Mitten in Fürstenfeldbruck:Die härteste Tür Deutschlands

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Der City-Point ist immer für einen Superlativ gut

Von Florian J. Haamann

Der gemeine Großstädter denkt ja gerne, dass seine Heimat die Superlative gepachtet hat - das schönste Stadion, der grünste Park, das größte Volksfest. Auf die Region um seine Stadt herum schaut er deshalb meist nur mit einem herabwürdigenden Blick. Was soll es schon Besonderes geben, dort auf dem Land, außer vielleicht den dicksten Kartoffeln und den schlechtesten Autofahrern? Gerade die Berliner sind ja auf viele ihrer Eigenheiten besonders stolz - der unfertigste Flughafen, die rotesten Zahlen im Haushalt und natürlich die härteste Tür Deutschlands. Denn nirgends sonst soll man so schwer Einlass erhalten wie in den Techno-Club Berghain. Doch diese Annahme ist weit gefehlt. Denn die schwerste und härteste Tür Deutschlands steht in Fürstenfeldbruck - und sie regelt den Einlass zum City-Point in der Schöngeisinger Straße. Sie ist sogar so hart, dass es keines grimmigen Türstehers bedarf, der über ja und nein entscheidet. Nein, diese Tür regelt das selbst - durch ihr bloßes Gewicht.

Und es gibt drei Gruppen, die dort besonders schwer Einlass finden: Alte, Behinderte und Eltern mit Kinderwagen - politisch ist diese Türpolitik also mehr als fragwürdig. Genauer gesagt: sie ist eine Farce. Denn die Tür befindet sich im Obergeschoss des Gebäudes, auf dem Weg vom Aufzug zum Drogeriemarkt. Somit ist sie die einzige Zugangsmöglichkeit für die Menschen, die die Rolletreppe im Inneren des Gebäudes nicht nutzen können - also jene mit Rollstuhl, Rollator und Kinderwagen. Eben die müssen tagtäglich damit kämpfen, die schwere Tür zumindest einen Spalt zu öffnen und sich dann irgendwie durchzuquetschen, möglichst, ohne blaue Flecken oder Schrammen am Kinderwagen davon zu tragen. Das ist umso ärgerlicher, weil es nicht um Einzelfälle geht. Diese Szene lässt sich jede Stunde gleich mehrfach beobachten. Oft kommt den Verzweifelten jemand zu Hilfe, aber eben nicht immer. Sicher gibt es gute Gründe für die schwergängige Tür, wie Einbruchssicherheit und Feuerschutz. Warum aber, im Gegensatz zu anderen Zugängen zum Gebäude, dort kein Bewegungsmelder mit automatischem Öffner installiert ist, fragt man sich jedes Mal, wenn man die Tür durchschreitet.

© SZ vom 05.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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