Närrischer Besuch:Prinzenpaare in der Kirche

Lesezeit: 2 min

Messe im Kostüm: Prinzenpaare und ihr Gefolge in der Olchinger Kirche Sankt Peter und Paul. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Olchinger Pfarrer halten Faschingsgottesdienst

Von Manfred Amann, Olching

Donnerstagabend, Schlag 19 Uhr. Die Orgel schlägt an und Trompeten stimmen ein in die Kennmelodie von "Fox tönende Wochenschau", als sich in Sankt Peter und Paul in Olching das große Tor öffnet. Ein gutes Dutzend Faschingsprinzenpaare aus ganz Oberbayern, angeführt vom Pressesprecher der Faschingsgilde Olching (FGO), Stefan Reiser, als Kreuzträger, zieht feierlich ein. Dahinter das närrische Gefolge: Hofmarschälle, Wachsoldaten, Kammerzofen und allerlei Hofschranzen. "So viele Hoheiten habe ich in meiner Kirche noch nie gehabt", wird Pfarrer Peter Steindlmüller am Ende des Wortgottesdienstes feststellen, den er mit dem evangelischen Pfarrer Harald Sauer launig und dennoch eindringlich und ergreifend gestaltet.

Feierliche Spannung liegt über dem fast vollen Gotteshaus, bis Steindlmüller mit einem Witz für Lockerheit sorgt: "Was hat Fasching mit der Kirche zu tun?", fragt er. Ein Papst habe mal von einem verstorbenen Bischof einen Papagei geerbt, erzählt der katholische Priester. Und weil das Federvieh von dem gewohnten "Guten Morgen, Eminenz" partout nicht auf "Guten Morgen, Heiliger Vater" umsteigen will, präsentiert sich ihm der Papst in vollem Ornat, woraufhin der Papagei ein "Kölle alaaf" loslässt. Lachen und Applaus erfüllt den Kirchenraum. Der Fasching habe viele mit Freude und Ausgelassenheit zu tun und werde mit allen Sinnen wahrgenommen. Darum gehe es auch im Gottesdienst, Gott und den Glauben mit allen Sinnen wahrzunehmen und Freude daran zu haben, erklärt Steindlmüller.

Sauer hebt auf die "Amtskleidung" der Priester, "auch eine Art Verkleidung" ab. Man habe ihm geraten, sich ein Nonnengewand überzuziehen, denn dann könnte er mit Steindlmüller als Paar auftreten, erzählt er. Dann legt er aber ernsthaft dar, dass sich der Mensch im Fasching gerne hinter einer Maske verstecke. So mancher Mensch wolle in eine andere Rolle schlüpfen, um seine Wünsche einmal unkontrolliert ausleben zu können. Dagegen sei nichts einzuwenden, "wenn man nachher wieder zurück in den Alltag findet", sagt Sauer.

Eine profane Erklärung für den Zusammenhang von Fasching und Kirche liefert Peter Steinberger. Als Vorsitzender des Landesverbandes Oberbayern im Bund Deutscher Karnevalsvereine erinnert er daran, dass im Fasching ausgelassen gefeiert werden soll, bevor die Fastenzeit beginnt. Das Wort Karneval, aus dem lateinischen carne vale, bedeute: "Fleisch lebe wohl". "40 Tage Fastenzeit ohne Fleisch, Eier und Milchprodukte, das fällt leichter, wenn man vorher richtig auf den Putz gehauen und geschlemmt hat", befindet Steinberger. Zusammen mit FGO-Chefin Martina Klein dankt er den Prinzenpaaren für ihr Interesse an der außergewöhnlichen Messe und ganz besonders Steindlmüller, der den Prinzenpaar-Gottesdienst angeregt hat. Bei der Proklamation des FGO-Prinzenpaares sei er mit dem Faschingsorden geehrt worden, "und da habe ich gesagt, dass es schön wäre, das Regentenpaar auch mal in der Kirche zu sehen". "Ich habe das sofort aufgegriffen, die Faschingsvereine eingeladen, und die FGO hat unter Leitung von Martina Klein die Organisation übernommen", erzählt Steinberger.

Die Prinzenpaare beim Gottesdienst stammen unter anderem aus Oberschleißheim, Hausham, Pöcking und Wolfratshausen. Sie werden von den Pfarrern gesegnet.

© SZ vom 27.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: