Mutiger Mammendorfer ausgezeichnet:Ein Muster an Zivilcourage

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Vor diesem Gartenhäuschen in Mammendorf kann Harald Tauber zusammen mit einem Helfer den Einbrecher festhalten und später der Polizei übergeben. (Foto: Günther Reger)

Harald Tauber verfolgt und stellt einen Einbrecher. Für dieses mutige Eingreifen hat ihn nun Innenminister Joachim Herrmann mit einer Verdienstmedaille ausgezeichnet

Von Sebastian Mayr , Mammendorf

Ja, die Auszeichnung ist für ihn eine Ehre. Harald Tauber hat sich über die Einladung gefreut, sie hat ihn stolz gemacht. Am Freitag ist der 45-jährige Mathematiker aus Mammendorf vom bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) mit der mit der Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit ausgezeichnet worden.

Im Juli vor einem Jahr hatte Tauber vom Küchenfenster seiner Schwiegereltern aus einen Mann beobachtet, der über einen Zaun kletterte. Das kam ihm ungewöhnlich vor, hätte doch normalweise jeder die Gartentüre verwendet. Der Mann, berichtet Tauber, habe zudem genau so ausgesehen, wie man sich einen Verdächtigen vorstelle: Eine dunkle Gestalt mit heruntergekommener Erscheinung. Auf der Straße angekommen, blickte der Mann dann auch noch in die Fenster anderer Wohnhäuser. Harald Tauber folgte ihm und stellte ihn zur Rede. Der wollte den Mammendorfer abwimmeln. Doch als Taubers Schwiegervater zufällig mit dem Fahrrad vorbeifuhr, rief ihm der Mathematiker zu: "Ruf die Polizei!" Darauf schwang sich der Verdächtige über einen Zaun und rannte über eine Wiese davon. Dabei warf er sein Werkzeug von sich, mit dem er offenbar zuvor in das Nachbarhaus von Taubers Schwiegereltern eingebrochen war.

Der Mammendorfer folgte dem Flüchtigen und machte mit Rufen auf sich aufmerksam. Ein Bereitschaftspolizist, der vor kurzem in die Straße gezogen war und an seinem neuen Gartenzaun arbeitete, hörte ihn und eilte dazu. Von zwei Seiten liefen die Männer auf den Einbrecher zu und hielten ihn fest, auch als der versuchte, sich loszureißen. Minuten später traf ein Streifenwagen ein. Die Beamten entdeckten unter anderem mehrere Ausweisdokumente und eine Schlüssel zu einem Schließfach am Hauptbahnhof bei dem Verdächtigen.

"Natürlich war es ein Zufall", sagt Harald Tauber und meint, dass er den Mann dabei erwischte, wie der über den Gartenzaun das Grundstück verließ. "Ich konnte es nicht akzeptieren, dass hier bei uns einfach jemand einbricht", erklärt er sein Eingreifen. Besonders überrascht sei er über die Dreistigkeit des Einbrechers gewesen, der am hellen Tag gegen neun Uhr Vormittag in einfremdes Haus gestiegen war. Man müsse hinschauen, wenn etwas Merkwürdiges vor sich gehe und dürfe nicht tun, als sei man unbeteiligt, findet Tauber. Einen Generalverdacht gegenüber jedem lehnt er aber ab.

Innenminister Herrmann dankte Harald Tauber in einem Brief für seine Zivilcourage und lud ihn zur Feierstunde ins Odeon im Bayerischen Innenministerium. Dort erhielten neben dem Mammendorfer auch 26 weitere Männer und Frauen aus dem Freistaat die Medaille für Verdienste um die Innere Sicherheit.

Die Auszeichnung richtet sich an Bürger, die Zivilcourage gezeigt haben und wird in Gedenken an Dominik Brunner jährlich in zeitlicher Nähe zu dessen Todestag vergeben. Brunner hatte im September 2009 versucht, Kinder vor einem gewaltsamen Übergriff in der S-Bahn schützen und war dabei ums Leben gekommen.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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