Mitten in Eichenau:Elitäre Angelegenheit

Lesezeit: 1 min

Zwischen Starzelbach und Staatsbedienstetenwohnungen entsteht die Streuobstwiese. (Foto: Günther Reger)

Warum die Apfelsorte Kaiser Wilhelm auf einer Streuobstwiese zum Problem werden könnte

Von Erich. Setzwein

Gartenstädte wie Gröbenzell und Eichenau ziehen seit Jahrzehnten die Eliten an. Ob Politiker oder Künstler, Manager oder Wissenschaftler - die Gemeinden im östlichen Landkreis beherbergen viele, die ganz oben mitmischen. Schon ein Blick auf die nahezu hundertprozentige Übertrittsquote Gröbenzeller Grundschüler beweist, wonach die Menschen dort streben. Macht, Einfluss, Geld.

Doch so einfach wird es den Sprösslingen der gehobenen Schichten auch wieder nicht gemacht. In Eichenau ist nun eine Erziehungsmaßnahme der besonderen Art zu beobachten. Denn auf einer arg feuchten Wiese am Donauschwabenweg entsteht eine öffentliche Streuobstplantage. Das wäre an sich nichts Ungewöhnliches, weil zum Beispiel auch die Puchheimer Nachbarn sich schon längst dem Urban Gardening, dem Bepflanzen von öffentlichen Grünflächen mit Obst und Gemüse, verschrieben haben. Es liegt sozusagen im Trend, was in der Eichenau passiert. Und doch wird zu sehen sein, wie Elitenbildung funktioniert.

Der Ansatz, eine Allmende zu schaffen, damit sich die Leute frisches Obst vom Baum pflücken können, ist ebenso löblich wie die Absicht, mit alten Apfelsorten den Genpool zu bereichern sowie auch den Bienen mit der Blüte etwas zum Überleben anzubieten. Doch unter den acht vom Lions Club Fürstenfeldbruck gespendeten Bäumchen der Sorten Gravensteiner, Jakob Lebel, Korbiniansapfel und Topaz ist auch Kaiser Wilhelm. Eine Sorte, die seit den Fünfzigerjahren nicht mehr angebaut wird, weil sie für die Massenproduktion als ungeeignet erscheint. Das Problem ist, und daran wird sich sicher die Elitenbildung in Eichenau zeigen, dass dieser von Wilhelm I. als "wahrhaft majestätisch" bezeichnete Apfelbaum so hoch in die Höhe wächst, dass er nur schwer abzuernten sein wird. Es werden also nur jene an die Früchte kommen, die sich auch anstrengen. Außer der inzwischen wieder in Eichenau heimische Biber findet Gefallen am jungen Stamm.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: