Mitten in Fürstenfeldbruck:Sattelfeste Tradition

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Vor allem in einem Punkt liegt OB Erich Raff mit seinem Amtsvorgänger auf einer Linie

Kolumne von Stefan Salger

Erich Raff sitzt fest im Sattel. Galt der CSU-Mann nach der Kommunalwahl 2014 als Stellvertreter des damaligen Oberbürgermeisters Klaus Pleil noch als kleinster gemeinsamer Nenner, auf den sich der selbstbewusste BBV-Politiker mit der größten Stadtratsfraktion nach längerem Zwist doch noch verständigen konnte, so hat sich das Bild längst gewandelt. Der pensionierte Polizeihauptkommissar musste selbst ans Steuer, weil sein Chef schwer erkrankte. 20 Monate lang wurde so aus dem Zweiten Bürgermeister der geschäftsführende Bürgermeister. Im Mai nahm er dann ganz offiziell als vom Wähler legitimierter Fürstenfeldbrucker Oberbürgermeister im Chefsessel Platz. Von so einem Möbelstück hält Raff, das verbindet ihn mit seinem Vorgänger, eher wenig. Mögen ihm SPD und Grüne auch mal die Qualifikation fürs erste Amt in der Stadt absprechen, so gilt er unter Mitarbeitern doch als recht umgänglich, bei Bürgern als unkompliziert. Für viele ist er, wie sich das in vergangenen Handballertagen eingebürgert hat, einfach "der Erich", so wie für viele der Sportler und Geschäftsleute der Schuhmachermeister Pleil "der Klaus" war und ist. Dass Raff kein großer Redner ist, sehen ihm viele nach. Auch das kannte man von Klaus Pleil, der zu Beginn seiner Amtszeit noch mehr schlecht als recht vom Blatt abgelesen hatte (so wie Ende Juni 2014 bei der Zeugnisvergabe im Viscardi-Gymnasium). Es gibt also bei einigen Unterschieden auch einige Parallelen zwischen der früheren lokalen Größe der BBV und der aktuellen der CSU. Die vielleicht auffälligste ist eine andere, mit der so etwas wie eine kleine Brucker Tradition fortgeführt wird: Ebenso wie Klaus Pleil verzichtet Raff auf den Dienstwagen. Während vielen Amtskollegen anderer Städte und Gemeinden mindestens eine Mittelklasselimousine zur Verfügung steht und sich der Oberchef im Landkreis, Landrat Thomas Karmasin, auch gerne in einer schmucken Oberklasselimousine chauffieren lässt, verzichtet Raff auf eine solche Insignie. Und das auch ganz offiziell: Die standardmäßig im Haushaltsentwurf aufgelisteten 7000 Euro Leasingkosten ließ er kurzerhand streichen: Botschaft: "Ich will auch 2018 kein Auto - des braucht's ned. Der 64-Jährige steigt lieber aufs eigene Fahrrad. Damit lässt er den städtischen Klimaschutzbekundungen Taten folgen. Ganz nebenbei kann er von sich behaupten, was nicht für alle Kollegen gilt: Er sitzt immer ziemlich fest im Sattel.

© SZ vom 27.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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