Mammendorf:Nadelige Angelegenheit

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Immer noch viel zu selten machen die Tannen (rechts) den Fichten (links) Konkurrenz, so wie hier im Wald bei Kottgeisering. (Foto: Johannes Simon)

Forstamtsleiter Hans-Jürgen Gulder will Waldbesitzer vom Umbau überzeugen und wirbt für Tannen statt Fichten

Von Erich C. Setzwein, Mammendorf

Mit jeder kräftigen Böe kann wieder eine Fichte umstürzen, Festmeter um Festmeter sogenanntes Sturmholz fällt an, wenn an einem Wochenende wie dem vergangenen der Wind in die Wälder gefahren ist. Nach dem Sturmtief "Niklas", das in den privaten wie den staatlichen Wäldern im vergangenen Jahr großen Schaden angerichtet hat, sollte bei den Waldbesitzern ein Umdenken einsetzen, meint zumindest Hans-Jürgen Gulder, Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF). Er plädiert schon seit Längerem für einen Umbau des Waldes, weg von den reinen Fichtenbeständen und hin zu einem gemischten Wald. "Zukunftswald" nennt er das, was für die nächsten Generationen zur Verfügung stehen könnte. Bei der Jahresversammlung der Waldbesitzervereinigung Fürstenfeldbruck (WBV) warb Gulder nachdrücklich dafür, andere Baumarten als die Fichte zu wählen.

"Vom Brotbaum zum Notbaum" überschrieb der Behördenleiter das Schicksal der Fichte, deren Anteil immer noch 80 Prozent in den Waldbeständen ausmache. Fichten, das habe der Sommer im vergangenen Jahr gezeigt, würden als Flachwurzler auf den hiesigen eher trockenen Böden immer schlechtere Bedingungen vorfinden. Messungen in den zurückliegenden Jahren hätten ergeben, dass seit 1990 die Niederschlagsmenge um fünf bis zehn Prozent gesunken ist. Im niederschlagsarmen Norden des Landkreises gebe es keinen geeigneten Standort für die Fichte. Gleichzeitig werde es dem Baum zu warm - die Messungen hätten eine Erwärmung um ein Grad ergeben. Am Grünen Zentrum in Puch hat man allein im vergangenen Jahr innerhalb von 60 Sommertagen 20 sogenannte heiße Tage über 30 Grad Celsius gemessen. Das würden die eigentlich an kühlere Temperaturen gewöhnten Bäume nicht aushalten.

Auch wenn der Forstexperte Gulder bezweifelt, dass sich Fichten weiterhin forstwirtschaftlich lohnen, so berichtete er den Waldbauern doch von einer "Gegenbewegung". So sei in Fichtenbeständen eine Naturverjüngung festzustellen, also der natürliche Aufwuchs aus Fichtensamen statt vom Menschen gesetzter Pflanzen. "Die Fichte scheint hier eine Zukunft zu haben." Auch die Holzindustrie sei stark an dem Nadelbaum interessiert.

Gulder appellierte deshalb an die WBV-Mitglieder, umzudenken und in ihren Wälder andere Baumarten zu pflanzen: "Denken Sie an die Tanne, sie ist im Klimawandel wesentlich stabiler." Sein Amt biete Hilfen an, etwa bei der Erstellung eines Waldpflegeplans. In diesem werden Standortbedingungen erfasst und Vorschläge gemacht, wo welche Baumart am besten wächst. WBV-Geschäftsführer Paul Högenauer unterstützt diese Vorschläge und teilte den Mitgliedern mit, dass sie dabei mit Förderung rechnen könnten, insbesondere bei Laubholz- und Tannenpflanzungen. Damit die neuen Pflanzen eine Chance haben, müsse auch konsequent gejagt werden, sagte Gulder. Nach den jüngsten Untersuchungen seien die Wildbestände in allen Revieren vertretbar, außer dem im Nordosten. Dort werde das Fürstenfeldbrucker Landratsamt "deutlich höhere Abschüsse verordnen", ist sich Hans-Jürgen Gulder sicher.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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