Nahverkehr:Kritik am Wunschbus

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Antworten auf die Fragen der Besucher haben (von links) Andreas Hanitzsch und Bernhard Segl vom MVV, Moderatorin Beate Abel, Monika Baumann vom Mietwagenservice Mietse und Bernd Reich von der Agenda 21. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach der Freude im Gröbenzeller Norden über die neue Linie 832 folgt der Frust. Bei einer VHS-Veranstaltung beschweren sich Anwohner über Verspätungen und Ausfälle

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Die neue Buslinie 832 sollte in Gröbenzell der große Wurf werden. Seit Dezember 2016 in Betrieb, bindet sie den Gröbenzeller Norden ans Bussystem an. Bis dato waren die Anwohner nördlich der S-Bahngleise quasi abgehängt und konnten ihre Wege und Besorgungen nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen. Deshalb herrschte zunächst allgemeine Freude über den neuen Bus, doch jetzt wird auch schon Trübsal geblasen. Bei einer VHS-Veranstaltung zum Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs (ÖPNV) in Gröbenzell und im Landkreis beklagten mehrere der 20 Besucher Verspätungen des Busses oder sogar seinen Komplettausfall an manchen Tagen.

Der Bus 832 startet am Olchinger S-Bahnhof und fährt über Graßlfing nach Gröbenzell. Von dort fährt er weiter zur Nordseite des Puchheimer Bahnhofs. Der Bus verkehrt alle 40 Minuten und bindet Gröbenzell montags bis freitags von 6.30 bis 20 Uhr an. Am Samstag fährt er von 7.15 bis 16 Uhr durch den Gröbenzeller Norden. Josef Dittrich, Ortsvorsitzender des Sozialverbandes VdK, erwies sich als scharfer Beobachter der Buslinie. Er hält den Bus durchaus für einen Fortschritt. "Aber da liegt auch noch einiges im Argen", begann Dittrich seine Kritik. "Es gibt Verspätungen und der Bus fällt auch aus." Dittrich hatte auch beobachtet, dass zwei Haltestellen im Gröbenzeller Norden längere Zeit gar nicht angefahren worden sind, als in der Akeleystraße gebaut wurde. "Leider fehlte jegliche Information über den Ausfall", beklagte Dittrich.

Auch Dieter Dürr bemängelte, dass der Bus "in den letzten Wochen unzuverlässig geworden ist". Die Unzuverlässigkeit des Busses hat für ihn zu einer nicht gewollten Konsequenz geführt: "Ich gehe jetzt wieder alles zu Fuß, weil ich die Nase voll habe." Dabei hatte sich Dürr nach der Einführung der Buslinie als blinder Mensch noch "hocherfreut gezeigt", wie er sagte. Zumal er häufig sein Kleinkind in der Kraxn auf dem Rücken tragen müsse. Da sei der Bus eine Erleichterung gewesen. Auch seine Ehefrau benutze den Bus mittlerweile nicht mehr. "Sie geht auch alles zu Fuß", berichtete Dürr spürbar frustriert. Ein anderer Besucher bemängelte die Streckenführung des Busses, mit dem er nur über Umwege zum S-Bahnhof oder in die Ortsmitte komme. Fährt doch der Bus im Gröbenzeller Norden zwölf Haltestellen an. "Da bin ich, wenn ich in bestimmten Straßen im Norden wohne, schneller zu Fuß am Bahnhof", meinte der Diskutant.

"Diese Meldungen überraschen mich", sagte der FDP-Gemeinderat Klaus Coy. Bisher habe er nur vernommen, dass der Bus manchmal zu früh abfahre. Coy, der sich als Radfahrer outete, bezeichnete den Bus trotzdem als großen Fortschritt. "Der war überfällig", bekräftigte Coy. Bernd Reich, der für den Arbeitskreis Verkehr der Agenda 21 auf dem Podium saß, berichtete von einer Agenda-Umfrage, bei der Familien mit Kindern Buslinien ablehnten, die auch durch Wohngebiete mit Spielstraßen fahren. Senioren und Schüler würden den 832er dagegen begrüßen.

Der bei der VHS-Veranstaltung anwesende MVV-Verkehrsplaner Andreas Hanitsch zeigte sich angesichts der Kritik an der neuen Buslinie überrascht. Er bat darum, dass ihm exakt mitgeteilt wird, wann, wo und was mit dem Bus 832 schief gelaufen ist. Gröbenzell habe jahrelang für diese Buslinie gekämpft, weil der Norden der Gemeinde eine Bus-Diaspora gewesen ist. Auch die Fahrgastzahlen wären für den Auftakt zufriedenstellend. 725 Fahrgäste würden den Bus von Montag bis Freitag pro Woche benutzen. Insgesamt fahren von Olching nach Puchheim und zurück nach einer ersten Zählung 1494 Fahrgäste wöchentlich mit diesem Bus. Die Erhebung hat auch ergeben, dass die Gröbenzeller Haltestellen Irisstraße, Wachtelweg, Birkenstraße und Eibenweg besonders gut angenommen werden. Der Bus 832 werde laut Hanitsch vertragsgemäß erst einmal bis 2020 so weiter verkehren, dann werde der MVV in Absprache mit der Gemeinde sehen, ob Korrekturen angebracht sind.

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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