Moorenweis:Autos, Autos, Autos

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Die Gemeinde Moorenweis und manche ihrer Ortsteile klagen über zu viel Durchgangsverkehr. Der Ausbau einzelner Gefahrenpunkte bringt jedoch nicht viel. Notwendig, sagt eine Studie, ist eine Ortsumfahrung

Von Heike A. Batzer, Moorenweis

Die 4000-Einwohner-Gemeinde Moorenweis leidet an zu viel Durchgangsverkehr. Eine Machbarkeitsstudie hat herausgefunden, dass jene Autos, die nur auf der Durchfahrt sind, an Werktagen bis zu 80 Prozent des Verkehrsaufkommens ausmachen und an Samstagen immer noch bis zu 70 Prozent. Das hat vor allem mit der den Ort durchschneidenden Staatsstraße zu tun. Deren Verlegung im Süden, um den Ort herum, würde laut der Studie nachhaltige Entlastungswirkung haben. Es wäre für die verkehrsgeplagten Moorenweiser ein ganz großer Wurf, mit einer baldigen Realisierung rechnet angesichts des Umfangs des Eingriffs allerdings niemand.

Man habe damit erstmals "sehr belastbare Zahlen", betont Bürgermeister Joseph Schäffler (CSU) den Nutzen der Studie, wenngleich auch er weiß, dass eine Umsetzung so schnell nicht möglich sein wird. Die Gesamtbaukosten werden auf acht bis zehn Millionen Euro geschätzt. Er wolle zunächst mit dem Straßenbauamt verhandeln, damit die Belange von Moorenweis in der Dringlichkeit nach vorne rutschten, kündigt Schäffler im Gespräch mit der SZ an. Die Erkenntnisse der Studie sind nach Ansicht des Bürgermeisters vor allem für die Orts- und Zukunftsplanung von Moorenweis wichtig, denn möglicherweise müsse man sich etwa bei der Ausweisung von Baugebieten nunmehr "eine Trasse freihalten", auf der eine künftige Ortsumfahrung geführt werden könnte.

Viele Autos, viele Laster: Moorenweis leidet an vielen Stellen an hohem Verkehrsaufkommen, vor allem auf der Staatsstraße. (Foto: Günther Reger)

Die vom Gröbenzeller Büro Traffic, System, Consulting (TSC) vorgelegte Machbarkeitsstudie belegt, dass sich die nachhaltigste Entlastungswirkung für das Moorenweiser Ortszentrum durch eine Verlagerung der Staatsstraße in Richtung Süden ergeben würde. Damit wären die Moorenweiser den Hauptdurchgangsverkehr und damit etwa 1000 Fahrzeuge in der Stunde in beide Richtungen los. Vor allem in den Morgenstunden und am Nachmittag ist die Staatsstraße durch den Berufsverkehr belastet und am Wochenende durch den Ausflugsverkehr zum Ammersee. "Die Führung der Staatsstraße 2054 durch Moorenweis lässt keinen flüssigen Verkehr zu", heißt es in der Studie. Der Straßenquerschnitt sei kaum ausreichend und wegen der vielfältigen Verkehrsbeziehungen innerhalb des Ortes müsse "immer wieder mit ein- und ausbiegenden Fahrzeugen gerechnet werden". Auf Höhe der Straße Gewerbering gibt es zwar einen Fußgängerüberweg, doch gerade während des Berufsverkehrs müssen Fußgänger dort lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Die Staatsstraße ist allerdings nicht der einzige Problembereich. Schlechte Sichtverhältnisse erwartet die Verkehrsteilnehmer an der Einmündung der Staatsstraße in die Lindenstraße beim Gasthof zur alten Post und in die Ringstraße. Die Ringstraße selbst wird vor allem vom Durchgangsverkehr vom und zum Ortsteil Dünzelbach frequentiert. Dazu wiederum ist die Querung der unübersichtlichen Kreuzung von Römer-/Ammerseestraße mit der Linden-/St.-Margareth-Straße notwendig. Bei beiden Straßenzügen handelt es sich um die Kreisstraßen FFB 3 und FFB 16, mithin ist der Landkreis für einen bereits mehrfach diskutierten Ausbau des extrem beengten Kreuzungsbereichs zuständig.

In der St.-Margareth-Straße befindet sich die Grundschule, von einer Verbesserung der Verhältnisse würden deshalb auch die Schulkinder profitieren. Doch auch ein Ausbau dort könne die schwierige Kreuzungssituation nicht entschärfen, schreiben die Ingenieure Bernd Reich und Raimund Wiotte in ihrer Studie. Außerdem sind die Grundstücksverhandlungen zwischenzeitlich zum Erliegen gekommen. Und auch im Ortsteil Windach, der sich über die Kreisstraße FFB 13 nordwestlich an Moorenweis anschließt, gibt es eine Engstelle mit Stützwänden, an der nicht einmal zwei Autos aneinander vorbeifahren können. Auch fehlt dort ein Gehweg, obwohl es die einzige Verbindungsstraße in den Hauptort Moorenweis ist. Auch hier würde ein Ausbau der Ortsdurchfahrt allein "zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis" führen, heißt es in der Studie. Windacher Bürger hatten sich deshalb ebenfalls für eine Umfahrung ihres Ortes stark gemacht.

Die Machbarkeitsstudie schlägt nun vor, vom Kreisverkehr Ost beim Gewerbegebiet am Sportplatz eine südliche Umfahrung von Moorenweis bis zum Kreisverkehr Süd bei der Tankstelle zu schaffen und diese dann als westliche Umfahrung an Moorenweis bis zur FFB 16 Richtung Dünzelbach fortzuführen und nördlich an Windach vorbeizuleiten. Diese Variante würde die größte Entlastungswirkung erzielen. Die andere Variante, die die Umfahrung östlich an Windach vorbeiführen würde, hätte den Vorteil, dass "die Umfahrung von Windach vorgezogen werden könnte", erläutert Ingenieur Reich. Als begleitende Maßnahmen sollte die Gemeinde nach Maßgabe der Ingenieure die dann ehemalige Staatsstraße zurückbauen und zudem ein Durchfahrtsverbot für den Schwerlastverkehr durchsetzen. Auch Lastwagen unter anderem von einem örtlichen Unternehmen tragen zur Verkehrsbelastung in Moorenweis bei. Wie der Landkreis nun mit seinen Kreisstraßen in Moorenweis verfahren will, soll demnächst geklärt werden.

Unabhängig davon soll 2018 die Kreisstraße FFB 13 im Ortsteil Steinbach ausgebaut werden und einen einseitigen Gehweg erhalten, der zweimal die Seite wechselt. Die Baukosten betragen 1,65 Millionen Euro, knapp 700 000 Euro davon muss Moorenweis selbst tragen. Umstritten war bei der Vorstellung der Planung im Gemeinderat und bei einer Infoveranstaltung der Einbau zweier Mittelinseln.

© SZ vom 06.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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