Mammendorf:Unterm Windrad

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Die Freien Wähler besichtigen zusammen mit ihrem Bundes- und Landeschef Hubert Aiwanger (vorne Mitte) das Mammendorfer Windrad. (Foto: Günther Reger)

Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger lässt sich demonstrieren, wie Energie aus Windkraft und Biomasse erzeugt wird

Von Manfred Amann, Mammendorf

Das Wetter hätte beim Besuch des Mammendorfer Windrads besser sein können. Trotzdem ist Hans Friedl, der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, guter Laune, auch wenn sich sein Bundes- und Landeschef, Hubert Aiwanger, um wenige Minuten und Lilian Edenhofer, die Wahlkreisdirektkandidatin, die mit dem Zug aus Garmisch-Partenkirchen kommt, noch ein wenig mehr verspäten. Lieferten sie so doch Stoff für Kritik an der Verkehrspolitik der Staatsregierung, was vor allem Mammendorfs Altbürgermeister Johann Thurner und seinem Nachfolger im Amt, Josef Heckl, recht gelegen kam. Die Ortspolitiker hatten nämlich vor, Aiwanger dafür zu gewinnen, die unlängst erneuerte Petition des Verkehrsausschuss des westlichen Landkreises zu unterstützen. Wie Thurner erläuterte, werden die Regionalzüge zwischen München und Augsburg von der Deutschen Bahn betrieben, doch läuft deren Vertrag mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) zum Fahrplanwechsel im Dezember 2019 aus. Deshalb müsse der Betrieb neu ausgeschrieben werden. Also wolle man vorher noch erreichen, dass in die Ausschreibung aufgenommen wird, dass Regionalzüge an den Bahnhöfen Althegnenberg, Hattenhofen und Mammendorf im Stundentakt halten. Thurner drängte auch darauf, in Sachen S-4-Ausbau Druck zu machen, und darauf hinzuwirken, dass die Anliegergemeinden und die vielen Pendler nicht weiterhin vertröstet werden. Der FW-Fraktionschef im Landtag sagte zu, den Fachreferenten der Fraktion darauf anzusetzen und darauf hinzuweisen, dass die Petition "beratungsreif" ist, wie Heckl sagte, und in Kürze darüber entschieden wird.

Gekommen waren Aiwanger, Kandidatin Edenhofer und ein gutes Dutzend FW-Funktionäre aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck jedoch, um sich in Sachen Energiewende auszutauschen und sich über das Mammendorfer Windrad und über die Biogasanlage von Martin Neheider zu informieren. "Ich sehe schon, ich befinde mich in einem regionalen Zentrum der Stromerzeugung durch alternative Energieträger", wird Aiwanger am Ende lobend feststellen und den Initiatoren danken, nachdem er von den beiden Produktionsstandorten weiß und erfahren hat, dass auf dem Gemeindegebiet beim Weiler Egg noch eine Groß-Biogasanlage in Betrieb ist und an der Bahnlinie eine große Fotovoltaikanlage Strom liefert. Für das Treffen war das Wetter eigentlich ideal, konnte doch vor Ort erfahren werden, dass sowohl Windkraft- als auch Biogasanlagen Strom produzieren, wenn keine Sonne scheint, und so eine ideale Ergänzung wären, wenn ihr Ausbau nicht durch die 10-H-Regelung, durch Bürokratie und die Absenkung der Einspeisevergütung quasi zum Stillstand gekommen wäre, wie ein Freier Wähler monierte. Wie Mammendorfs Energiereferent Werner Zauser erläuterte, der auch Fachsprecher bei Ziel 21 ist, hat der Stromertrag des Windrads südlich des Freibades, an dem die Gemeinde und sowie Maisach mit 30 Prozent und die Brucker Stadtwerke mit 40 Prozent beteiligt sind, die Erwartungen übertroffen. Mit dem Stromertrag werde der Bedarf von 1500 Vier-Personen-Haushalten gedeckt. Probleme wegen toter Vögel, Schlagschatten, Lärm oder Verschandelung der Landschaft gebe es keine. Da man aufgrund von Fledermausabschaltungen einen Verlust von 200 000 Kilowattstunden hinnehmen müsse, das Monitoring aber gezeigt habe, dass deutlich weniger Tiere fliegen als angenommen, werde man versuchen die Abschaltzeiten zu optimieren, erklärte Zauser. Landwirt Neheider mästet Bullen, derzeit 280 Tiere. Den Mist vermengt er mit Maissilage und Gülle und macht durch Vergärung Gas, das in einem Blockheizkraftwerk mit zwei Generatoren Strom erzeugt. Das Besondere daran ist, dass Neheider auch die Wärme, die bei der Stromproduktion anfällt, sinnvoll verwerten kann und im Sommer das Wasser im Freibad erwärmt und im Winter nahe gelegene Verkaufsräume beheizt. "Eine ideale Lösung zum Nachahmen also", stellte Aiwanger fest.

© SZ vom 04.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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