Mammendorf:Wechsel an der CSU-Spitze

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Die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler ist neue Kreisvorsitzende. Ihr Vorgänger Thomas Karmasin ist mit der eigenen Bilanz nur bedingt zufrieden und klagt, er werde zu sehr als Landrat wahrgenommen

Von Heike A. Batzer, Mammendorf

Die Bundestagsabgeordnete Katrin Staffler aus Türkenfeld ist neue Kreisvorsitzende der CSU und löst damit Landrat Thomas Karmasin ab, der die Christsozialen im Landkreis zehn Jahre lang anführte. Staffler wurde am Freitagabend mit 152 von 157 gültigen Stimmen gewählt, das sind 97 Prozent. Gegenkandidaten gab es nicht, dafür höflichen Applaus der Delegierten im Mammendorfer Bürgerhaus.

Thomas Karmasin drückt seine Nachfolgerin nach der Wahl an sich und überreicht ihr einen großen Blumenstrauß. Staffler bedankt sich für das Ergebnis, "das ich bei der ersten Wahl gar nicht so erwartet hätte". Sie führt damit die Tradition fort, wonach in der Regel die Stimmkreisabgeordneten den Kreisverband führen - so wie das Reinhold Bocklet (2005 bis 2009) und Gerda Hasselfeldt (1995 bis 2005) taten. Wieder steht nun eine Frau an der Spitze der Kreis-CSU, mit 37 Jahren ist sie deutlich jünger als die übrigen Kreisvorsitzenden es bei ihrer ersten Wahl waren.

Karmasin spricht in seiner Abschiedsrede davon, dass die zurückliegenden Jahre "nicht die einfachsten für die CSU" gewesen seien und dies auch nicht spurlos am Kreisverband vorübergegangen sei. Näher geht er nicht auf die Misserfolge ein, die zuletzt das CSU-Ergebnis bei den bayerischen Landtagswahlen in den beiden Fürstenfeldbrucker Stimmkreisen auf 35 Prozent abrutschen ließen und die Partei in Bayern in eine Koalitionsregierung zwangen. Karmasin ist aufgefallen, dass "die Menschen es nicht mögen, wenn intern gestritten wird". Er selbst sei 2009 als Kreisvorsitzender angetreten mit dem Ziel, den Generationswechsel zu vollziehen - ein schwieriges Unterfangen, wie er einräumt. Die Mitgliederzahlen zeigen, dass die CSU immer noch eine Partei der Älteren ist. Immerhin habe man mit den beiden jungen Abgeordneten Katrin Staffler (Bundestag), 37, und Benjamin Miskowitsch (Landtag), 34, "zwei ausgezeichnete junge Leute nachgezogen", betont Karmasin. Auch habe er vorgehabt, mehr Frauen in Verantwortung zu bringen. Der Kreisvorstand bestand seinen Worten zufolge schon zu 50 Prozent aus Frauen, aber "das bröckelt wieder".

Hoch die Hände! Die Delegierten der CSU-Ortsverbände stimmen über die neu zu besetzenden Vorstandsposten ab. (Foto: Günther Reger)

Durchaus kritisch zeigt sich Karmasin mit seiner zehn Jahre währenden Führungsarbeit: "Mit der thematischen Arbeit und der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit bin ich nicht zufrieden." Der Zeitmangel, der auch weiteren Ämtern etwa als Vizepräsident des Bayerischen Landkreistags geschuldet sei, habe dazu geführt, dass er nicht so sehr als Kreisvorsitzender präsent gewesen sei. Auch würde er als Landrat als "eigenständige Institution" wahrgenommen und seine Stellungnahmen ihm deshalb meist als Landrat und weniger als CSU-Vorsitzender zugerechnet.

JU-Mitglieder wie deren Vorsitzende Thuy Tran sammeln die Stimmzettel ein. (Foto: Günther Reger)

Dann gibt es freundlichen Applaus, als Reinhold Bocklet, der ehemalige Landtagsabgeordnete aus Gröbenzell, sagt, dass man glücklich sein dürfe, dass ein "so tüchtiger Landrat diese CSU so hervorragend geleitet hat". In einer Zeit, in der sich große Veränderungen in der Gesellschaft vollzögen, habe Karmasin "klare Kante und Profil gezeigt", würdigt ihn Bocklet, der später als Wahlleiter fungiert. Karmasin erhält von seiner CSU zum Abschied eine Weinstockpatenschaft geschenkt.

Katrin Staffler hält vor ihrer Wahl eine längere Bewerbungsrede, lässt dabei aber eine inhaltliche Positionierung aus. Es gebe genügend Themen, "die nach einer Lösung schreien", sagt sie, aber an diesem Abend wolle sie "einzig über unsere Partei" sprechen. Sie lobt anschließend "die Verlässlichkeit im Handeln", die sie bei der CSU finde. In Zeiten, in denen in rasender Geschwindigkeit immer neue Themen groß gemacht würden, sei es wichtig, klar zu machen, "wo man steht und wofür man eintreten will". Hierbei helfe der "klare Wertekompass" der Partei. Die CSU "war und ist die Heimat für die breite Bevölkerung", betont Staffler. Man müsse "das Land im Ganzen" und nicht nur eine Gruppe Menschen im Blick haben. Einigkeit mache die CSU stark, deshalb "müssen wir zu einer echten Gemeinschaft zurückfinden". Sie lege Wert auf einen wertschätzenden Umgang und auf eine "offene und faire Debattenkultur" und möchte Ortsvereine und Bürgermeister noch besser vernetzen. Helfen sollen ihr dabei die bewährten Kräfte Gabriele Dietrich, Andreas Lohde und Dieter Rubenbauer sowie - neu - Benjamin Miskowitsch. Der Landtagsabgeordnete bekam die meisten Stimmen (151) des Stellvertreter-Quartetts.

© SZ vom 13.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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