Freizeit:Luftige Halle

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Fußball spielen, aber auch andere Sportarten betreiben kann man an allen sieben Tagen in der Woche in der Amper-Mobile-Arena in Oberweikertshofen. (Foto: Johannes Simon)

Auf dem Sportgelände in Oberweikertshofen steht eine multifunktionale Arena - ohne Wände, aber mit Dach.

Von Heike A. Batzer, Oberweikertshofen

Es ist eine Sporthalle und - zumindest nach herkömmlichen Maßstäben - auch wieder keine, denn nach den Seiten hin ist sie offen. Freilufthalle nennt sich die Stahlkonstruktion, die auf dem Sportgelände des SC Oberweikertshofen steht und eine Art überdachter Kunstrasenplatz ist. Seit fast einem Jahr ist die Freilufthalle in Betrieb, nun wurde sie im Beisein zahlreicher Gäste offiziell eingeweiht.

Früher, sagt Matthias Prinz vom Hallenhersteller Mc Arena, sei jeder Bolzplatz von früh bis spät belegt gewesen. Heute sehe man dort vielleicht fünf Jugendliche, "und die spielen alle mit dem Handy". Mehr als achtzig Prozent des Tages hielten moderne Menschen sich in geschlossenen Räumen auf: "Es ist die Generation Indoor." Es sei eine Entwicklung, die er bedenklich finde, betont der Vater von drei Kindern, der das Projekt in Oberweikertshofen maßgeblich mitbegleitet hat.

Auch die Art, Sport zu treiben, hat sich vielerorts verändert und wird sich weiter verändern. Neben klassischen Sporthallen und Sportfreiflächen braucht es wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge Sporträume, die unterschiedliche Ansprüche erfüllen können und wohnort- und quartiernah sind. Freilufthallen gelten als kostengünstiger Mittelweg zwischen Sportplatz und Sporthalle. Ihre Sportfläche befindet sich im Freien, gleichzeitig aber bietet die Überdachung Schutz vor Regen, Schnee und zu viel Sonne. Sie kann für Fußball, aber auch andere Sportarten genutzt werden.

Die Freilufthalle am Sportgelände Oberweikertshofen steht nicht nur den 600 aktiven unter den 1200 Mitgliedern zur Verfügung, sondern auch externen Sportlern. Das unterscheidet sie beispielsweise von jener Halle des TSV Maccabi München, die nur für Vereinszwecke gedacht ist. Die Arena in Oberweikertshofen ist, wie der zweite Vereinsvorsitzende Wilhelm Menke sagt, "komplett digitalisiert", sie kann über eine eigene Internetseite gebucht werden. Für externe Nutzer fällt eine Gebühr an. In der Primetime von 15 Uhr an sowie an Wochenenden kostet beispielsweise jede halbe Stunde 19,95 Euro. Die Halle kann an allen sieben Tagen der Woche von acht bis 22.30 Uhr genutzt werden. Anzeigetafel, Licht- und Musiksystem starten automatisch zur gebuchten Uhrzeit.

Gekostet hat die Halle 790 000 Euro, gefördert wird sie vom Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV), 200 000 Euro hat außerdem die Gemeinde Egenhofen dazugegeben, wie Bürgermeister Martin Obermaier erwähnt. Das Lob von Matthias Prinz ist ihm sicher, denn viele Kommunen würden in Zeiten knapper Kassen eher zusehen, an den freiwilligen Leistungen - zu denen eben auch der Sport zählt - zu sparen. In Oberweikertshofen indes habe man Mut bewiesen. Dies sei "kein Luxus", betont Wilhelm Menke, sondern "ein hervorragendes Investment".

Den kirchlichen Segen für die Sportstätte erteilt Marion Fritsch vom Pfarrverband Glonnauer Land, begleitet von den Ministranten Alois Pflanz (links) und Ludwig Menke. (Foto: Johannes Simon)

Initiiert wurde das Projekt von Obermaiers Vorgänger Josef Nefele, der auch Ehrenpräsident des Vereins ist. Der war und ist begeisterter Sportler und hat das Modell einer Mc Arena vor einigen Jahren auf einer Bürgermeisterdienstfahrt kennengelernt und sich dann für eine solche auf dem Oberweikertshofener Sportgelände stark gemacht. Jeden Tag sei Nefele als Bauleiter auf der Baustelle gewesen, sagt Menke anerkennend. Natürlich ist Nefele auch in der Stunde der Einweihung dabei. Eine Gedenkminute gibt es für einen weiteren Förderer der Freilufthallenidee, den bisherigen Vereinsvorsitzenden Sepp Kraut. Nach schwerer Krankheit starb er Ende Juli. Wie die Halle in Betrieb ging hat er aber noch miterlebt.

Einen Ball lässt Sportvorstand Martin Steininger von Ehrengästen und Mitgliedern der Arbeitsgruppe unterschreiben. (Foto: Johannes Simon)

Stolz sind sie in Oberweikertshofen auf ihr Freilufthallen-Projekt, das im weiten Umkreis ein Alleinstellungsmerkmal ist. Das Spielfeld ist 30 mal 15 Meter groß, der Bodenbelag ist ein unverfüllter Kunstrasen. Der Zugang ist barrierefrei, an die Halle haben sie gleich noch eine Zuschauertribüne für das Hauptrasenspielfeld angelegt. Eine Photovoltaikanlage soll noch oben drauf, einen Speicher für Regenwasser gibt es bereits. 85 000 Liter können unterirdische Zisternen aufnehmen, damit können alle vier Naturrasenplätze auf dem Gelände bewässert werden.

Die Arena erfüllt auch die Vorgabe für Funino, das Minifußballspiel, mit dem die Kleinsten künftig auch vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) gefördert werden sollen: auf kleinen Feldern, mit vier kleinen Toren. "Der SCO ist der Zeit damit bereits fünf Jahre voraus", sagt Menke. Und deshalb hat die Halle auch einen eigenen Namen: "Amper-Mobile-Arena", benannt nach einem örtlichen Autohändler.

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