Moorenweis:Afrikaner nehmen sich Raiffeisenbank zum Vorbild

Lesezeit: 2 min

Das genossenschaftliche Institut in Moorenweis mit seinem Lagerhaus dient als Anschauungsobjekt für eine Delegation aus Uganda, Ghana, Togo und Malawi. Die Gäste erfahren, dass es nicht nur um Gewinn, sondern auch um Tradition geht

Von Manfred Amann, Moorenweis

Der wirtschaftliche Erfolg der Raiffeisenbank Westkreis Fürstenfeldbruck (Raiba) gründet nach den Worten des Vorstandsmitglied Werner Seissler im Wesentlichen in der konsequenten Umsetzung des Genossenschaftsgedankens, auf der guten Ausbildung der Mitarbeiter und in der Präsenz in der Region. Da die Bildung von Genossenschaften helfen könnte, in ihren armen Ländern die Agrar-und Ernährungswirtschaft voranzubringen, hat sich unlängst eine 29-köpfige afrikanische Delegation bei der Regionalbank über deren Vorzüge, über die Organisation und über das wirtschaftliche Handeln informiert. Da die Besucher, die aus acht Ländern wie Uganda, Ghana, Togo oder Malawi kamen, nur Englisch oder Französisch sprachen, waren zwei Simultanübersetzer ständig im Einsatz.

Die Raiba sei unter anderem deswegen als "Vorzeigeunternehmen" gut geeignet, weil sie relativ klein und doch erfolgreich sei und weil sie ein Lagerhaus betreibe, anhand deren Abläufe man das genossenschaftliche Zusammenwirken ebenfalls gut erklären könne, verriet Christian Albrecht vom Genossenschaftsverband Bayern. Wie Georg Bohnloh und Christian Königsperger von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) erläuterten, unterstützt das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) mit der Sonderinitiative "Eine Welt ohne Hunger" 14 sogenannte grüne Innovationszentren, die sich hauptsächlich in Afrika befinden. Dort entwickeln Fachleute aus Unternehmen, aus der Entwicklungshilfe, aus Verbänden und der Wissenschaft sowie Bauern gemeinsam Ideen und Konzepte für besseren Anbau, für weniger Ernteverluste und für höhere Qualitätsstandards.

Mitarbeiter dieser Zentren hätten nun im Rahmen eines achttägigen Seminars, das von der GIZ in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband (DGRV) organsiert worden sei, die Möglichkeit bekommen, verschiedene Produktionsstätten und -zweige, wie zum Beispiel eine Sennerei, einen Ackerbaubetrieb oder eine Molkerei kennenzulernen, sowie von Abläufen und Zusammenhängen im Finanzwesen und in der landwirtschaftlichen Verwaltung zu lernen, sagte Bohnloh. Nach einer Besichtigung der Bankfiliale in Geltendorf traf die Delegation im Raiba-Lagerhaus in Moorenweis ein, wo soeben zwei Lastwagen vorgefahren waren, um "Qualitätsweizen für Pasta" nach Oberitalien zu bringen, wie Franz Drexl informierte. "Die Raiba ist nicht nur ein Geldinstitut, sondern versorgt auch die Landwirtschaft der Region mit Saatgut, Dünge-, Pflanzenschutz- und Futtermitteln und handelt mit landwirtschaftlichen Ackererzeugnissen und Betriebsmitteln", sagte der Lagerleiter. Dabei würden jährlich etwa neun Millionen Euro umgesetzt.

"Lohnt sich das denn für die Bank?" wollte ein Afrikaner wissen, woraufhin Seissler und sein Vorstandskollege Jochen Beier erläuterten, dass das Lagerhaus kein defizitäres Geschäft sei. Es gehe nicht nur um Gewinn, sondern um die Bewahrung von Tradition, ums Image der Bank und um Kundenbindung. Die Besucher erfuhren, dass die Bank bei Finanzfragen ausschließlich auf ihre 54 festangestellten Berater vertraue, dass das Lagerhaus allen Landwirten und nicht nur Mitgliedern offen stehe, dass die "noch relativ jungen Vorstände", vom Aufsichtsrat ausgewählt würden und dass Prüfungen der Bank zwarsinnvoll und notwendig, für kleine Banken laut Beier aber "eher überzogen" seien.

© SZ vom 25.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: