Naturschutz in Fürstenfeldbruck:Bäume und Blühwiesen für Bruck

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Die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz legt dem neuen Stadtrat eine Wunschliste vor. Sie umfasst Projekte wie ein Wäldchen auf dem Viehmarktplatz sowie die Umgestaltung von Grünflächen

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Der Bund Naturschutz erhofft sich vom neu gewählten Stadtrat mehr Engagement für den Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität. Das macht Holde Tietze-Härtl, Vorstandsmitglied in der Ortsgruppe Fürstenfeldbruck/Emmering in einem offenen Brief an die Kommunalpolitiker deutlich. Sie liefert auch gleich eine Liste mit mehreren "Baustellen" mit. "Während wir hoffen dürfen, dass die Pandemie irgendwann zu Ende geht und unser Leben unter normalen Bedingungen weiter geht, ist die Biodiversitäts- und Klimakrise viel gefährlicher, weil unumkehrbar", schreibt Tietze-Härtl. Das überaus erfolgreiche Abschneiden des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" sei ein eindeutiges Zeichen dafür, "dass die Bürgerinnen und Bürger einen Wandel hin zu mehr Natur- und Klimaschutz von der Politik einfordern".

Blühwiesen

Ergänzend zu dem beschlossenen Blühwiesenkonzept der Stadt, das hauptsächlich aus schmalen Streifen von Straßenbegleitgrün besteht, sollen auch großflächige Blühwiesen zur Sicherung der Artenvielfalt angelegt werden. Das südliche Drittel der Ochsenwiese entlang der Bahn soll wieder Blühwiese werden - statt Parkplatz für Großveranstaltungen. Das kleine Feuchtgebiet in der Ecke zur Bahnhofstraße sollte als Biotop aufgewertet werden. Die Flächen sollten wieder unter städtische Pflege genommen werden (Auflösung der Pachtverträge). Für Großprojekte wie die Gartentage sind Verkehrskonzepte beispielsweise mit Shuttlebussen vom S-Bahnhof zum Volksfestplatz vorzulegen. Die Wiese zwischen Amperstausee und Schöngeisinger Straße, zwischen Fürstenfelder Straße und Minigolfplatz, soll zwischen dem Stifterwäldchen im Norden und dem Spiel- und Bolzplatz im Süden zur Blühwiese werden. Die Flächen sollten ebenfalls wieder unter städtische Pflege genommen werden, da sich der Landwirt nicht an alle Auflagen halte. Die Fläche könne gar nicht wirtschaftlich bearbeitet werden, da das Mähgut zu viele Gänsefedern enthalte und deshalb nicht verfüttert werden dürfe.

Grüngürtel und Freiflächen

Der Grüngürtel im Westen und Norden der B 471 ist im Flächennutzungsplan verankert. In einem Mosaik sollen Blühwiesen, Streuobstwiesen, Biotopinseln, Tümpel, Kiesflächen, Hecken und Sträucher sowie Feldlerchenfenster entstehen. In einem Teilbereich liegen auch Wälder, die im Besitz der Stadt sind. Diese sind in stabile Mischwälder umzubauen und zu erweitern, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Egal ob per Freiflächengestaltungssatzung oder Baumschutzverordnung - die wertvollen Stadtbäume seien zu schützen, "skandalöse" Rodungen wie auf dem Parkplatz der Firma Schleifring sollen laut BN in Zukunft tabu sein. Die Fällung von nochmals 43 Stadtbäumen auf dem AEZ-Grundstück an der Industriestraße gelte es zu verhindern.

Gewässer

In dem Amperarm "Nasenbach", der vom Wehr am Schwimmbad vorbei am Wirtshaus Auf der Lände Richtung Innenstadt verläuft, laicht die Nase, eine heimische Fischart. Der Amperarm ist aber in der Regel ausgetrocknet. Voraussetzung für eine Revitalisierung wäre eine Mindestmenge an Wasser. Die Stadtwerke müssten das Wehr dafür geringfügig öffnen und damit auf einen kleinen Teil der Stromproduktion verzichten. Die alte Fischtreppe am Amperwehr wird als untauglich eingestuft. Fische mit dicken Bäuchen voller Laich kämen die engen Stufen nicht hinauf, eine Fischtreppe mache nur an der Hauptströmung Sinn. Die neue Fischtreppe müsste also direkt am Elektrizitätswerk gebaut werden.

Flächenversiegelung

Obwohl Experten seit Jahren davor warnen, werden gerade im Landkreis "in atemberaubendem Tempo" Flächen bebaut und versiegelt - täglich seien es 2600 Quadratmeter, so der BN. Damit nehme der Landkreis bundesweit einen Spitzenplatz ein. Ergebnis: "Gigantische Gewerbegebiete" und viele neue Straßen. Der BN fordert die Regulierung durch ein Flächenkataster. Vor allem im Gegenzug zur geplanten Bebauung des Fliegerhorsts müssten Flächen renaturiert werden. Gut vorstellen könnten sich die Naturschützer einen kleinen Wald mitten in der Kreisstadt: auf dem südlichen Teil des Viehmarktplatzes - als Ausgleich zu der hohen baulichen Verdichtung und Versiegelung der westlichen Innenstadt. Sinnvoll sei es gleichwohl, die städtebaulich gebotene Bebauung des nördlichen Teils voranzubringen, weil diese etwa Voraussetzung sein kann für die Ausweisung verkehrsberuhigter Zonen und den Bau einer Tiefgarage.

Energiewende

Mit dem Beitritt der Stadt 2012 zum Europäischen Konvent der Bürgermeister hat sich die Stadt zu 35 Prozent CO₂-Einsparung bis 2020 verpflichtet. Das Ziel wurde nicht im Ansatz erreicht. Im Verkehr, in der Wirtschaft und gerade beim Bauen, ob Neubau oder Gebäudebestand, seien viel größere Anstrengungen erforderlich: "Wir brauchen klimaneutrales Bauen - also unterm Strich kein CO₂-Ausstoß über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes - in unserer Stadt als Standard, bei allen städtischen Neubauten, beim Verkauf städtischer Grundstücke und bei der Schaffung von Baurecht", so Tietze-Härtl. Sie fordert mehr Photovoltaik und eine schnellere Sanierung und Dämmung des Altbestands.

Nahverkehr

Um eine Verkehrswende in der Stadt zu erreichen, müsste jedes Jahr mindestens ein Bauprojekt umgesetzt werden. Als Beispiele nennt der BN Augsburger und Münchner Straße, Oskar-von- Miller-, Fürstenfelder und äußere Schöngeisinger Straße (Umfahrungsroute für Lastwagen). Weitergehen müsse es auch mit dem Abschnitt von Sulzbogen/Richard-Higgins-Straße. Weitere Maßnahmen: Tempolimits, Freigabe von Einbahnstraßen wie der Luitpoldstraße, Markierung von Schutzstreifen und Radfurten, Ausweisung von Fahrradstraßen, Anbringen von Sicherheitsspiegeln sowie Wegweisern für Radtouren.

Zudem müsse der öffentliche Nahverkehr schneller sowie pünktlicher und die Bahnstrecke bis Fürstenfeldbruck viergleisig ausgebaut werden. "Zur Sicherheit der Fahrgäste sollte der Bahnhofsvorbereich verkehrsberuhigt umgebaut" und der Bahnhof Buchenau mit Zuganzeigern ausgestattet werden. Der Umstieg vom Auto würde durch Ampel-Vorrangschaltungen für Busse erleichtert. Hier verweist der BN auf einen Antrag aus dem Jahr 2014 des Vorstandsmitglieds Thomas Brückner, der auch dem neuen Stadtrat angehört.

Auf einem Teil der Ochsenwiese zwischen Klosterareal und S-Bahnhof könnten Blumen und Kräuter wachsen. (Foto: Günther Reger)

Carsharing und Radverleih sollen ebenso in Kooperation mit dem Landkreis vorangebracht werden wie gesicherte Rad-Parkboxen. Der Verkehrsentwicklungsplan der Stadt soll als Grundlage dienen "für ein umweltfreundliches Verkehrskonzept vor allem für die Innenstadt, das Fußgängern, Radfahrern und dem ÖPNV Vorfahrt einräumt und mehr Straßenraum zugesteht". Der motorisierte Individualverkehr müsse reduziert werden. Die Geschäftsstraßen Schöngeisinger und Pucher Straße könnten als verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche mit Tempo 20 umgestaltet werden - auch dies ist ein bekanntes Konzept Brückners, das in der Schublade gelandet ist. Für das Parken in der Innenstadt sei ein Parkraumkonzept auszuarbeiten. Weiteren Überlegungen zu "natur- und stadtzerstörenden" Umfahrungsstraßen erteilt die BN-Ortsgruppe Holde Tietze-Härtl zufolge "eine klare Absage.

© SZ vom 13.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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