Musik:Talentschmiede für Streicher

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Peter und Simone Michielsen gründen eine Akademie zur Förderung des Nachwuchses

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Mit dem Puchheimer Jugendkammerorchester haben Peter Michielsen und seine Frau Simone Burger-Michielsen ein Orchester aufgebaut, dessen Qualität und Bedeutung für die Talentförderung weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt und mehrfach ausgezeichnet ist. Doch das ist ihnen nicht genug, lange haben sie nach einem Weg gesucht, die Förderung noch weiter zu verbessern. Aus all dieser Vorarbeit ist nun die Streicher Akademie PJKO (SAP) entstanden, eine Einrichtung, in der jedes Semester einige Schüler intensiv von dem Ehepaar unterrichtet werden. Im September ist die SAP mit einem Probesemester gestartet und nachdem in dieser Zeit alles gut gelaufen ist, nimmt das Projekt von März an offiziell seinen Betrieb auf.

"Es gibt in Deutschland eine große Lücke zwischen dem Unterricht an den Musikschulen und den Hochschulen. Es gibt da nur ganz wenig Kooperation. Also haben wir versucht, privat etwas auf die Beine zu stellen, was dieses Vakuum füllt", erklärt Burger-Michielsen die Idee. Durch diese Lücke zwischen Basisausbildung und Talentförderung werde es für deutsche Nachwuchsmusiker zunehmend schwerer, sich bei der Hochschulbewerbung gegen die oft sehr gut ausgebildete ausländische Konkurrenz durchzusetzen.

Zwar gebe es für finanzkräftige Familien kaum Grenzen bei der Ausbildung der eigenen Kinder, aber gerade ärmere Familien können sich eine angemessene Förderung kaum leisten. Deshalb gehe es bei der SAP auch darum, Kindern, die nicht genug Mittel für intensiven Unterricht haben, eine Chance zur idealen Entfaltung ihrer Talente zu geben. Ziel ist es, ihnen die Teilnahme kostenlos zu ermöglichen. Um das zu erreichen, müsse man ein gutes Verhältnis zwischen vollzahlenden Schülern, Bedürftigen und Fördergeldern finden. Aber gerade die Unterstützung durch Sponsoren ist ein großes Problem.

Weil die Finanzierungsfrage lange ungeklärt war, konnte das Projekt auch erst jetzt starten. Paul Bischof, der organisatorische Leiter der SAP, hat in den vergangenen Jahren und Monaten intensiv nach großen und kleinen Sponsoren gesucht und kann nun erste Erfolge vorweisen. Mit der Bürgerstiftung, der Sparkasse und der Kulturstiftung der Versicherungskammer Bayern sind erste Unterstützer gefunden. Der Landkreis und die Stadt Puchheim werden in den nächsten Wochen entscheiden, ob sie die SAP finanziell unterstützen.

Doch selbst mit diesen Beträgen kann die Akademie noch nicht das leisten, was sie gerne möchte. 130 Euro kostet die Teilnahme monatlich pro Schüler zusätzlich zu den normalen Unterrichtskosten. Für die angebotenen Leistungen ist das ein mehr als fairer Preis. Möglich wird er nur deshalb, weil das Ehepaar Michielsen und Paul Bischof sehr viel ehrenamtliches Engagement in das Projekt stecken.

Bewerben kann sich aktuell nur, wer bereits im PJKO spielt. Möglicherweise wird sich das irgendwann ändern, wenn die finanzielle Ausstattung und damit die Kapazitäten in der Akademie steigen. Eine bestimme Alterszielgruppe gibt es nicht, die aktuellen Teilnehmer sind zwischen zehn und 20 Jahren alt. Die Mitgliederzahl ist auf zwölf begrenzt, mehr schaffen Peter und Simone Michielsen, die erst einmal den ganzen Unterricht alleine stemmen, nicht. Die Mitglieder erwartet nicht nur Technikunterricht, sondern auch Auftrittstraining, Übungs- und Entwicklungscoaching, Kammermusik, Auftritte im kleinen Ensemble und mit dem Orchester. Außerdem dürfen sie in Kooperation mit der Hochschule für Musik in München dort den Theorieunterricht besuchen. Dazu kommen Meisterkurse bei namhaften Musikern. Für den ersten Kurs am 5. und 12. März, der auch für die Öffentlichkeit zugänglich ist, hat sich der Geiger und Professor Ingolf Turban bereit erklärt.

"Es geht uns nicht darum, alle Mitglieder der Akademie dazu zu bringen, unbedingt ein Hochschulstudium zu beginnen. Wir wollen ihnen aber bei der Orientierung helfen und sie auf dem Weg begleiten und fördern. Und dann sieht man schon, wohin der Weg geht", sagt Peter Michielsen. Zeitliche Grenzen für eine Mitgliedschaft gebe es nicht. "Der Achtzehnjährige bleibt vielleicht nur ein Jahr für die Vorbereitung auf die Hochschule, wer mit dreizehn in die Akademie kommt, vielleicht mehrere Jahre. Da werden wir flexibel handhaben".

Auch wenn das Projekt noch am Anfang steht, lässt sich schon jetzt erahnen, dass da eine Institution wächst, die einmal mehr für Aufmerksamkeit weit über die Landkreisgrenzen hinaus sorgen könnte.

1. Akademie-Konzert unter der Leitung von Peter und Simone Michielsen, Sonntag, 13. März, von 18 Uhr an im Veranstaltungsforum. Weitere Informationen zum Meisterkurs Violine mit Ingolf Turban unter www.pjko.de.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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