Mitten in Emmering:Der Wagen am Wegesrand

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Seit nun drei Monaten steht ein verlassenes Fahrzeug an der Böschung des Bahndammes zwischen Fürstenfeldbruck und Emmering. Weder Halter noch Behörden sehen sich in der Pflicht, etwas dagegen zu unternehmen

Kolumne von Karl-Wilhelm Götte

Der Halter eines dunkelblauen VW Lupo hat sich bei der Parkplatzwahl offenbar wenig Gedanken gemacht, als er seinen Wagen an der Böschung des Bahndamms an der S 4 abgestellt hat. Pendler sehen das Auto seit mehr als drei Monaten jeden Tag dort stehen und der ein oder andere fragt sich sicher: Darf der das und warum wird das Auto nicht abgeschleppt? Die DB Netz, zuständig für diesen Bereich in der Nähe der Rodelbahnstraße auf Emmeringer Flur, hat das Auto mit dem Brucker Kennzeichen lediglich mit einem roten Spanngurt fixiert und damit sichergestellt, dass es nicht auf die Gleise kippt. "Keine Gefahr für den Schienenverkehr", sagt die DB Netz. Das reicht. Auch die Bundespolizei hat sich den Standort angesehen. Passiert ist noch nichts.

Doch warum hat der Halter seinen Wagen denn nun dort abgestellt? Der 41-Jährige kam am Tag nach der kuriosen Aktion in die Brucker Polizeiinspektion. "Er machte dubiose Angaben", so Michael Fischer, stellvertretender Leiter der Dienststelle. Er sei nachts auf den Waldweg gefahren, um sich Bäume anzusehen und Bachblüten zu pflücken. "Er wusste jedoch auf Nachfrage nichts über Bachblüten", so Fischer. Der Mann habe auf ihn einen seltsamen Eindruck gemacht. Er habe betont, dass er am Morgen, bevor er zur Polizei kam, zwei Schnäpse getrunken habe. Vielleicht wollte er davon ablenken, dass er noch Restalkohol im Blut hat? Jedenfalls alles sehr dubios - auch für die Polizei. Der Halter des Autos hat laut Polizei einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Anstalten, sein Auto dort abzuholen oder abschleppen zu lassen, macht er nicht. Fischer vermutet, dass ihn das mehr kostet, als der Wagen noch wert ist. Die Polizei kann den Mann aber offenbar nicht zwingen, sein Auto zu entfernen, solange es ein gültiges Kennzeichen hat. Die Deutsche Bahn hat es scheinbar genauso wenig eilig damit, es auf eigene Kosten abschleppen zu lassen. Die Brucker Polizei jedenfalls würde die Akte gerne schließen und den Vorgang weiterreichen. Fischer denkt dabei an die Bundespolizei und auch an die Umweltschutzbehörde im Brucker Landratsamt, die eingreifen könnten. Dabei sind sonst doch alle beteiligten Behörden und Organisationen immer sehr emsig dabei, Fehlverhalten der Bürger zu sanktionieren. Man darf also gespannt sein, wer sich am Ende zuständig fühlt.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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