Neptunfest in Mammendorf:Warten auf den Wassergott

Lesezeit: 3 min

Zahlreiche Besucher versammeln sich am Samstagabend am Mammendorfer See, um das traditionelle Fest um den römischen Gott des Wassers zu feiern. Besonders für die Kinder ist die Veranstaltung der Wasserwacht ein Spektakel

Von Manfred Amann, Mammendorf

Samstag, später Nachmittag, nur langsam legt sich die Dunkelheit über den Badesee am Freizeitgelände bei Mammendorf. Denn ein klarer Himmel, funkelnde Sterne und ein kräftig strahlender Dreiviertelmond halten dagegen. Und sie tauchen das Gelände in eine zauberhafte Abendstimmung. "Das ist ein traumhaftes Neptunwetter. Eines wie wir es selten hatten" freut sich Benjamin Miskowitsch, der als Vorsitzender das "Winterevent" der Wasserwacht Mammendorf seit acht Jahren koordiniert. Er rechnet mitdeutlich mehr Besuchern - und soll Recht behalten.

Nach und nach drängen prozessionsartig Familien mit Kindern, manche noch im Kinderwagen, auf die Liegewiese. Um die wärmenden Feuerkörbe und Lagerfeuer sammeln sich die Menschen, am Glühweinstand und an der Würstchenbude heißt es Schlange stehen und im Hintergrund spielt der Bläserkreis "Da Capo" weihnachtliche Weisen. "Auch wenn es ein wenig kalt ist, in dieser wunderbaren Atmosphäre lässt es sich gut aushalten und auf den Neptun warten", sagt eine Frau. Auch den Kindern gefällt es, doch die drängt es mehr an den See, in dem sich die mit vielen Lichtern gefassten Umrisse des Wasserwachthäuschens am gegenüberliegenden Ufer spiegeln. Taschenlampen leuchten auf und immer wieder wird der Wasserspiegel abgeleuchtet. "Da schau, da bewegt sich was", sagt Peter zu Luise. Doch es war ein Irrtum. Kevin hat Gummistiefel an und geht etwas in den See hinein. "Ich will den Neptun als erster sehen", ereifert sich der Zehnjährige, kommt dann aber doch zurück ans Ufer, weil Mama die nächtliche Wasserexpedition gar nicht gefällt. Gelassener verbringt Sebastian Bienik die Zeit bis der römische Wassergott aus den Fluten steigt. "Ich beobachte gern, was die Kinder so treiben und wie sie sich freuen", verrät er. 13 Jahre ist Sebastian alt und kennt das Neptunfest schon seit Jahren. Gut ein Jahr lang ist er nun schon selbst Mitglied der Wasserwacht und begeistert davon, "was wir so alles machen".

Nun nestelt Miskowitsch an seinem Funkgerät, dreht sich etwas ab, Umstehende hören aber noch ein "jetzt ist er abgetaucht". Das heißt, dass Robert Greipl als Neptun und sein Begleiter, Sebastian Saft, im Wasser sind und an einem von der Badeinsel bis zum Auftauchplatz gespannten Seil entlang zum Ufer schwimmen. Nun kommt Bewegung in die Besuchermenge, Väter heben ihre Kleinen auf die Schultern, die größeren Kinder drängen an den Strand und die Erwachsenen hinterher. Von weitem kann man einen leichten Lichtschein unter Wasser sehen. "Da kommt er", ruft ein Mädchen und je näher das Unterwasserlicht kommt, desto aufgeregter werden die Kinder. Eine Gruppe Buben hat sich direkt um den Platz postiert, an dem abgedeckt von einer Plane, die Geschenktüten liegen. "Hier muss er rauskommen, das weiß ich noch vom Vorjahr", ruft Sven, dann brodelt es im Wasser und Luftblasen steigen auf. Höchste Zeit für Anton Fasching von der Fotogruppe Mammendorf, die Kamera zu justieren, um die strahlenden Kindergesichter festzuhalten. Jetzt sieht man das Licht ganz deutlich, Wellen breiten sich aus, dann sieht man so etwas wie Schlingpflanzen und nun steigt der Wassergott mit Taucherbrille auf der Nase und einem Tarnnetz über dem Neoprenanzug aus dem See.

Eltern applaudieren, Kinder schreien vor Entzücken und auf der Badeinsel wird ein buntes Feuerwerk gezündet, das sich wunderbar im See spiegelt. Für den Neptun und Miskowitsch beginnt nun ein hartes Stück Arbeit: die Verteilung der 300 Geschenktüten mit Süßigkeiten, Obst und Überraschungseiern. In der Tüte liegen aber auch noch ein Weihnachts- und Neujahrsgruß sowie ein Zettel, auf dem alle Sponsoren aufgelistet sind. "Ohne die Unterstützung von Firmen und Privatpersonen könnten wird das Neptunfest mit Bescherung nicht machen", erzählt der Vorsitzende. Dass der vorweihnachtliche Abend so gut ankomme, sei letztlich auch den Spendern zu verdanken. Für die Wasserwacht selbst hat das Neptunfest auch eine besondere Bedeutung. "Etwa 40 Aktive helfen mit und kommen so auch im Winter zusammen", sagt Miskowitsch. Im Sommer würden sich die Mitglieder aufgabenbedingt häufig sehen, im Winter kaum, daher sei das Neptunfest für die Förderung des Zusammenhaltes ganz wichtig.

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: