Nach der Schließung des Kultlokals:Rettungsversuche für die Hexe

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Gröbenzeller sammeln Unterschriften für den Erhalt der beliebten Gaststätte und überlegen, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen und dort ein Jugendcafé einzurichten. Mit den Eigentümern sind diese Ideen jedoch nicht abgesprochen

Von Gerhard Eisenkolb, Gröbenzell

Nach der Jungen Union setzt sich nun auch der Ortsverband der Gröbenzeller Grünen für den Erhalt des am vergangenen Wochenende geschlossenen Kult- und Musiklokals "Die Hexe" in der Kirchenstraße ein. Laut Vorsitzendem Philipp Messner haben die Grünen aber noch kein Konzept entwickelt, sie stehen erst am Anfang der Überlegungen. Sollte kein neuer Pächter gefunden werden, der die vor allem bei Jugendlichen beliebte Gaststätte in der bisherigen Form weiterführt, wäre es Messner am liebsten, wenn die Gemeinde das Gebäude erwerben und dort ein Jugendcafé einrichten würde. "Wir wollen einen langfristigen Erhalt der Hexe inklusive des Biergartens erreichen, um so einen wichtigen Anlaufpunkt in der Gemeinde zu sichern", formulieren Messner und Annette Kilian, die beiden gleichberechtigten Vorsitzenden, ihr Ziel.

Messner spricht von vielen Anfragen und einer großen Ratlosigkeit in der Gemeinde. Es gebe sehr viele Gerüchte, dafür sei es umso schwieriger, an Informationen zu kommen. So soll es in der Gemeinde inzwischen drei Personenkreise geben, die Unterschriften für den Erhalt der Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) und dessen Bruder Michael gehörenden Hexe sammeln. Die Grünen versuchen, sich mit diesen Gruppen abzusprechen, von denen eine laut Messner bereits etwas 500 Unterschriften gesammelt haben soll. Noch ist freilich unklar, welche Interessen und Ziele die drei Personengruppen verfolgen.

Der Ortsvorstand der Grünen kündigt zudem an, in den kommenden Wochen Gespräche mit Gröbenzeller Vereinen und Parteien zu führen, um Ideen zu sammeln, wie die bisherigen Betreiber bei ihrem Wunsch unterstützt werden können, das Lokal in seiner jetzigen Form zu erhalten. Messner steht bereits in Kontakt mit dem JU-Ortsvorsitzenden Sebastian Huber, um abzuklären, ob Anhänger von Grünen und CSU, eventuell auch von der SPD, eine parteiübergreifende Aktion zustande bringen. Die JU hatte sich bereits vor der Schließung der Hexe für deren Erhalt ausgesprochen.

"Wenn das Gebäude verkauft wird, wird es abgerissen", befürchtet der Vorsitzende der Grünen. Um einen Abriss zu verhindern, gibt es Überlegungen, das historische Gebäude der ehemaligen Bahnhofswirtschaft unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Bereits 1992 hatte der inzwischen verstorbene Kreisheimatpfleger Alexander Zeh die Gaststätte besichtigt und der Gemeinde damals empfohlen, beim Landesamt für Denkmalpflege zu klären, ob das Haus in die Denkmalliste aufgenommen wird.

Laut der damaligen Stellungnahme von Zeh an die Gemeindeverwaltung hat die frühere Bahnhofswirtschaft "zweifellos aus ortsgeschichtlicher und heimatpflegerischer Sicht für die Gemeinde Gröbenzell erhebliche Bedeutung". Eine Erhaltung wäre "wünschenswert" und würde eine Etappe der Gröbenzeller Ortsgeschichte sichtbar machen, stellte der Kreisheimatpfleger damals fest. Alexander Zeh, der auch Architekt war, hielt allerdings schon vor vierundzwanzig Jahren eine "einfühlsame Rückführung zumindest der äußeren Baugestalt auf das frühere Erscheinungsbild" für notwendig. Dieser Hinweis bezog sich vor allem auf die Gestaltung der Fenster und Türen sowie die neueren Ergänzungen wie Freitreppen, Vordächer und Vorhäuser.

Als die Hexe in den Neunzigerjahren aufgrund des Engagements einer Bürgerinitiative vor dem Abriss bewahrt worden war, wurde der Denkmalschutzgedanke nicht mehr weiter verfolgt. SPD-Fraktionssprecher Peter Falk hält es für überlegenswert, die Überlegungen zum Denkmalschutz wieder aufzugreifen. Das sei von öffentlichem Interesse, sagt er. Den Vorschlag, die Gemeinde solle das Gebäude erwerben, sieht Falk dagegen skeptisch. Der SPD-Politiker sagt, er sei zuversichtlich, dass es den beiden Brüdern Schäfer gelingen werde, einen Pächter zu finden, der das Kultlokal als Treffpunkt für Jugendliche und ältere Gröbenzeller in der bisherigen Form weiterführt.

Auch CSU-Gemeinderat Thomas Breitenfellner würde einen Kauf nicht befürworten. Um zu ergänzen, was aus dem Gebäude werde, das sei die "Privatsache der Gebrüder Schäfer". Den Privateigentümern stehe es frei zu machen, was sie wollten. Laut Breitenfellner liegt es nicht lange zurück, dass schon einmal in Gröbenzell Privateigentum der Gegenstand öffentlicher Diskussionen war. Das geschah, als das ehemalige Möbelhaus Fahr in der Olchinger Straße abgerissen und durch einen großen Lebensmittelmarkt ersetzt werden sollte, was nicht geschah.

© SZ vom 18.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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