Mammendorf:Vom Kälberstrick bis zum Bastelpapier

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Im ehemaligen Mammendorfer Kolonialwarenladen werden Erinnerungen wach

Von Manfred Amann, Mammendorf

Beim Schamberger gab es alles "von der Geburt bis zum Tod". Dutzende Male konnte man am Sonntag im ehemaligen Kolonial- und später Gemischtwarenladen diese Erinnerung hören. Anlässlich des "Tag des Denkmals" hatten Mitglieder der Historischen Vereinigung Mammendorf das altehrwürdige Ladengebäude hinter der St. Nikolauskirche zugänglich gemacht, das mittlerweile in Besitz der Gemeinde ist, ohne dass eine Nutzung in Aussicht ist. Der "letzte Stand" sei, dass die Gemeinde versuchen wolle, mit staatlichen Fördermitteln ein Nutzungskonzept zu entwickeln, erklärte Hans Dobner, der auch im Vorstand des Historischen Vereins für den Landkreis aktiv ist.

Im Obergeschoss finden sich historische Fundstücke aus dem Ort wie ein Pferdegeschirr. (Foto: Günther Reger)

Mit Josef Braun, Reinhard Metzger und Jakob Nauder führte Dobner die Besucher durch die Räumlichkeiten. Die Wohnung, die zum Haus gehört, solle erhalten werden und für den großen Ladenraum mit den zugehörigen Nebenräumen gebe es verschiedene Vorstellungen. Im Gemeinderat war schon über die Einrichtung eines Kulturzentrums, eines kleinen Museums oder eines Hauses für die Ortsgeschichte diskutiert worden, eine Entscheidung wurde aber nicht gefällt. Strittig war überdies, ob das Inventar erhalten werden soll, um den "Kaufhauscharakter" zu bewahren. Im Parterre sei mittlerweile zwar eine Toilette eingebaut und Stromleitungen unter Putz gelegt worden, "aber sonst ist nicht viel passiert", bedauerte Dobner.

Derzeit werde das Schambergerhaus quasi als Lagerplatz für alte Sachen genutzt, die man im Ort zusammengetragen habe. Das 1910 errichtete Gebäude stehe zwar nicht unter Denkmalschutz, sei es aber wert, als "Erinnerungsstätte" erhalten zu werden. Die vielen Besucher konnten so zum Beispiel alte Radiogeräte, Pferde- und Ochsengeschirr, allerhand Werkzeug, altes Besteck, Küchengeschirr, einen ausrangierten Wamsler-Holzofen und einen hölzernen gotischen Hausaltar bewundern. Und im Obergeschoss ist eine Schuhmacherwerkstatt aufgebaut, die Familie Zauser zur Verfügung gestellt wurde.

Es war ein Kommen und ein Gehen und fast jeder erkannte sofort den alten Ladentisch mit den Regalen dahinter wieder, vor dem sie früher gerne einkauften. Bald nachdem in der Ortsmitte der Lebensmittelmarkt eröffnete hatte, hätten die Schambergers ihren Laden dicht gemacht, erinnerte sich eine Besucherin. "Hier gab es wirklich alles, wenn man in Fürstenfeldbruck etwas nicht kaufen konnte, hier wurde man sicher fündig", erinnerte sich Maria Geiger. Selbst ihre Kommunionkerze und die Seidenhandschuhe habe sie hier bekommen. Und wenn man nur einen Bogen Bastelpapier haben wollte, beim Schamberger habe es diesen einzeln gegeben. Vitus und Simon Zauser erinnerten sich noch gut, dass sie für ihren Vater sogar Zigaretten stückweise kaufen konnten und so mancher Mammendorfer ab und an in den Laden kam, um sich ein oder zwei Stamperl Jägermeister zu gönnen. Egal ob man einen Knopf brauchte oder einen Nagel, ein Tuch, einen Kälberstrick oder eine Kuhkette, es gab einfach alles, bestätigten auch Finny und Peter Ungerer. Selbst Tapetenkleister sei beim Schamberger zu haben gewesen.

© SZ vom 11.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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