Umweltschutz:Insektenjagd bei Tempo 50

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An der Fassade des Max-Born-Gymnasiums in Germering sind jetzt Nistkästen angebracht. (Foto: Max-Born Gymnasium)

Das Max-Born-Gymnasium schafft Nistplätze für bedrohte Mauersegler. Und die Schüler bekommen eine neue Aufgabe.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Mauersegler sind offenbar sehr schlaue Vögel. "Sie fliegen schon am Himmel herum", sagt Christian Langebartels und deutet mit der Hand in die Luft. Tatsächlich kreisen bestimmt 20 Vögel in der Höhe um die große Terrasse am Germeringer Max-Born-Gymnasium (MBG) herum. Sie beobachten, wie in einem Korb einer Drehleiter der Germeringer Feuerwehr zwei Männer nach ganz oben an die Fassade des Gymnasiums gebracht werden, um zwei Nistkästen für Mauersegler anzubringen. Hintergrund der gemeinsamen Aktion von Schule, Stadt und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) ist die Tatsache, dass es dem Gebäudebrüter an Brutplätzen mangelt und der Mauersegler bei der vergangenen Zählung der Gartenvögel von Platz acht auf Platz 14 abrutschte. 44 Prozent weniger Exemplare pro Garten wurden gesichtet.

Der Eindruck vor Ort täuscht nicht: Mauersegler sind rasante Flugkünstler. "Sie fliegen über 100 Stundenkilometer schnell", erzählt LBV-Mauerseglerexperte Langebartels "und können Insekten bei 50 Kilometer pro Stunde in der Luft schnappen." Auch an ihre Nistkästen mit ihren Jungvögeln drin würden sie in ähnlicher Geschwindigkeit heranfliegen. Gäbe es keine Nistkästen würden sie unter den Dachüberständen von Häusern brüten. Am MBG leitet Lehrerin Claudia Müller die Umweltgruppe, die sich "Umweltchecker" nennen. Müller ist Studienrätin für Mathematik und Physik, Umweltthemen interessieren sie nach eigener Aussage aber ganz besonders. Müller stolz: "Wir sind auch Umweltschule." Schülerinnen und Schüler der sechsten Klassen werden heute von Langebartels, der aus Freising angereist ist, und von Helmuth Jehle vom LBV Fürstenfeldbruck umfassend über den Mauersegler aufgeklärt. Die Schüler konnten in ihrer zweiten Pause das Anbringen der Nistkästen mitverfolgen.

In diesen Kästen sollen die Mauersegler brüten können. (Foto: Max-Born Gymnasium)

Die 35 Zentimeter breiten Kästen mit den kleinen Eingangslöchern hängen inzwischen ganz oben in einem Abstand von 1,50 Metern an der Nordfassade. Markus Niedermeir, Feuerwehrmann und Mitarbeiter des Germeringer Bauhofs und Helmuth Jehle haben die Kästen angebracht. Matthias Stang, der neue Leiter des Umweltamtes bei der Stadt, hatte die Organisation übernommen. An einer Nordfassade ist es nicht so heiß, auch das mögen die Vögel. Genauso wie die bloße hohe Mauer. "Sie fliegen von unten die Mauer hoch", so Helmuth Jehle. Hindernisse dürfen da nicht im Weg sein. Die Breite der Kästchen erklärt sich aus dem Umstand, dass die Jungvögel darin ihre Flügel für das spätere Ausfliegen stärken. Mauersegler hätten früher noch in 300 Jahre alten Eichen gelebt. Heute nisten sie auch in alten Spechthöhlen. Aber vornehmlich sind sie schon lange auf Gebäude fixiert. Der LBV versucht immer die besten Plätze zu finden. "Gebäudebrüter" nennt dann auch Jehle diese Vögel. Er hat die beiden Kästen für das MBG organisiert. "Die waren seit zehn Jahren woanders angebaut, leider erfolglos", so Jehle.

An der Fassade des Gymnasiums hofft man jetzt auf Nachwuchs. Mauersegler, die Schwalben ähneln, fliegen viel. "200 000 Kilometer im Jahr" schätzt Langebartels. Das liegt an ihrem nur etwa 40 Gramm ausmachenden Gewicht und der überdimensionierten Spannweite ihrer Flügel. Als sogenannte Langstreckenzieher überwintern südlich der Sahara, wo sie von Termiten leben. In der Brutzeit fliegen die Vögel bis zu 30-mal am Tag zum Nistkasten und bringen jedes Mal ihren Jungen unzählige Mücken zum gedeihlichen Verzehr vorbei. Gibt es in der Nähe keine Mücken, fliegen sie auch weiter weg, "Manchmal sogar bis zum Bodensee", weiß Jehle. Sie schlafen nachts in etwa 3000 bis 4000 Meter Höhe und melden sich morgens wieder am Nistkasten an. Das können die Gymnasiasten jetzt überprüfen.

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