Natur und Kunst:Landschaften und Viecher

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Die Künstler Elke Jordan und Gregor Netzer stellen gemeinsam in Grafrath aus

Von Lea Schellenberg, Grafrath

Auf einer Staffelei ragt das große Gemälde von Elke Jordan in ihrem Garten empor. Mit hellen warmen Tönen steht die ruhige Landschaft des Gemäldes im Kontrast zu dem leuchtenden Grün der Umgebung. Die gedeckten Farben schaffen ein harmonisches Bild. Mit feinen Pinselstrichen sind die Gräser auf dem unteren Drittel des Bildes gemalt. Am Horizont sieht man die Kronen von zwei Laubbaumgruppen. Darüber erstreckt sich der Himmel. Im Kontrast zu dieser Landschaft aus der Serie "Eine Zeit still" von Jordan, stehen die Monotypien ihres Ausstellungspartners Gregor Netzer. Schwarz auf weiß ist von links nach rechts ein ausgestreckter Hase zu erkennen. Auf der Abbildung kann man bei genauerem Hinschauen die Anatomie und feine Strukturen des Inneren des Hasen sehen. Es ist eine Nekrografie, wie der Künstler es selbst benannt hat.

Jordan und Netzen harmonieren privat genauso gut wie ihre Kunstwerke. (Foto: Privat)

Die eng befreundeten Künstlerkollegen verbindet die Unmittelbarkeit in ihren Werken und die Beschäftigung mit der Natur. Elke Jordan malt pure Landschaften - "keine Viecher, keine Menschen", wie sie sagt. Ob Ampermoos, Ammersee oder Afrika. Wenn sie eine Landschaft auf Anhieb anspreche und in ihr etwas auslöse, mache sie direkt ein Foto oder eine Skizze, sagt sie. Dazu, sammle sie immer Sand oder Erde am jeweiligen Ort. Beim Malen selbst lege sie dann aber Fotografie oder Skizze beiseite - nur der Sand bleibe. Denn den trägt sie mithilfe von Acryl auf ihr Kunstwerk auf. Die dadurch entstehenden Unebenheiten würden dem Bild bei unterschiedlichem Lichteinfall immer wieder einen neuen Ausdruck verleihen, sagt sie. Elke Jordan möchte die Stimmung der Landschaft, das was sie dabei fühlt, in ihren Bildern einfangen und vermitteln. Sie will mit ihrer Kunst etwas bewegen und Emotionen beim Betrachter wecken. Ihre Botschaft sei es aber auch, sich mit der Frage auseinanderzusetzen wie der Mensch mit der Landschaft umgeht, die ihn umgibt.

Gregor Netzen nutzt Tiere als Arbeitsmaterialfür seine "Nekroprafien". (Foto: Carmen Voxbrunner)

Dieses Thema der Achtsamkeit findet sich auch bei Gregor Netzer wieder. Denn er benutzt das "Viech" nicht nur für seine Kunst, sondern verarbeitet es "from nose to toe". Die Menschen hätten mittlerweile den Bezug und den Respekt zum Tier verloren. Durch abgepacktes Fleisch im Supermarkt habe man keine Berührung mehr dazu. Netzer behandelt das Tier als Lebensmittel mit Respekt und Liebe. Bei ihm muss deshalb auch alles schnell gehen, damit er das Tier weiter verarbeiten kann. Er drückt das Japan-Papier auf den leblosen Körper und Körperflüssigkeiten bleiben an dem Papier kleben. Daraufhin nimmt er einen Eimer Grafit und kippt ihn auf das Papier. Das Pulver bleibt an manchen Stellen mehr, an manchen Stellen weniger haften, durch die Fette auf dem Papier. So entsteht ein einzigartiger Druck. Danach verarbeitet er den Rest des Tieres, samt Fell, Fleisch und Knochen. Sein größtes Kompliment komme von einem Künstlerkollegen, einem"Hardcore-Veganer", der eines seiner Werke auf dem Ehrenplatz in seinem Haus aufgehängt habe. Dieser sehe welche Liebe, welcher Respekt zum Tier in dem Werk stecke.

Elke Jordan malt Landschaften. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Obwohl Elke Jordon und Gregor Netzer verschiedene Methoden benutzen, finden sie in der Nähe zur Natur zusammen. Die beiden Künstler stellen im Garten von Elke Jordan am Sonntag von 12 bis 20 Uhr aus. Dort werden durch die einzigartige und bewegende Kunst Emotionen geweckt und zum Nachdenken wird angeregt.

Ausstellung "Landschaften und Viecher", Bahnhofweg 20R Grafrath,Sonntag, 12. Juli, von 12 bis 20 Uhr

© SZ vom 10.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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