Mitten in Malching:Versammlung mit den Jüngsten

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Malching ist der Maisacher Ortsteil mit der jüngsten Bevölkerung. Repräsentiert wird diese auch bei der Bürgerversammlung

Kolumne von Erich C. Setzwein

Lange Zeit musste man in Bayern glauben, das Land sei so schön und der Himmel so weiß-blau wegen der CSU. Als zwischendurch die FDP mal mitregierte, geriet dieses Bild langsam ins Wanken. Der Himmel wurde nicht grauer, das Land nicht grauslich. Und seit sich die Freien Wähler die Macht mit den Christsozialen teilen, seit die Grünen die zweitstärkste Kraft sind, scheint festzustehen: Es wird alles besser, jünger, schöner und weiblicher sowieso. Nun haben jüngst Statistiker der Bevölkerung "auf dem Land" bescheinigt, dass sie immer älter werde, in den Städten dagegen sinkt das Durchschnittsalter. In Maisach, das hat sich Bürgermeister Hans Seidl ausrechnen lassen, ist der Altersdurchschnitt bei 43,5 Jahren, da sind die Menschen drei Monate jünger als im Landkreis und ähnlich alt wie im Nachbarlandkreis Landsberg.

Nur die Dachauer liegen mit 42,5 Jahren im bevölkerungsreichen Westen der Landeshauptstadt weit vorne. In München selbst sind so viele junge Leute, dass der Durchschnitt auf 41,5 Jahre gesunken ist. Maisach, um bei diesem Beispiel zu bleiben, tut auch viel, dass es nicht überaltert. Die Rahmenbedingungen scheinen zu stimmen, denn viele junge Familien ziehen zu. Im kleinen Malching, wo gerade einmal 439 Personen (Stand: Ende 2018) leben, ist dem Durchschnittsalter nach der jüngste Ortsteil Maisachs. Dort sind die Menschen im Schnitt noch jünger als in München, nämlich 42,1 Jahre.

Wie, um das zu beweisen, haben an der ersten von vier Maisacher Bürgerversammlungen in diesem Jahr im Malchinger Angerwirt zwei ganz kleine Neubürger teilgenommen. Die Zwillinge Benedikt und Johannes zeigten dabei ein enormes Durchhaltevermögen. Fast 60 Seiten umfasste die Powerpointpräsentation des Bürgermeisters, anderthalb Stunden referierte Seidl seinen Jahresbericht. Und in der ganzen Zeit: kein lautes Wort der beiden jüngsten Zuhörer, nicht einmal ein Gnaunzen bei all der Aufmerksamkeit, die die beiden Kleinsten selbstverständlich bei all jenen erregten, die weit über dem Durchschnittsalter liegen und in Bälde deutlich zum Alterungsprozess der Kommune beitragen werden.

Selbst bei dem so wichtigen Thema "Kinderbetreuungsplätze" verhielten sich die Betroffenen erstaunlich still. Dabei führte der Bürgermeister Zahlen in Rot vor, aus denen hervorging, dass in diesem Jahr elf Krippenplätze mehr gebraucht werden. Sollten da zwei für Benedikt und Johannes fehlen, dann dürften sie aber aufwachen und plärren. Des glaubst, Oida!

© SZ vom 19.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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