten."

© SZ vom 07.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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