Nach Jahren des Rückgangs:Hoffnung für den Hasen

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Die Zahl der Tiere ist im Landkreis wieder leicht gestiegen, aber intensive Landwirtschaft und freilaufende Hunde bleiben Probleme

Von Ingrid Hügenell, Fürstenfeldbruck

Woher die Idee kommt, dass der Osterhase die Eier bringt, ist nicht klar, aber schon für das 17. Jahrhundert ist der Brauch in Oberdeutschland beschrieben. Michael Pöllmann, der Presseobmann des Kreisjagdverbands, kann sich nur vorstellen, dass da mal "irgendjemand etwas falsch verstanden hat". Sicher ist, dass um Ostern herum die Hasen das erste Mal im Jahr Junge bekommen, wie Gerhard von Hößlin, der Vorsitzende des Kreisjagdverbands, berichtet. Zwei bis drei Häschen "setzt" die Häsin. Die Kleinen sind bei der Geburt behaart, können schon sehen und hören.

Bereits zwölf bis 15 Tagen nach der Geburt sind die Junghasen auf sich gestellt. Auch zuvor zeigt sich die Häsin nicht gerade als überfürsorgliche Mutter: Sie suche ihre Jungen nur ein- oder zweimal pro Tag zum Säugen auf, sagt Hößlin. Das führt oft zu Missverständnissen, wenn Menschen die winzigen Häschen entdecken und sie für verlassen halten. Hößlin warnt eindringlich davor, die Kleinen mitzunehmen. Der Versuch, sie aufzuziehen, "endet immer mit dem Tod der Tiere".

Dreimal pro Jahr bekommt eine Häsin Junge, was den Tieren wohl ihre Rolle als Fruchtbarkeitssymbol eingetragen hat. Vielleicht kommt die Verbindung mit den Ostereiern daher, dass auch Eier schon bei den Römern und den alten Germanen die Fruchtbarkeit symbolisierten. Hasen sind keine Nagetiere. Sie bilden vielmehr mit den Kaninchen und Pfeifhasen eine eigene Ordnung der Säugetiere. Anders als viele Nagetiere sind alle Hasenartigen reine Pflanzenfresser.

Lange Zeit nahm die Zahl der Hasen kontinuierlich ab, doch nun hat Pöllmann eine gute Nachricht: Voriges Jahr seien die Zahlen wieder gestiegen, sagt er, um elf Prozent in Bayern. Das warme und trockene Wetter habe den Tieren geholfen. Überhaupt gebe es in Bayern durchschnittlich noch relativ viele Hasen, etwa 27 Tiere pro Quadratkilometer. Bundesweit sind es nur elf. "Vor ein paar Jahren waren die Zahlen noch deutlich schlechter, aber wirklich gut sind sie immer noch nicht", sagt Pöllmann.

Tatsache ist, dass die Zahl der Hasen über die Jahre stark abgenommen hat, so stark, dass es im Landkreise keine Treibjagden mehr auf sie gibt. Geschossen werden sie aber schon, 302 Hasen erlegten die Jäger Hößlin zufolge im vorigen Jahr im Landkreis. Nur zwischen 15. Oktober und 31. Dezember dürfen die Langohren geschossen werden, das übrige Jahr haben sie Schonzeit. "Osterhasen wurden noch nie gejagt", versichert Pöllmann lachend.

Als Hauptgrund für den Rückgang geben Hößlin und Pöllmann die moderne intensive Landwirtschaft an. Hasen graben, anders als Kaninchen, keinen Bau. Erwachsene wie Jungtiere liegen in einer Kuhle im Boden, der Sasse. Sie brauchen deshalb artenreiche Wiesen und Felder mit Strukturen. Die bieten Deckung und die Hasen finden viele Wildkräuter, von denen sie sich ernähren. Wichtig sind auch vielfältige Wildhecken. Anderes Niederwild leidet ebenfalls: Rebhühner gebe es im Landkreis praktisch nicht mehr, sagen beide Jäger, und auch die Zahl der Fasane gehe zurück.

Auch der Freizeitdruck macht den Tieren zu schaffen. Georg Huber, Kreisobmann des Bauernverbands und Jagdvorstand, weiß, wo auf seinen Flächen Hasen leben: Nicht mehr auf dem Grünland, sondern auf den Getreidefeldern, und das selbst mitten in Puchheim. Über die Wiesen laufen häufig Menschen mit Hunden, sie bleiben nicht auf den Wegen. Vielleicht, weil ihnen gar nicht klar ist, dass sie über eine landwirtschaftliche Fläche gehen. Bei den Getreidefeldern merken sie das eher. Hößlin kennt das Problem. Er appelliert an alle Spaziergänger und vor allem die Hundehalter: Sie sollen auf den Wegen bleiben und ihre Hunde an der Leine lassen. Denn die jungen Häschen laufen nicht weg, wenn ein Hund oder auch ein Fuchs kommt. Sie ducken sich tiefer in ihre Sasse und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Werden sie gefunden, sind sie leichte Beute.

Die Jäger versuchten, die Füchse kurz zu halten, erklärt Hößlin. "Sie werden intensiv bejagt." Der Fuchs sei auch für bodenbrütende Vögel wie Kiebitze und Brachvögel ein Problem. In einem funktionierenden Ökosystem aber kann ein Räuber seine Beutetiere nie gefährlich dezimieren.

Besonders viele Hasen gibt es laut Hößlin im Landkreis Fürstenfeldbruck auf und rund um den Parsberg bei Germering, einer teils bewaldeten Anhöhe. Dort sei es oft wärmer als in niedriger gelegenen Gebieten, sagt Hößlin. "Da sammeln sich die Hasen im Winter".

© SZ vom 20.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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