Ein Zweckbau, dieses Landratsamt. Aus den Siebzigern, viel Beton. Wird ja gerade saniert und aufgehübscht. Es hat einen großen, ziemlich hohen Sitzungssaal, mit weißen Wandpaneelen und grauem Teppich. Darin wird Politik gemacht, wenn sich Landrat und Kreisräte zu Kreistagssitzungen treffen, um über Buslinien und Biomüll, Schulbauten und Sozialhilfe abzustimmen. Auch für Workshops oder bestimmte Festakte wird die Räumlichkeit bisweilen zur Verfügung gestellt: für ein Jubiläum des Frauennotrufs, zur Gründung eines Ernährungsrates oder für einen Aktionstag zum beruflichen Wiedereinstieg.
Über eine besondere Aufenthaltsqualität des Saales ist nichts bekannt, dennoch übt er neuerdings offenbar besondere Anziehungskraft aus: Denn die SPD-Kreisräte, die in den Sitzungen die Tischreihen vom Landrat aus gesehen links einnehmen, scheinen sich dort derart wohl zu fühlen, dass sie gerne auch außerhalb der Sitzungszeiten wiederkommen möchten. Eine Veranstaltung zum Thema "Wohnen ist Menschenrecht" mit Reden, Podiumsgespräch und Streichquartett wollten sie darin ausrichten und dies als "Festakt zum 70-jährigen Bestehen des Grundgesetzes" verkaufen. Doch das Landratsamt sagte Nein, der Neutralität wegen. Politische Parteien dürften nicht in den Sitzungssaal, in die vom Landkreis verwalteten Schulturnhallen oder Kreiseinrichtungen wie den Jexhof, auch auf der Behörden-Homepage würden keine Parteiveranstaltungen angekündigt, heißt es aus dem Landratsamt.
Ein Ausweichquartier indes war für die SPD schnell gefunden. Man freue sich über die Puchheimer Gastfreundschaft, formuliert der SPD-Fraktionsvorsitzende Peter Falk ein wenig süffisant. Das Thema Wohnen wollen sie nun am 16. Mai im Kulturzentrum Puchheim erörtern. Das ist irgendwie naheliegend, weil sowohl die 150 Jahre alte SPD und das 20 Jahre alte Puc gerade ein Jubiläumsjahr feiern. In Puchheim passen sie zudem bestens zueinander: Immerhin ist die Stadt eine der wenigen Kommunen im Brucker Kreis unter Führung eines SPD-lers.