Ohne Corporate Identity geht heute in der globalen Welt gar nichts. Unternehmen präsentieren sich mit einem einheitlichen Wertesystem und im Idealfall auch mit einem einheitlichen Erscheinungsbild - das nennt sich dann Corporate Design. So hat der frühere Brucker Oberbürgermeister Klaus Pleil Briefköpfe und andere Dokumente der Stadt vereinheitlicht und aufgepeppt. Der Slogan "Fürstenfeldbruck - Stadt, Land, Fluss" verbindet dort unter einer kühn geschwungenen Linie die stilisierte Klosterkirche mit dem Stadtwappen.
Am Freitag und noch diesen Samstag nimmt die Corporate Identity im Schatten der Klosterkirche ganz andere Formen an. Stadt, Land und Fluss sind in Grundzügen zwar noch zu erkennen. Aber man scheint sie durch orangefarbene Brillengläser zu sehen. Mehr Corporate geht nicht. Die bayerische Schreinerinnung richtet in Fürstenfeld ihr Zukunftsforum aus. Die Halsbänder der Teilnehmer? Orange. Die Aufstellerfahnen? Orange. Die vielen zu einer Pyramide aufgestapelten Dekowürfel? Orange. Das Rednerpult im Stadtsaal? Orange. Das halbe Titelcover des Programmhefts nebst Teilen des Textes? Orange. Die Krawatte von Hauptgeschäftsführer Christian Wenzler? Na, raten Sie mal.
Ist ja schlüssig: Orange ist der Farbenlehre zufolge eine hellere Variante von Braun - also der Farbe des Werkstoffs Holz. Außerdem ist die Farbe positiv besetzt. In der Psychologie steht sie für Erfrischung, Fröhlichkeit und Jugend. Orangen haben zudem viel Vitamin C. Und die "Orange Revolution" fegte 2004 in der Ukraine den kommunistischen Muff nebst Tyrann Wiktor Janukowytsch davon. Schreiner: alles richtig gemacht!
Ach, gäbe es da nicht diesen Wermutstropfen. Oranje gilt als Nationalfarbe der Niederländer. Im Fußball zerreißen die zurzeit so gar nichts. Und die Niederländer werden von bösen Zungen als Käserolle geschmäht. Vor allem aber verstopfen sie mit ihren Wohnwagen unsere Autobahnen. Puh. Orange? Liebe Schreiner, wie wär's mit Grün? Die Farbe steht auch für Frische. Und für Hoffnung.