Mitten in Fürstenfeldbruck:Die gute Nachricht kommt mehrmals

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Es gibt Geld vom Staat für die Kulturförderung. Und gleich mehrere Politiker teilen das der Öffentlichkeit mit

Glosse von Christian Hufnagel

Ach ja, die Kultur. Kaum ein Gut, das derart zwischen Anspruch und Wirklichkeit aufgerieben wird. Auf der einen Seite gibt das Mehrheitsvolk wenig bis nichts für sie aus. Auf der anderen Seite wird ihr Wert überhöht und glorifiziert. Das geht mit der Verfassung los, die Bayern als Kulturstaat determiniert und Staat wie Gemeinden auferlegt, eben Kultur zur fördern. So gibt es seit 1996 einen entsprechenden Fonds, aus dem Jahr für Jahr Staatseinnahmen in ein Füllhorn fließen, das sich über kulturelles Bemühen im ganzen Land ausschüttet - "regionaler Vielfalt, Dezentralität und Subsidiarität" Rechnung tragend, wie es die Präambel schwergewichtig formuliert. Und in diesem Jahr breitete sich ein 6,8 Millionen Euro schwerer Segen auf mehr als 100 Projekte aus, drei davon aus dem Landkreis. Diese erhielten 34 200 Euro, welche sich auf drei Ausstellungen verteilen: über die Romantik im Museum Fürstenfeldbruck, über die Kinos im Brucker Land auf dem Jexhof und über zeitgenössische Kunst der Derriks-Kulturstiftung.

Selbstverständlich warten da ganz andere Summen und Projekte auf, so etwa 800 000 Euro für "100 Jahre Mozartfest Würzburg" oder gar eine Million für die Sanierung des Stadtmuseums in Lindau.

Aber 11 000 Euro, um die regionale Geschichte der Lichtspielhäuser zu illuminieren, oder 19 000, um die Romantik in Fürstenfeldbruck in ein schönes Licht zu setzen, haben natürlich auch ihren Botschaftswert. Am Schnellsten, solch gute Nachrichten zu verbreiten, sind in der Regel Mitglieder der Regierungskoalition. Diesmal war CSU-Abgeordneter Alex Dorow der Erste, der die frohe Kunde per Pressemitteilung in die Welt brachte, dass der Kulturfonds Bayern auch den Landkreis bedacht hat. "Auch in Zeiten der Coronapandemie brauchen Kunst und Kultur ihren Platz", sagt der Vertreter für den Westen des Landkreises tapfer, gleichwohl haben die genannten Güter derzeit nicht einmal ein Plätzchen im Alltag.

Erst zwei Wochen später verschickt das Kultusministerium die Mitteilung von den 6,8 Millionen Euro für mehr als 100 Projekte, welche man auf einer Liste auf der Homepage finden kann, die drei aus dem Landkreis ziemlich am Anfang, was aber rein kategorische Gründe hat. Am gleichen Tag teilt auch SPD-Abgeordnete Ruth Waldmann die Brucker Kulturunterstützung mit und versichert: "Bei der Vergabe der Mittel wird großen Wert auf die inhaltliche Qualität und den Nutzen für die Region gelegt." Eine ortskundige Erläuterung bleibt allerdings aus. Die liefert auch der FDP-Kreisvorsitzende Martin Koch nicht, der anderntags vom bayerischen Kulturfonds, dessen Fördersumme von "650 000 Euro" und eben dem Brucker Anteil Wind bekommen hat und beflissentlich einen hohen Nutzen im Lockdown erkennt: "Umso erfreulicher ist es, dass nun die Förderungen die Möglichkeit geschaffen wurde, die Kultur endlich wieder nach draußen zu den Menschen zu bringen." Ein Hoffnungsseufzer, der zeigt: Eine gute Nachricht kann offenbar nicht oft genug in die Wählerwelt hinausposaunt werden.

© SZ vom 30.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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