Mitten in Fürstenfeldbruck:Dem Wiggerl seine Straße

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Bei der Namensfindung braucht es einfach ein paar kreative Ideen

Von Stefan Salger

Er ist 50 Jahre alt, hielt sich früher vor allem im Mittelfeld auf und hat in punkto grobe Fouls eine fast blütenweiße Weste. Zudem könnte der 1,71-Meter-Mann Fürstenfeldbruck helfen, halbwegs heil aus der Nummer rauszukommen - und dabei auch noch selbst eine Würdigung erfahren. Na bitte, klingt nach Win-Win-Situation. Aber der Reihe nach: Die Kreisstadt hat mal wieder Namensprobleme. Diesmal geht's nicht um den sperrigen, aus drei Wörtern zusammengesetzten Ortsnamenwurm. Schließlich sagt längst jeder nur noch Bruck, wenn von Fürsten-feld-bruck die Rede ist. Diesmal geht's um den Fürsten-feld-brucker Straßenrand. Da stehen Schilder, die nach berühmten Menschen benannt sind. Mancher Promi freilich offenbart dunkle Kapitel in der Biografie. (Deshalb sind Städte auf der sicheren Seite, die ausschließlich von Gänseblümchenwegen, Sonnenalleen oder allenfalls Beethovenstraßen durchzogen sind). In Bruck hängen ein paar Straßenschilder, auf denen Leute wie Wernher von Braun gewürdigt werden. Der war ein genialer Raketenkonstrukteur, aber eben auch SS-Offizier. So ähnlich ist das bei einigen anderen Namen auch. Deshalb beschäftigen sich Historiker und Gremien mit möglichen Umbenennungen, auch wenn viele betroffene Anwohner ihre gewohnten Briefköpfe und Stempel und Postadressen und Ausweise lieber behalten würden.

Andreas Ströhle (Piraten) wartete jüngst im Stadtrat mit einer wegweisenden Idee auf. Könnte man manches Schild nicht hängen lassen und sich einfach darauf einigen, eine geschichtlich unbelastete Person damit zu meinen? Jetzt kommt wieder der Fußballer ins Spiel, der für den FC Bayern und die Löwen und Unterhaching gekickt hat und sechsmal Deutscher Meister geworden ist. Und so würde die Kögelstraße, die zu einem der nahe dem Luftwaffen-Ehrenmal liegenden Sternbauten führt, halt nicht mehr an den Kampfpiloten Wilhelm Kögel erinnern, sondern - sic - an Wiggerl Kögl. Das überzählige "e" könnte man ignorieren oder überkleben.

Schwieriger wird's bei der schwer umzudeutenden Wernher-von-Braun-Straße. Vielleicht hilft da ja der bereits erwähnte und bewährte Brucker Lösungsansatz: einfach die ersten Namensbestandteile weglassen. Würde das Straßenschild abgesägt, wäre darauf noch "Braunstraße" zu lesen. Hm, klingt auch nicht wirklich unbelastet.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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