Merkle-Cup:Kicken mit den Bayern-Minis

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Beim 21. Merkle-Cup in der Realschulturnhalle liegen die Germeringer Junioren sportlich zwar hinten. Doch als Gastgeber hat der SVG die Nase vorn

Karl-Wilhelm Götte

Hoch das Bein: Spieler des SV Germering (im gelben Trikot) und des FC Bayern (Foto: Günther Reger)

Die Tribünen sind voll besetzt, die emsigen Helfer des SV Germering tragen rote Trainingsanzüge mit ihren Namen. Der SVG hat viel Erfahrung mit Fußballturnieren. Auch die 21. Auflage des Merkle-Cups, eines internationalen Nachwuchsturniers in der Realschulturnhalle, geht reibungslos über die Bühne. Der Ablauf ist immer wieder ähnlich: Die anderen gewinnen und der SVG ist ein umso freundlicherer Gastgeber des Zweitageturniers. "Wir fühlen uns total wohl hier", bestätigt denn auch Thomas Hansen, der Trainer des D-Jugendteams von Rot-Weiß Oberhausen, den allgemeinen Tenor der prominenten, auswärtigen Vereine.

"Wir haben nur Positives gehört", kommentiert SVG-Jugendleiter Christian Patsch das Lob. "Alle sind von unserer Gastfreundschaft begeistert." Dabei gab es am Wochenende durch den kurzfristigen Ausfall eines Hotels ein kleineres logistisches Problem: Die Gäste mussten auf andere Unterkünfte verteilt werden. 35 Kinder sind privat untergebracht, davon viele Kinder des Hamburger SV, der mit zwei Mannschaften nach Germering gekommen war. "Die Gasteltern kümmern sich sehr fürsorglich um unsere Kinder", zeigt sich HSV-Trainer Ozinho Hunbalek begeistert. Sportlich ließen die Germeringer jedoch anderen den Vortritt. Die D-Junioren des SVG wurden Zwölfte und Letzte.

Hunbalek ist beim HSV Jugendkoordinator im Amateurfußball. "Das hat mit dem HSV-Leistungszentrum nichts zu tun", erklärt er. Dort wollen Kinder und Jugendliche Fußballprofi werden, es werde gnadenlos aussortiert. Jedes Jahr müssten zwei, drei Kinder ihren Profitraum begraben. Für sie sei die Jugend-Amateurabteilung dann das Auffangbecken. "Bei uns spielen aber auch übergewichtige Kinder mit oder welche, die keine 60 Sekunden am Stück laufen können", sagt der HSV-Trainer. "Das ist Hobbyfußball in menschlicher Atmosphäre." Doch auch Hunbaleks Mannschaft des Jahrgangs 2000 ist noch gut genug, um Hamburger Meister werden zu können. In Germering erreichte der HSV das Viertelfinale. Für Hunbalek ist es wichtig, dass seine Kinder auf den Turnierreisen "menschliche Erfahrungen sammeln" und sich im sozialen Austausch üben.

Auch sollen die Zwölfjährigen Verantwortung übernehmen, zum Beispiel für ihre Trikots, ohne dass sich die Eltern einmischen. Zwei HSV-Kinder hatten in Germering ihre Trikots nicht dabei. "Ich habe ihnen ins Gewissen geredet, aber sie doch spielen lassen", erzählt Hunbalek. Einer von ihnen hat dann den 1:0-Siegtreffer gegen den SV Germering geschossen. Der HSV schied im Viertelfinale gegen Salzburg aus.

Thomas Hansen war mit seinen D-Junioren von Rot-Weiß Oberhausen erstmals in Germering dabei und scheiterte bereits in der Vorrunde. Zuhause spielen seine Jungs im "Revier-Cup" mit. Das ist eine Freundschaftsliga aller Bundesligavereine von Dortmund über Leverkusen bis nach Köln. "Eine Meisterschaft wird nicht ausgespielt, wir verstehen uns als eine reine Ausbildungsliga", erläutert Hansen. Auch der FC Bayern München, der zusammen mit dem TSV 1860 und der SpVgg Unterhaching Stammgast in Germering ist, spielt mit seinem älteren Jahrgang in einer Extra-Liga mit anderen Proficlubs, wie Nürnberg, Ulm, Ingolstadt und Unterhaching. Nur der jüngere D-Jugendjahrgang des FC Bayern spielt in der Bezirksoberliga um die Meisterschaft.

Die erste FC-Bayern-Formation, die beim Turnier in Germering auflief, war körperlich erstaunlich klein geraten. Wollen die Bayern kleine Messis züchten? "Nein, sicherlich nicht", wehrt Bayern-Trainer Stephan Beckenbauer ab. "Aber wir wollen in erster Linie gute Fußballer haben." Und da sind momentan die Kleinsten die Besten. Zwölfjährige Abwehrspieler, die bereits 1,80 Meter groß sind, benötige man eher nicht. Für Beckenbauer, der bei den Bayern für die U8 bis zur U13 verantwortlich ist, ist Germering bereits das neunte Hallenturnier in diesem Winter. Da sind Spiele für die Jungs gegen andere Bundesliga-Clubs nichts Spektakuläres. Im Prestigefinale unterlagen die "Bayern-Minis" gegen größere Nürnberger Jungs knapp mit 0:1. Im Turnier der E-Junioren wurden die noch kleineren Bayern Dritte. Hier gewann Austria Wien gegen den 1. FC Nürnberg mit 2:1.

Für die Germeringer Clubs SVG und SCUG blieben die Plätze elf und zwölf. Beckenbauer, dem Sohn von Franz Beckenbauer, geht es jedoch nicht nur ums Sportliche. "Es ist nicht so wichtig, ob wir ein Turnier gewinnen oder nicht", sagt er. "Die Jungs sollen Spaß haben und Charakter zeigen. Der Wille ist mehr wert als das Talent", gibt der 44-Jährige nach 14 Jahren als Jugendtrainer dem Fußballnachwuchs als seine grundlegende Erkenntnis mit auf den Weg.

© SZ vom 12.02.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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