Mitten in Fürstenfeldbruck:Eisenbahnmuseum im Maßstab 1 : 1

Lesezeit: 1 min

"Diesel satt" heißt es bei Youtube. Und gemeint sind damit sicher  keine Autos.

Kolumne  von Florian J. Haamann

Manchmal, wenn den modernen Menschen trotz Überstunden, sozialen Kontakten und Hobbys die Langweile überfällt, treibt es ihn vorwiegend im Büro oder am Abend auf dem heimischen Sofa - gerne auch beides - in die Fänge von Youtube. Mit dem Vorsatz freilich, nur kurz ein Video zu schauen. Oder zwei. Höchstens. Na ja, eines noch, dann ist aber Schluss. Wirklich. Plötzlich ist es dann mitten in der Nacht, der Rest der Familie ist längst im Tiefschlaf, und am Horizont hört man bereits den Alarmton des Weckers zärtlich surren. Als sei man aus dem Raum-Zeit-Kontinuum gefallen, hat man gerade aus Langeweile anderen stundenlang dabei zugeschaut, wie sie ihre Langweile vertreiben. Eine Art Meta-Prokrastination also.

Lässt man sich also ein wenig durch das Youtube-Universum treiben, so landet man mit etwas Glück auf dem Kanal eines gewissen "Mario R.". Sein Hobby ist es, an Bahnhöfen stundenlang die durchfahrenden Züge zu filmen und das Material dann zu mehrminütigen Clips zusammen zu schneiden. Knapp 300 solcher Videos hat er in den vergangenen fünf Jahren veröffentlicht. Regelmäßig macht er dabei auch im Landkreis Station. Die jpüngste Aufnahme von hier trägt den Titel: "Züge in Fürstenfeldbruck - BR 218, BR 245, VT 612 und mehr ...- Diesel satt auf der Allgäubahn". Clickbait geht freilich anders, aber für den Eingeweihten ist sofort erkenntlich, welche Schönheiten er hier erwarten darf. Die Lok der Baureihe 218 mit ihrem Dieselmotor etwa war einst die Königin des Schienen, wurde nach der Elektrifizierung immer mehr verdrängt. In Bruck allerdings ist sie noch im Einsatz, weil die Bahn die Elektrifizierung genauso wenig hinbekommt wie den mehrgleisigen Ausbau.

Und so bringt es der Landkreis mit seiner Nostalgiestrecke bundesweit zu einer gewissen Berühmtheit innerhalb der Szene der Eisenbahn-Spotter. Das ließe sich doch eigentlich ausbauen. Historische Dampfloks statt Zehn-Minuten-Takt. Der Landkreis als Eisenbahnmuseum im Maßstab 1:1. Echte Städte und Natur, keine Kulissen. Und alle Landkreisbewohner als Statisten.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: