Mammendorf:Gespräche über Erziehung

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Wegweisung für Erziehende: Marianne Meyer vom Landratsamt (Mitte) bei der Feier zu zehn Jahre Elterntalk. (Foto: Matthias F. Döring)

Seit zehn Jahren gibt es im Landkreis den Elterntalk. In kleinem Rahmen tauschen sich Mütter und Väter über ihre Erfahrungen aus

Von fabiana braunstorfer, Mammendorf

Der Elterntalk des Landkreises Fürstenfeldbruck feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Bayernweit ist das Präventionsprojekt in 47 Landkreisen und kreisfreien Städten vertreten. Dort sprechen Eltern von Kindern bis 14 Jahren miteinander über ihre Erfahrungen und Herausforderungen in der Erziehung. Zur Jubiläumsfeier des Landkreises kamen am vergangenen Donnerstagnachmittag etwa zwanzig Ehrenamtliche und Vertreter von Behörden in den Familienstützpunkt der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf. Ähnlich den Gesprächskreisen von Eltern zu Eltern, tauschten sie sich in Gruppen aus. Ihre Themen waren Medien, Konsum, Erziehung und Suchtvorbeugung.

Isolde Kirchner-Weiß und Nuray Arslan sind die Regionalbeauftragten. Kirchner-Weiß ist bereits seit den Anfängen im Jahr 2009 dabei und für den Südosten des Landkreises zuständig. Arslan ist die Beauftragte des nordwestlichen Teils. Sie hat alle Seiten des Präventionsprojekts selbst erfahren: Von 2009 bis 2018 war sie Teilnehmerin, als die eigenen Töchter noch klein waren. Sie sei schrittweise immer überzeugter von den Talks geworden. "Ich merkte, ich bin nicht allein." 2018 wurde Arslan dann Moderatorin und seit diesem Jahr ist sie Landkreisbeauftragte.

In den Talks ergeben sich häufig Lösungen und Alltagstipps, die leicht umsetzbar sind. Etwa eineinhalb bis zwei Stunden dauert ein Gespräch, sagt Arslan. Es wird von einer gecoachten Moderatorin - bis auf eine Ausnahme Frauen - begleitet. Als Moderatoren kommen Männer und Frauen infrage, die selbst Kinder haben und bereit sind, sich für die Gesprächsleitung ausbilden zu lassen.

Schon davor wird ein Thema festgelegt. Heutzutage sei in Sachen "Übergänge" laut Kirchner-Weiß ein hoher Gesprächsbedarf. "Die erste Fremdbetreuung, ein Schulübertritt oder der Verlust von Bezugspersonen" seien unter anderem Herausforderungen für Kinder und Eltern. Auch über das Thema Medien und ihre Nutzung wird viel gesprochen. Die Runden seien nicht belehrend und vortragend konzipiert. "Jeder trägt eigene Erfahrungen bei, ist Experte in eigener Sache", sagt Arslan. "Es entsteht ein Reichtum an Wissen." Marianne Meyer von der Aktion Jugendschutz fügt hinzu: "Der Schlüsselsatz lautet: Wie macht ihr das?"

Etwa zwei Drittel der Gäste sind laut einer Evaluation nicht-deutscher Herkunft. Deswegen werden viele Talks in anderen Sprachen geführt, so unter anderem in Arabisch, Farsi, Russisch oder Chinesisch. Arslan gibt an, eine der Moderatorinnen im Landkreis sei sogar in fünf Sprachen versiert. Mit dem mehrsprachigen Projekt erreicht man auch "Mütter, die sprachlich abgekapselt sind", sagt Brigitte Maier, Koordinatorin der Familienbildung im Kreisjugendamt. Auch Männer gehören laut Kirchner-Weiß zu den Gästen. Etwa zehn Prozent der Gesprächspartner seien Väter.

Die Organisation der Gesprächskreise funktioniert laut Kirchner-Weiß über Bekanntenkreise oder Aushänge in Kindertagesstätten. Wenn sich Eltern als Gastgeber für den Talk zur Verfügung stellen, werden sie mit einem Einkaufsgutschein im Wert von 15 Euro unterstützt. Man trifft sich aber auch in Cafés, Kitas und Schulen.

Die Resonanz ist positiv. Kirchner-Weiß sagt, "die Eltern sind sehr zufrieden. 92 Prozent wollen wieder teilnehmen". Sie sei erstaunt, wie schnell sich die Menschen öffneten. Auch die Zahl der Talks ist gestiegen. Waren es in den Anfangszeiten noch 35 im Jahr, treffen sich die Elterngruppen inzwischen etwa 160 Mal jährlich - allein im Landkreis.

© SZ vom 09.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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