Mangelnde Kontrollen:Zu viel Asphalt und Beton in der Gartenstadt

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In Gröbenzell gibt es einige Grundstücke, bei deren Bebauung der Grünordnungsplan nicht eingehalten wurde

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Ausgerechnet in Gröbenzell, das immer viel Wert auf die Charakterisierung als Gartenstadt legt, gibt es Grundstücke mit zu wenig Grün. Wie sich in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses im Zusammenhang mit drei Anträgen herausstellte, fehlt mindestens ein Drittel der im Bebauungsplan festgesetzten Grünfläche. Für die Einhaltung dieser Festlegungen ist laut Bürgermeister Martin Schäfer (UWG) das Landratsamt zuständig.

Drei verschiedene Fälle, in denen es um fehlende Grünflächen ging, wurden am Dienstagabend im Bauausschuss aufgerufen. Zwei Mal ging es um einen Antrag auf Nutzungsänderung, im einen Fall soll die Wäscherei in der Breslauer Straße 38 zu einer Backproduktion werden; im anderen Fall will der Eigentümer die Bäckerei in der Eschenrieder Straße 3 in einen Laden, eine Fußpflegepraxis und eine Wohnung umwandeln. Der dritte Fall betrifft den Anbau eines Treppenhauses, das benötigt wird, weil der Antragsteller sein Dachgeschoss zu einer Wohneinheit ausbauen will.

Gemeinsam ist den drei Anträgen, wie sich bei der Bearbeitung durch die Bauverwaltung herausstellte, dass auf allen drei Grundstücken der im Bebauungsplan festgesetzte Grünordnungsplan nicht eingehalten wurde. Dieser regelt bei einer Baumaßnahme, wie hoch der Anteil von Grünflächen, auch von Bäumen und Sträuchern, auf dem Grundstück sein muss. Damit will der Staat verhindern, dass jede Freifläche zubetoniert wird. In Bayern sind Kommunen für die Aufstellung der Grünordnungspläne verantwortlich. Die Pläne können, wie in Gröbenzell, in den Bebauungsplan integriert werden oder aber als eigener Plan aufgestellt werden.

Zweiter Bürgermeister Martin Runge (Grüne) warnte als Sitzungsleiter die Mitglieder des Bauausschusses vor einem Zugeständnis. Das schaffe einen Präzedenzfall für weitere Verstöße gegen die Grünordnung, zumal mindestens ein Drittel des geforderten Grüns fehle. "Wir kommen in Teufels Küche", unterstrich er. Diese Haltung bekräftigte auch die anwesende Mitarbeiterin der Bauverwaltung. Zum anderen berichtete Runge von einem ähnlich gelagerten Fall aus der Danziger Straße. Auch dort hatte der Eigentümer eine zu kleine Grünfläche nachgewiesen. Das Landratsamt hatte das beanstandet und nachträglich eingefordert. So werde es auch in diesen Fällen sein. "Das Landratsamt beharrt darauf, dass das eingehalten wird", prophezeite Runge.

Die Ausschussmitgliedern fragten, wieso das Landratsamt jetzt strikt auf die Einhaltung der Bebauungspläne poche. Denn die Gebäude stehen bereits teilweise seit Jahrzehnten auf den betroffenen Grundstücken, offenbar genauso lang wurden die in den Bebauungsplänen geforderten Grünflächen in der Realität nicht ausgeführt. Weshalb diese Verstöße über viele Jahre existieren konnten, wusste Runge nicht zu sagen. "Das kann ich nicht erklären", sagte auch Bürgermeister Schäfer am Mittwoch der SZ. Der Gröbenzeller Rathauschef verwies allerdings auf das Landratsamt. Die Kreisbehörde sei für die Einhaltung der Bebauungspläne zuständig. Das bestätigte Sandra Ellmayer. Die Leiterin des Kreisbauamts erläuterte, dass wegen des Aufwands nicht jedes vollendete Bauprojekt vor Ort überprüft werde. Nur große Maßnahmen sehe man sich stets an, sonst mache man Stichproben und vertraue auf die Ehrlichkeit der Bauherren. In den jetzigen Fällen werde die Kreisbehörde nun tätig.

© SZ vom 21.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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