Mammendorf:Tonnenschwere Motive

Lesezeit: 2 min

Mammendorfer Fotogruppe dokumentiert über Monate hinweg den Aufbau des ersten Windrades

Von Manfred Amann, Mammendorf

Behutsam und millimetergenau setzt der 114 Meter hohe Stahlgitter-Kran Betonring auf Betonring und der Turm der Windkraftanlage südlich vom Mammendorfer Freizeitgelände, der einschließlich Rotoren über 200 Meter hoch werden soll, wächst jedes Mal um 3,45 Meter. Anton Fasching beobachtet mit Bauleiter Steffen Reiher den Vorgang und fotografiert ihn aus verschiedenen Positionen. 300 Meter abseits hat Reinhard Metzger auf einem Kieshaufen eine Kamera auf einem Stativ postiert, um den Turmaufbau in Serienbildern aufzuzeichnen. Fasching und Metzger gehören zur Fotogruppe der Gemeinde Mammendorf, die sich das im Landkreis erstmals zu beobachtende Ereignis natürlich nicht entgehen lässt.

"Auch die Stadtwerke als Bauherr und die Firma Enercon wollen unsere Bilder haben, sicher weil sie wissen, dass wir scharfe und aussagekräftige Fotos liefern werden", erzählt Fasching selbstbewusst mit einem leichten Schmunzeln in den Mundwinkeln. Die Fotogruppe will die Bürger ihrer Heimatgemeinde mit Bildern und Filmen an allen schönen und wichtigen Ereignissen im und um den Ort teilhaben lassen. Zu dem Team, das 2006 anlässlich der 1250-Jahrfeier zusammenfand, gehören noch Robert Hoiss, Klaus Becker, Matthias Pöller, Thomas Ulbricht und Wolfgang Pollich. Damit der Ablauf auf der Baustelle und der Montagezyklus einer Windkraftanlage in möglichst allen Details später nachvollzogen werden kann, wechseln sie sich ab. "Ich habe Urlaub und das nutze ich natürlich", verrät Fasching, der als Systemadministrator arbeitet. Mit Warnweste und Bauhelm, die er aus Sicherheitsgründen tragen muss, ist er kaum von den acht Bauarbeitern zu unterscheiden. Mal knipst er den bereits errichteten Turmfuß mit Kran, dann mit dem etwa 70 Tonnen schweren Betonring, der gerade an den Stahlseilen hängt. Er findet ein Motiv, das er durch einen liegenden Betonring aufnimmt, dann bannt er das Aufsetzen des Betonrings in Schnellaufnahmen auf den Speicherchip.

Warten auf den besten Moment, um auf den Auslöser zu drücken: Anton Fasching (links) und Reinhard Metzger vom Fotoclub Mammendorf. (Foto: Johannes Simon)

"Mit der Digi-Kamera ist das Fotografieren heute ja einfach und vor allem preiswert, wenn man von der Ausrüstung einmal absieht", weiß der 59-jährige, der seine Leidenschaft fürs Fotografieren mit 18 Jahren entdeckte, als Filmrollen und Entwicklung das knappe Monatsbudget noch arg strapazierten. Die Faszination hielt an und als die Kinder zur Welt kamen, begann er "um die kindlichen Bewegungen festzuhalten", auch zu filmen. Und weil er sich als Vorsitzender des Modellflug-Club Fürstenfeldbruck mit Elektroseglern auskennt, macht Fasching auch Luftaufnahmen. "Altbürgermeister Johann Thurner wollte zur 1250-Jahrfeier Mammendorfs Häuser von oben haben. Mit einer vom Boden aus auszulösenden Kamera hat das gut geklappt", erinnert sich der Ansprechpartner der Fotogruppe. Metzger, früher Orthopädie-Mechaniker, heute "schon eine schöne Zeit Rentner", fotografiert seit er in der Lehre war. Als passionierter Bergwanderer hatte er die Kamera immer mit. "Die Berge, die Natur, Pflanzen und Tiere habe ich bei jeder Gelegenheit im Bild mit nach Hause genommen", sagt er. Seit es die Fotogruppe gibt, richtet sich seine Motiv-Suche aber auch auf das örtliche Geschehen. "Wir sind ein gutes Team und es macht Spaß", versichert er. "Wir sind praktisch bei jedem Ereignis und bei jeder Feier dabei, man lernt viele Leute kennen und bekommt Anerkennung, wenn die Fotos auf der Homepage eingestellt sind", ergänzt Fasching. Die Hunderte von Klicks auf die Fotoserien von Vereins-, Sport- und Schulfesten, Faschingsumzügen, Volksfesteinzügen, Kirchenfeiern und Bürgerversammlungen, die seit 2006 ins Internet hochgeladen werden, zeigen, dass die Bilder die Mammendorfer interessieren.

© SZ vom 02.09.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: