Mitten in Fürstenfeldbruck:Rote Karte auf der Ersatzbank

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Fast sah es so aus, als würde ein Impfwilliger einfach aus dem System gekickt - allerdings nur fast

Kolumne von Stefan Salger

Man stelle sich einen Fußballer vor, der, während er noch auf der Ersatzbank schmort, die rote Karte gezeigt bekommt. Etwa so fühlte sich ein Mann aus Fürstenfeldbruck. Die Rolle des Unparteiischen hatten die Programmierer der Impfsoftware BayImco übernommen, die seinen ultimativen Platzverweis von langer Hand geplant zu haben schienen. In dem zentralen Portal des Freistaats sind immer noch viele Menschen registriert, die sehnsüchtig auf die Immunisierung warten. Auf dass wieder etwas mehr Normalität in den Alltag einziehen möge.

Die Geschichte des SZ-Lesers mutet zunächst bizarr an: Am 19. Januar, einem Dienstag, meldete er sich in dem Portal für eine Impfung an und erhielt eine Bestätigung. Mit auf den weiteren Lebensweg gab ihm das bayerische Gesundheitsministerium die Botschaft: "Ihre Anmeldung zur Covid-19-Impfung wurde erfolgreich entgegengenommen. Sie werden automatisch per E-Mail und/oder SMS kontaktiert, sobald Sie an der Reihe sind. Eine weitere Kontaktaufnahme mit dem für Sie zuständigen Impfzentrum ist daher nicht erforderlich." Und weiter: "Bitte verzichten Sie auch auf Nachfragen, da dies die Kapazitäten der Impfzentren belastet und zu Verzögerungen im Ablauf der Terminvereinbarungen führt." Klare Ansage. Keine Nachfragen! Der Mann folgte also den Anweisungen und übte sich in Geduld.

Genau fünf Monate später, am 18. Juni, einem Freitag, gab es ein Lebenszeichen von BayImco: Endlich der erhoffte Termin? Denkste: Der Mann erfuhr, dass seine Anmeldung soeben gelöscht worden war. Nachgerade originell die Begründung: "Wegen Inaktivität". Wie bitte? Genau die hatte sich die Behörde doch ausgebeten. Es folgte noch eine tröstliche Botschaft: "Es besteht für Sie kein weiterer Handlungsbedarf. Sofern Sie keine weiteren Personen mit Ihrer E-Mail-Adresse zur Impfung angemeldet haben, erhalten Sie in den nächsten Tagen noch einen Hinweis über die Löschung Ihres impfzentren.bayern Kontos." Klingt nach Kreisliga. "Haben hier die Lehrlinge programmiert?" fragte sich der Mann.

Ein Hinweis auf des Rätsels Lösung und eine frohe Kunde kommen dann aber doch noch am Montag aus dem Landratsamt: Der potenzielle Einwechselspieler habe sich mit zwei E-Mail-Accounts angemeldet. Einer von beiden sei auch nach der jüngsten "Systembereinigung" weiterhin aktiv, mit einer baldigen Impfung sei zu rechnen.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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