Mobilität:Mit dem Expressbus zu den Nachbarn

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Die S-Bahnen im Umland haben keine direkte Verbindung miteinander. Der Freistaat will dieses Manko mit Ringbuslinien wettmachen. Im Landkreis sollen dafür der X800 und X900 eingesetzt werden

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Wer von Fürstenfeldbruck nach Dachau fahren will, nimmt in der Regel das Auto und steht dann bisweilen auf der B471 im Stau. Oder die S-Bahn. Dann muss er erst mit der S4 nach Laim fahren und dort in die S2 Richtung Petershausen umsteigen. Umständlich. Mit Bussen, die die S-Bahn-Linien im Umland von München verbinden, könnte es schneller und bequemer gehen. Das sieht ein Plan der bayerischen Staatsregierung vor. Der Landkreis Fürstenfeldbruck ist schon einen Schritt weiter und will die geplanten Expressbuslinien X800 nach Dachau und X900 nach Starnberg schon jetzt ausschreiben lassen, damit sie von Dezember 2021 an fahren können.

Der Energie- und Umweltausschuss des Kreistags befasste sich kürzlich mit dem Thema und empfahl dem Kreistag die Zustimmung. Die Staatsregierung will in Zukunft sogenannte Tangentiallinien aus Expressbussen schaffen, die sich wie ein Ring um die Landeshauptstadt München legen. Sie sollen das auf München zugeschnittene S-Bahn-Netz mit direkten und beschleunigten Verbindungen zwischen den S-Bahn-Außenästen und Kreisstädten ergänzen und somit das Manko des MVV wettmachen, dass sich alle Linien auf die Stammstrecke zubewegen und ansonsten wenig Umsteigemöglichkeiten zwischen den Linien herrschen.

Vorgesehen sind insgesamt sieben Expressbuslinien, die einem möglichst einheitlichen Takt unterliegen und ergänzend zu den bestehenden MVV-Regionalbussen verkehren sollen. Der Landkreis Fürstenfeldbruck soll durch zwei der geplanten sieben Verbindungen angebunden werden: die Linien X800 und X900. Diese sollen montags bis samstags von fünf bis etwa 23 Uhr im 20-Minuten-Takt und an Sonn- und Feiertagen im Stundentakt fahren.

Die Linie X800 basiert zum großen Teil auf der bereits bestehenden MVV-Regionalbuslinie 836, die zwischen dem S-Bahnhof Buchenau (S4), dem Fliegerhorst, dem Bahnhof Esting (S3) und dem Gewerbepark Geiselbullach an Werktagen alle 30 Minuten fährt. Im Vergleich zur 836er-Linie soll der X800 einige Haltestellen weniger anfahren und dadurch schneller sein. Und er soll über das Gewerbegebiet Gada in Bergkirchen (Landkreis Dachau) bis zum S-Bahnhof Dachau fahren. Später, nach der Konversion des Fliegerhorstes, kann er statt über die B471 über das Fliegerhorstgelände fahren, wodurch der neu entstehende Stadtteil an die S-Bahn-Station Buchenau angebunden wäre. Die bestehende 836er-Linie soll jedoch nicht komplett ersetzt werden, sondern den X800 ergänzen und später auch das Freizeitgelände am Pucher Meer anbinden.

Schon jetzt verkehrt die Expressbuslinie X900 montags bis samstags im Stundentakt zwischen dem S-Bahnhof Buchenau (S4), Alling, dem S-Bahnhof Gilching-Argelsried (S8) und dem S-Bahnhof Starnberg (S6). Sie soll künftig so weit beschleunigt werden, dass eine Fahrt vom Bahnhof in Fürstenfeldbruck zum Bahnhof in Starnberg nur 36 Minuten dauert.

Kreisrat Hubert Ficker (CSU), Referent für Strukturpolitik und ländlichen Raum, äußerte sich begeistert über die Idee, "dass die Bürger nicht den Umweg über Pasing oder Laim oder gar den Hauptbahnhof nehmen müssen, sondern eine Verbindung zwischen den Kreisstädten haben." Dies sei "ein wichtiger Schritt zu einem hochleistungsfähigen ÖPNV. Für uns ist das eine ganz hervorragende Geschichte", sagte Ficker. Wenn man wolle, dass der ÖPNV besser angenommen werde, "müssen wir solche Angebote schaffen", betonte Johann Thurner (FW). Jan Halbauer (Grüne) ist es wichtig, dass wir das Angebot stärken". Er sähe es aber lieber, "wenn stattdessen die S-Bahn-Linien auf den Außenästen besser ausgestattet würden". Klaus Wollenberg (FDP) stimmte als einziger dagegen. Er nannte die Planungen "eine Art Luxusvorlage". Die Linie nach Starnberg sei eigentlich schon vorhanden, sagte Wollenberg: "Das hier ist jetzt wieder die nächste Addition." Er fragte, ob es nicht besser sei, den Geldbetrag in den Schuletat zu stecken "statt in eine Buslinie, die wir sowieso schon bedienen".

Hermann Seifert, Nahverkehrsexperte im Landratsamt, wies in der Sitzung darauf hin, dass der Freistaat zwischen 50 und 65 Prozent der Betriebskosten übernehmen würde, allerdings nur, wenn die Linien in etwa demselben Rahmen beibehalten würden. Die Umsetzung der gesamten Ringbuslinien zum Fahrplanwechsel 2021 dürfte ehrgeizig sein, die beiden Brucker Linien indes könnten in diesem Zeitplan realisierbar sein, da es für beide Vorläufer gibt. Für beide Linien zusammen müsste der Landkreis Fürstenfeldbruck anteilig und je nach gewährter Zuschusshöhe zwischen 630 000 und 970 000 Euro ausgeben. Davon abgerechnet werden noch die Fahrgeldeinnahmen.

© SZ vom 19.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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