Neu- und Gebrauchtwagen:Uneinigkeit in der Dieselkrise

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Lässt sich ein Auto mit Dieselmotor in diesen Tagen noch verkaufen? Autohändler aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck sind unterschiedlicher Meinung. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Autohändler im Landkreis kritisieren vor allem die massenhafte Verschrottung meist noch relativ junger Fahrzeuge

Von Karl-Wilhelm Götte, Fürstenfeldbruck

Sind auch die Autohändler Verlierer der Dieselkrise? SZ-Anfragen bei Autohäusern und Gebrauchtwagenhändlern ergeben ein differenziertes Bild. Manche spüren die Dieselkrise nicht und verzeichnen keinen oder nur einen minimalen Umsatzrückgang. Es gibt aber auch Händler, die Probleme beim An- und Verkauf von Diesel-Gebrauchtwagen beklagen. Andere sehen das wiederum nicht so. Wenn Alexander Lutz auf die Dieselkrise angesprochen wird, ist seine Empörung sofort spürbar. "Das hinterlässt Spuren", sagt er ziemlich aufgebracht. "Bis heute gibt es keine Nachrüstungslösung für Euro-5-Diesel."

Seit 1974 besteht das Autohaus Lutz in Fürstenfeldbruck. Angeboten werden dort die Marken Ford, Suzuki und Nissan. Für Autohändler gebe es einen direkten Zusammenhang zwischen einem Gebrauchtwagen und einem Neuwagen. "Wenn du keinen Gebrauchtwagen eines Kunden mehr vernünftig in Zahlung nehmen kannst, verkaufst du keinen Neuen mehr", beschreibt Alexander Lutz seine Erfahrungen in den vergangenen Monaten. Karl Moser vom Autohaus Moser in Puchheim und Germering ist da zuversichtlicher. Er vertreibt die Marke VW. Er hatte im vergangenen Jahr einen Rückgang beim Neuwagenverkauf verzeichnet, der sich jedoch wieder normalisiert habe. "Im gewerblichen Bereich ist der Stand wie vorher", sagt Moser und dieser sei sein Hauptstandbein. 50 Prozent des Absatzes gehe in diesen Sektor. Bei den privaten Kunden betrage der Anteil von Dieselfahrzeugen lediglich etwa 20 Prozent. Dort dominiert der Verkauf von Benzinautos. Beim Diesel läuft das Geschäft weniger günstig. "Aus dem Stegreif", formuliert Moser, "würde ich sagen, dass wir dort einen Umsatzrückgang von zehn Prozent haben."

Was alle Autohändler eint, ist der negative "Hype um die Dieselkrise", wie es Karl Moser sagt. Das drücke natürlich aufs Geschäft. Wilhelm Brugglehner vom Autohaus Rasch in Fürstenfeldbruck spricht sogar von "Hysterie". Auch für ihn, der ebenfalls die Marke VW vertreibt, ist der Gebrauchtwagenmarkt ein Problem. "In Deutschland ist der Markt gedeckt", sagt Brugglehner. Er verkauft jetzt Dieselfahrzeuge vor allem ins Ausland. In Deutschland finden gebrauchte, aber fast neue Dieselautos kaum noch Käufer. "Es ist traurig", so Brugglehner, "was für Werte kaputtgemacht werden." Das Neuwagengeschäft mit Dieselautos laufe normal. "Da kann ich nichts Negatives sagen", gibt der Autohändler zu Protokoll, um auch etwas zu spekulieren: "Vielleicht wäre der Absatz ohne Dieselkrise noch besser."

Auch Thomas Post vom Autopark Emmering, der mit Gebrauchtwagen handelt, kann keine Dieselkrise ausmachen. Gerade kommt er von einer Probefahrt mit einem potenziellen Dieselkunden zurück. "Das Geschäft ist schwieriger geworden, aber ein Absatzproblem gibt es nicht", sagt Post. Dass es Diesel-Fahrverbote in den Städten gibt, bringt ihn mächtig auf die Palme. "Ich mag sowieso nicht in die Stadt fahren", steht für ihn fest, "Einkaufen kann ich draußen viel besser." Post kann die Sinnhaftigkeit der Aufregung um Dieselautos nicht entdecken. Auch er beklagt "die dramatische Verschwendung von Werten" von nur wenige Jahre alten Dieselautos, die auf Schrottplätzen landen. Er sieht das als "deutsches Problem". "Das ist doch krank, dass man die in Deutschland wegschmeißt", so Post empört. Dort würden dann die Motoren ausgebaut und wenig später in Bulgarien und Rumänien in andere Autos eingebaut.

Für Menschen, die vor allem berufsbedingt längere Strecken fahren müssen, gibt es zu Dieselautos kaum eine Alternative, sagen die Händler im Landkreis übereinstimmend. Alexander Lutz hätte sich gewünscht, dass die Nachrüstung ältere Dieselautos mit einer Kostenteilung passiert wäre. "Ein Drittel der Staat", sagt er, "ein Drittel der Hersteller und ein Drittel der Kunde, das hätte doch jeder gemacht." Ihm passt wie anderen auch die ganze Linie nicht. "In Stuttgart sperrt man Straßen für Dieselautos und auf dem Neckar fahren Schiffe mit Dieselmotoren", prangt er die Fahrverbote an. "Wenn schon, dann muss man das in ganz Deutschland konsequent machen", meint Lutz. Auch der Luftverkehr bewege sich beispielsweise ohne Filtertechnik.

© SZ vom 05.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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