Marienfigur lädt im Luttenwang zum Verweilen ein:Altötting im Maisachwinkel

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Der Künstler und Theologe Franz Hämmerle bei der Segnung der von ihm geschaffenen Marienskulptur. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Seit Maria Himmelfahrt erinnert eine Stele beim Kriegerdenkmal an die in einem Mirakelbuch festgehaltenen Zeichen der "schönen Madonna von Luttenwang". Der Bildhauer Franz Hämmerle schuf die Marmorskulptur

Von Manfred Amann, Luttenwang

Vor etwa 250 Jahren hat der damals für die Filialkirche in Luttenwang zuständige Pfarrer von Grunertshofen, Joseph Lederer, damit begonnen, all die Wunder und Zeichen aufzuzeichnen, die auf den Beistand der spätgotischen Marienstatue in der Kirche zurückgeführt wurden. In einem von dem Geistlichen angelegten Mirakelbuch ist festgehalten, dass die "schöne Madonna von Luttenwang", wie sie der Volksmund nannte, im der Zeit von 1767 bis 1804, also in 37 Jahren, insgesamt 941 Gebete von Gläubigen erhörte. An die damalige Volksfrömmigkeit und die damit verbundenen unerklärlichen Zeichen erinnert nun ein Marienbildnis. Dieses segnete Pfarrer Wojciech Halys am Patronatstag der Dorfkirche, also am Feiertag "Mariä Himmelfahrt", nach dem Gottesdienst und nach der am "großen Frauentag" üblichen Kräuterweihe.

Der Männergesangverein trug unter Leitung von Rupert Dellinger Marienlieder bei. Geweiht wurde an diesem Tag auch das 1961 errichtete Kriegerdenkmal. Dieses war im Zusammenhang mit der Dorferneuerung saniert worden. Die Marien-Stele soll an die Zeit erinnern, in der Luttenwang wegen der vielen Wallfahrer als "Altötting des Maisachwinkels" weithin bekannt war. Das Kunstwerk des Akademische Bildhauers und Theologen Franz Hämmerle aus portugiesischem, rosafarbenem Marmor ist auch ein Hinweis darauf, dass Luttenwang zu den ältesten Dörfern des Landkreises zählt und im Jahr 2005 seine erste Beurkundung vor damals 1250 Jahren feierte.

Laut Kreisheimatpfleger Toni Drexler bezeichnet die Endung "wang" im Namen Luttenwang Ortschaften, die vermutlich keltischen Ursprungs sind und über gute Weideplätze verfügten. Der erste Teil des Ortsnamens dürfte auf den Ortsgründer mit dem Namen Luitolf oder einem ähnlich klingenden Namen zurückgehen, was aber nicht belegt ist. "Die Kirchengeschichte im Landkreis beginnt mit Luttenwang", ergänzte Bürgermeister Michael Raith. Der Rathauschef verwies auf die Weihe der Kirche vor mittlerweile 1261 Jahren. Anlässlich der noch laufenden Dorferneuerung habe der Gemeinderat den Künstler Franz Hämmerle damit beauftragt ein "identifikationsstiftendes und bleibendes Denkmal zu schaffen", erklärte Raith. Er dankte seinem Stellvertreter Johann Siebenhütte, allen Helfern und Johann Mühlbauer vom Amt für ländliche Entwicklung für die Unterstützung. Das für die Dorferneuerung zuständige Amt für ländliche Entwicklung übernimmt etwa die Hälfte der Kosten von rund 7000 Euro.

Die Marien-Stele lade "alle, die hier vorbeikommen" dazu ein, sich in Fortsetzung der Tradition mit Problemen und Sorgen an Maria zu wenden und im Vertrauen in die Gottesmutter Fürsprache bei Gott zu erlangen, sagte Pfarrer Wojciech Halys. Die älteste Überlieferung von einer Wundertätigkeit der Luttenwanger Madonna, stamme aus dem Jahr 1721, wusste der Pfarrer, und sei in den Aufzeichnungen von Pfarrer Johann Baptist Lachmayr festgehalten. Für den im Landkreis bekannten Künstler Franz Hämmerle aus Windach, den Akademischen Bildhauer Theologen, sind bildliche und skulpturelle Darstellungen an sich bereits identitätsstiftend. Die Marien-Stele stellt Maria mit dem Jesuskind als sogenannte Trauben-Madonna dar. Die Weintraube sei das Symbol für die Liebe und das Leid der Gottesmutter. Sie nehme Bezug auf den zu behütenden Weinberg Gottes, den die kirchliche Glaubensgemeinschaft darstelle, erklärte der Bildhauer sein Werk . Jesus reiche als Zeichen der Teilhabe an ihm seiner Mutter von seinen Trauben "innig, dankend, liebend".

Scheint die Sonne am frühen Nachmittag von hinten auf die Madonnen-Skulptur, dann zeichnet sich oberhalb des Bildnisses das flammendes Herz der Gottesmutter ab, lautete ein weiterer Hinsweis des Künstlers. Werke des Windachers Hämmerle sind im Landkreis bekannt. So schuf er das Selipert-Denkmal in Nassenhausen, von ihm stammt auch das Bildnis "Josef Selbdritt" in Puchheim bei Sankt Josef, das an den Or tsgründer erinnert.

© SZ vom 17.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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