Mammendorf:Klangvolle Geldquelle

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Ungewöhnliche Abbrucharbeiten leisten Benedikt Schreier (links) und Alfred Seibold derzeit in der Mammendorfer Pfarrkirche. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Orgel der Mammendorfer Pfarrkirche wird abgebrochen und in Einzelteilen verkauft, um die neue zu finanzieren.

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Orgel in der Pfarrkirche St. Jakobus in Mammendorf hat ausgedient und wird durch eine neue ersetzt. Seit Montag wird das Musikinstrument von Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und Fachkräften unter Anleitung von Orgelbaumeister Franz Schreier aus Thierhaupten sorgfältig abgebaut, denn Einzelteile davon sollen schließlich noch verkauft werden und Geld bringen, das dringend gebraucht wird, um die neue Orgel finanzieren zu können.

"Es ist ein brutaler Abbruch, was wir hier machen, aber es geht nicht anders", verrät der Orgelbauer fast etwas wehmütig. Wichtig sei, dass der historisch wertvolle symmetrische Orgelprospekt, also die marmorfarben gestaltete Schauseite, erhalten werde. Dieser stehe unter Denkmalschutz und müsse auch für die neue Orgel den Rahmen bilden. Allerdings müsse man etwas "nachbessern", denn die Organisten hätten über die Jahre beim Rauf- und Runtersteigen einiges von der Farbe und auch vom Holz weggescheuert, lacht Schreier, während er mit der Hand über die Stelle streicht. Da die neue Orgel andere Maße habe, müsse das Gehäuse auch angepasst werden. Aus 1244 Pfeifen hat das Instrument bislang tiefe und höchste Töne hervorgebracht. "Am Sonntag ist die Orgel zum letzten Mal so zum Abschied erklungen", erzählt Rudolf Bader". Traurig sei er nicht, "denn die ist fertig". Die Pfeifen, die kleinste ist kaum einen Bleistift groß und die größte misst etwa 1,25 Meter, die Windladen, der elektropneumatische Antrieb, das Manual und was sonst noch zu gebrauchen ist, wird in den kommenden Tagen zum Verkauf vorbereitet. Wie alt die Orgel ist, ließ sich bislang nicht herausfinden. Pfarrer Wolfgang Huber will in den Kirchenunterlagen nachforschen, aus welcher Zeit das Instrument stammt und wer es gebaut hat. Orgelbauer Schreier ist sich aber sicher, dass die ursprüngliche Ausstattung weit älter als 120 Jahre ist. Man habe die Jahreszahl 1904 entdeckt, "doch ich denke, dass es damals wohl repariert oder ergänzt wurde". In den 1960er Jahren sei die Orgel auf jeden Fall noch einmal generalsaniert und erweitert worden. Das neue Musikinstrument, das 2016 von Schreiers Orgelbaufirma installiert wird, hat um 56 Pfeifen weniger, also nur etwa 1200, und wird mit einem modernen "rein mechanischen Antrieb" ausgestattet sein. An der Klangqualität werde man davon nichts merken, versichert Schreier.

Die Kosten werden auf bis zu 250 000 Euro geschätzt, je nachdem welcher Aufwand für die Anpassung des Gehäuses an den Orgelprospekt erforderlich ist. Für die Pfarrgemeinde ist das eine Menge Geld, die nicht so leicht aufzubringen ist, da Zuschüsse eher spärlich ausfallen. Um die Orgel dennoch finanzieren zu können, haben Vereine, Gruppen sowie Privatpersonen bereits gespendet und es gab Veranstaltungen zugunsten des Orgelkaufs. Rund 140 000 Euro seien bereits zusammengekommen, vermutet Pfarrgemeinderat Alois Holzer, Bader indes glaubt, dass von 200 000 Euro nicht mehr viel fehlt. Die Orgelteile können am Freitag von 16 bis 20 Uhr und am Samstag von 12 bis 17 Uhr im Pfarrsaal besichtigt werden. Der Verkauf findet am Sonntag von 11 bis 15 Uhr statt.

© SZ vom 14.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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