Nahverkehr:Auf drei Gleisen bis Eichenau

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Noch nicht barrierefrei sind die Bahnsteige in Eichenau. Erst mit dem dreigleisigen Ausbau sollen die Bahnsteige so hoch werden, dass sie auf einem Niveau mit den Zugtüren sind. Das wird wohl nicht vor dem Jahr 2030 passieren. (Foto: Günther Reger)

Die Deutsche Bahn legt ihre Vorplanungen für den Ausbau der S-Bahnlinie 4 bis 2030 vor und stößt damit auf wenig Zustimmung. Im Gemeinderat wird kritisiert, dass das 500 Millionen Euro teure Projekt auf falschen Zahlen aufbaue

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Auf großes Unverständnis sind im Gemeinderat Eichenau am Dienstagabend die Pläne der Deutschen Bahn zum dreigleisigen Ausbau der S 4 zwischen Pasing und Eichenau gestoßen. Vertreter fast aller Fraktionen äußerten vor allem Kritik an den zu Grunde liegenden Daten von vor zehn Jahren und nannten die dreigleisige Variante unzureichend. Allein FDP-Gemeinderat Ulrich Bode zeigte sich der Dreigleisigkeit gegenüber aufgeschlossen und forderte, die Planung anzunehmen, wie sie ist. Im Publikum verfolgte unter anderem Fürstenfeldbrucks Oberbürgermeister Erich Raff die lebhafte Debatte.

Dass sie stets für die angeblichen Fehler der Bahn verantwortlich gemacht werden, das kennen Ingo Laberer und die Vertreter der DB Netz AG bereits. Das war ansatzweise auch am Dienstagabend in Eichenau nicht anders, als mindestens ebenso viel über den jetzt geplanten dreigleisigen Ausbau diskutiert wurde, wie über die politischen Entscheidungen, die dazu geführt haben. Jahrelang sei man von einem viergleisigen Ausbau der S 4 von Pasing bis Buchenau ausgegangen, erinnerte etwa CSU-Gemeinderat Josef Spiess an die lange Historie. Aus diesem Grund sei auch der Bahnhof Eichenau für den viergleisigen Ausbau umgebaut worden. Der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Bernd Heilmeier, fragte sich, ob nicht die Datengrundlagen für den dreigleisigen Ausbau veraltet seien, und wies auf ganz aktuelle Zahlen hin, die dem Landkreis für dessen Leitbildplanung vorlägen. Demnach nähme der Zuzugsdruck im Westen von München weiter zu und entsprechend auch die Einwohnerzahl. "Die Grundlagen sind nicht mehr zeitgemäß", sagte Heilmeier und empfahl den Planern, die neuen Zahlen mit ihren zehn Jahre alten Daten abzugleichen. Auch Rike Schiele (Grüne) kritisierte das "veraltete Zahlenmaterial". Die Grundlage für die Vorplanungen sei ein Gutachten, sagte Bürgermeister Peter Münster (FDP), das für ein viertes Gleis keine Notwendigkeit sehe.

Wie der Bahnhof jetzt aussieht und was einst einmal vorgesehen war, spielt aber für die Planer der Bahn kaum eine Rolle. Sie haben lediglich den Auftrag bekommen, ein drittes Gleis zwischen den Bahnhöfen Pasing und Eichenau unterzubringen. Das Ganze sei mit Kosten von 500 Millionen Euro verbunden, sagte Bürgermeister Peter Münster, ein Großteil fließe in den Ausbau in Pasing. Dafür würde das dritte Gleis zwischen Puchheim und Eichenau auf der Nordseite der bestehenden Gleistrasse angelegt, erläuterte Laberer. Dafür müsse aber die Gemeindeverbindungsstraße zwischen Puchheim und Eichenau verlegt werden. Wo sie künftig verlaufen soll, müsse noch geklärt werden, meinte Münster. Bahnplaner Laberer sagte, dass der dort liegende Zitzstaudengraben so weit wie möglich geschützt werden solle. Er schlug deshalb vor, die Trasse in einem leichten Bogen um Wald und Weiher zu führen und - am eventuellen neuen Eichenauer Gewerbegebiet vorbei - wieder in den Kreisverkehr münden zu lassen, wo auch jetzt schon die Gemeindeverbindungsstraße anschließt.

Doch bei einer solchen deutlich teureren, aber umweltverträglicheren Planung müsse die Stadt Olching mitmachen, sagte Münster, weil die Trasse auf Olchinger Gebiet verlaufen würde. Er habe so seine Zweifel, sagte Münster weiter, ob Olching einer solchen "Umfahrung zustimmt, wenn wir als Gemeinde ihre Südwestumfahrung ablehnen". Bezahlen würde die Straßenverlegung in jedem Fall die Bahn, da sie durch den Gleisbau die Maßnahme auslöst. Ergebnis der Vorplanung ist auch, dass auf der Südseite der Bahnlinie, also zur Wohnbebauung hin, Lärmschutzwände mit einer Höhe von zwei bis vier Metern errichtet werden müssten.

Laut Ingo Laberer ist vorgesehen, dass der "Westkopf" Pasing für die S 4 "viergleisig mit Überwerfungsbauwerken" ausgebaut werden soll. Die S-Bahnen bekommen je Richtung ein eigenes Gleis, in der Mitte fahren Fernzüge und der Güterverkehr, das nennt der Fachmann "Entflechtung der Verkehre". Aus den vier Gleisen werden zunächst drei, so dass sich Fern- und Güterzüge das Mittelgleis teilen müssen. Das aber sei kein Problem, vor allem dann nicht, wenn die Strecke von Eichenau ab zweigleisig bleibe. Mit moderner Signaltechnik und "Blockverdichtung" werde man mehr Züge dort fahren lassen können.

Die Bahnhöfe sollen alle barrierefrei ausgebaut werden, die Bahnsteige in Eichenau würden 96 Zentimeter hoch und damit höhengleich zur S-Bahn. Regionalzüge, die einen deutlich tieferen Einstieg haben, könnten dann zwar dort noch halten, aber barrierefrei sei das nicht. In Eichenau müsste die Brücke über die Staatsstraße für das dritte Gleis erweitert werden, und die Überführung über den Starzelbach müsste ausgebaut werden. Wie und ob dann auch eine Geh- und Radwegverbindung dort möglich sei, müsse noch mit der Gemeinde geklärt werden, sagte Laberer. Bürgermeister Peter Münster sagte in diesem Zusammenhang, dass die neuen Vorschriften für den Hochwasserschutz zu berücksichten seien und diese womöglich ein größeres Bauwerk erforderlich machten.

Nach der Freigabe für die Entwurfs- und Genehmigungsplanung Ende dieses Jahres schließe sich das Planung und das Planfeststellungsverfahren an, das bis 2025 dauern könne. Weitere fünf Jahre dauere die Bauzeit. "Der Umbau erfolgt unterm rollenden Rad", sagte Laberer zu den Erschwernissen der Bauphase und fügte hinzu: "Der Betrieb muss aufrechterhalten bleiben."

© SZ vom 18.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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