Mammendorf:Lernen im Provisorium

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Eltern kritisieren die Auslagerung zweier Mammendorfer Mittelschulklassen in Nebenräume der Sporthalle. Die Rektorin sieht kurzfristig keine Alternative, wünscht sich aber einen baldigen Erweiterungsbau

Von Gerhard Eisenkolb, Mammendorf

Weil es nicht mehr genug Schüler gab, musste vor einem Jahr die Mittelschule in Günzlhofen dichtgemacht werden. Vom Mittelschulsterben ist hingegen im benachbarten Mammendorf nichts zu spüren. Ganz im Gegenteil. An der dortigen Dorothea-von-Haldenberg-Schule ist der Andrang so groß, dass zwei Klassen in die Turnhalle verlegt werden mussten. Dort sind zwei kleinere, schlauchförmige Räume im Bereich der Zuschauertribüne in provisorische Klassenzimmer umfunktioniert worden.

Einer der beiden schmalen Räume ist zudem noch Teil eines Fluchtweges, über den im Notfall die Zuschauer von Sportveranstaltungen ins Freie gelangen können. Zudem sind die beiden Klassen dem Lärm des Sportunterrichts ausgesetzt. Es gibt Eltern, die sich mit der Aussicht, dass ihr Kind ein Jahr lang in einem solchen Provisorium lernen muss, nicht abfinden wollen. Rektorin Claudia Bülau bedauert, dass die Betroffenen nicht das Gespräch mit ihr gesucht, sondern sich stattdessen an die SZ gewandt hatten. Sie räumt ein, dass die Auslagerung der Klassen zwar "keine optimale Situation" sei. Gleichwohl sei diese aber "auch nicht unzumutbar". Bülau hat bereits selbst ein Jahr lang eine Klasse in einem der Turnhallen-Nebenräume unterrichtet und fand das eigentlich ganz in Ordnung. Von der einzigen Möglichkeit, durch das Aufstellen von Containern die Raumsituation kurzfristig zu verbessern, wären die Eltern sicher auch nicht begeistert, lautet ein weiterer Einwand der Rektorin. Und sie verweist darauf, dass die Gemeinde Mammendorf als Sachaufwandsträger bemüht sei, die Situation an der Mittelschule zu verbessern.

Rektorin Bülau wünscht sich einen Anbau mit Platz für weitere Klassenzimmern und für dringend benötigte Räume für das offene Ganztagsangebot der Mittelschule. Eigentlich ist Bülau, wie sie beteuert, gar nicht traurig über die Situation. Für sie ist der Zuspruch ein Beleg dafür, dass ihre Schule gut dasteht. Dass die Schülerzahlen in Mammendorf entgegen dem allgemeinen Trend an Mittelschulen nicht sinken, sondern steigen, führt die Rektorin auf den hier angebotenen M-Zug zurück.

Auch der Mammendorfer Bürgermeister Josef Heckl (FW) zeigt sich von den Beschwerden der Eltern überrascht und kündigt an, das Gespräch mit ihnen suchen zu wollen. Immerhin räumt auch der Rathauschef ein, dass die Situation "nicht optimal" ist. Die Voraussetzungen für einen "vernünftigen Unterricht" sind laut Heckl trotzdem gegeben, seit die Gemeinde Schallschutzmaßnahmen ergriffen habe, um die Schüler vor Störungen durch Sport treibende Mitschüler abzuschotten. Nachdem eine zusätzliche Decke eingezogen worden war, habe es keine Beschwerden mehr gegeben, beteuert Heckl. Eltern, Elternbeirat, Schulleiterin und Lehrer seien zufriedengestellt worden. Deshalb sah Heckl bislang keinen akuten weiteren Handlungsbedarf. Auch das Schulamt habe nichts beanstandet.

Der Mammendorfer Bürgermeister lässt offen, ob und wie die Gemeinde als Sachaufwandsträger das Raumproblem lösen will. Die Alternative zum Unterricht in den Nebenräumen der Turnhalle wäre der von der Rektorin angesprochene Anbau. Laut Heckl ist jedoch noch nicht einmal geprüft worden, wie hoch die Kosten einer solchen Erweiterung der Mittelschule sind. Es sei gar nicht so einfach, in einer sich verändernden Schullandschaft vernünftig zu planen, sagt Heckl.

Fotografieren lassen wollte der Bürgermeister die beiden Klassenzimmer aber dann doch lieber nicht. Nach einer gemeinsamen Begehung mit der Rektorin verkündete Heckl stattdessen selbst: "Es sind ordentliche Klassenzimmer, in denen man ordentlich lernen kann."

© SZ vom 05.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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