Nachbarschaftsstreit in Puchheim:Wegen Laub vor Gericht

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In Puchheim klagen Anwohner gegen ihre Nachbarin. Bereits vor Jahren hat es einen Prozess um die nahe der Grundstücksgrenze stehende Linde gegeben, damals sollte der Baum gefällt werden

Von Peter Bierl, Puchheim

Weil eine große Linde Laub auf ihr Grundstück wirft, ziehen Nachbarn in Puchheim vor Gericht. Angeblich fordern sie eine finanzielle Entschädigung. Vor einigen Jahren verlangten sie bereits, den Baum zu fällen. Damals endete der Rechtsstreit mit einem Vergleich. Der Bund Naturschutz (BN) hat die Besitzer der Linde in der Sandbergstraße erst kürzlich ausgezeichnet, als Vorbilder für die Öffentlichkeit, weil sie so einen großen Baum stehen lassen. Der BN-Vorsitzende Reinhard Gatz fordert die Stadt auf, endlich eine Baumschutzverordnung zu erlassen.

Die Sandbergstraße im Norden ist ein Beispiel dafür, was Verdichtung anrichten kann. Einige wenige Siedlerhäuschen aus der Nachkriegszeit stehen noch, aber fast alle großen Grundstücke wurden längst parzelliert, bebaut und mit Zufahrtsstraßen versehen. Das Grundstück mit der Nummer 10 ist etwa 2000 Quadratmeter groß und ragt wie eine grüne Oase aus dem Wohnviertel heraus. Es ist dicht bewachsen mit Bäumen und Sträuchern, dort leben viele Insekten, Fledermäuse und allerlei Singvögel, berichtet Brigitte Thema der SZ. Sie ist Landschaftsökologin und wohnt als Mieterin seit sieben Jahren dort.

Umstrittener Baum: Diese Linde auf einem Grundstück in Puchheim ist Gegenstand eines Nachbarschaftsstreits. Die Besitzer des Grundstücks nebenan fordern eine Entschädigung für das Entfernen des Laubs, das in ihren Garten fällt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Im hinteren Teil des Anwesens, einen halben Meter von der Grundstücksgrenze entfernt, steht die umkämpfte Linde. Monika Kay, die Eigentümerin, erzählt, die Nachbarn hätten schon vor zehn Jahren verlangt, sie abzuholzen. Weil sie sich weigerte, kam es zum Prozess, der nach zwei Jahren mit einem Vergleich endete. Von den drei Stämmen der Linde musste jener, der am nächsten zur Grundstücksgrenze stand, abgesägt werden. Nun hätten die Nachbarn wieder geklagt, sie wollten eine Firma beauftragen, das Laub zu beseitigen, das auf ihr Grundstück fällt, im wesentlichen auf die gepflasterte Zufahrtsstraße. Kay solle dafür zahlen.

Die Nachbarn wollten gegenüber der SZ nicht Stellung nehmen. Sie sind schon älter und sehen sich darum nicht mehr in der Lage, diese Menge Laub zu beseitigen. Die Mieterin Thema betont, sie wäre durchaus bereit gewesen zu helfen. Der Ortsvorsitzende des Bundes Naturschutz wollte zwischen den Nachbarn vermitteln, ist aber gescheitert.

Ein paar Hausnummern weiter hat eine Brucker Firma im vorigen Jahr einen Kahlschlag angeordnet. Dort wurde eine etwa 50 bis 60 Jahre alte Linde gefällt. Auf dem etwa 1000 Quadratmeter großen Grundstück in der Sandbergstraße 20 stehen jetzt vier neue Doppelhaushälften, auf einer Tafel angepriesen als "Energiesparendes Wohnen". Sowohl die gefällte Linde als auch jene auf Kays Grundstück sind im Bebauungsplan der Kommune extra als erhaltenswert vermerkt, sie dürften nur mit einer Genehmigung umgehauen werden. Die Fällung bei Nummer 20 wurde publik, weil ein Nachbar die SZ informierte. Die Behörden kündigten daraufhin ein Bußgeldverfahren an. In der Nachbarschaft kursiert das Gerücht, die Baufirma habe 300 Euro bezahlen müssen, angesichts der Immobilienpreise kritisieren das manche als schlechten Witz.

Lob von den Naturschützern: Für den Erhalt der Linde hat Monika Kay vom BN eine Urkunde bekommen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Tatsächlich hat das Unternehmen keinen Euro Bußgeld bezahlt, lediglich eine Ersatzpflanzung soll angeordnet worden sein. Auf Nachfrage der SZ hieß es aus der Stadtverwaltung, das Landratsamt in Fürstenfeldbruck sei zuständig. Die Kreisbehörde verweist wiederum auf die Kommune und hat deren Bauamt inzwischen schriftlich darauf hingewiesen. Wie es in dem Fall weitergeht, ist unklar, hieß es am Freitag aus dem städtischen Bauamt.

Für den Bund Naturschutz zeigen diese Fälle, dass Puchheim eine Baumschutzverordnung braucht. Vor Jahren sei ein erster Versuch von der Kommune als überflüssig abgeblockt worden sei, berichtet Gatz. Der Naturschutzverband hat im Juli drei Baumbesitzer ausgezeichnet, weil sie trotz Laub, Schatten und Ärger mit Nachbarn große Bäume wachsen lassen, die für die Umwelt so unverzichtbar sind.

© SZ vom 19.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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