Mammendorf:Fichten mit Rotfäule und sterbende Eschen

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Mit einem Gutachten versucht der Mammendorfer Kranverleiher Michael Schußmann die Kritik der Naturschützer an der geplanten Betriebserweiterung auf Kosten eines Waldstückes zu entkräften

Von Manfred Amann, Mammendorf

Der von der Mammendorfer Ortsgruppe des Bundes Naturschutz (BN) und vom Ortsverband Nordwesten Fürstenfeldbruck der Grünen initiierte Protest gegen die Erweiterungspläne der Firma Kranservice Schußmann stößt beim Inhaber auf Unverständnis. "Vor allem deswegen, weil bisher zwischen der Unternehmensführung und den Naturschützern ein überaus kollegiales Miteinander gepflegt wurde", wie Firmenchef Michael Schußmann versichert. Der Kranverleiher möchte die Lagerfläche an der Nassenhausener Straße in Mammendorf um etwa 7300 Quadratmeter erweitern und damit ungefähr verdoppeln. Dazu soll ein westlich angrenzendes Waldstück abgeholzt werden, das Naturschützer bezüglich des Klimaschutzes als wertvoll betrachten und als wichtigen Lebensraum für Amphibien erhalten wollen.

Kranverleih-Unternehmer Michael Schußmann (rechts) kann seinen Betrieb in Mammendorf nun erweitern, um dort eine Lagerfläche einzurichten. (Foto: Voxbrunner Carmen)

"Um selbst über die "Wertigkeit des Waldstückes Klarheit zu bekommen", hatte der Firmeninhaber auf eigene Kosten ein Waldgutachten in Auftrag gegeben, das "hoffentlich zu einer Versachlichung führt". "Wir wollen zu einem vernünftigen Miteinander zurückkommen und sind für Gespräche immer offen", so Schußmann bei einem Ortstermin zur SZ. Aus dem Gutachten geht hervor, dass dort etwa 50 Prozent Fichten wachsen, von denen einige an Rotfäule leiden. Laut Schußmann liegt dies wohl daran, dass Fichten den kiesigen Untergrund, über dem sich nur eine geringe Bodenschicht befindet, nicht gut vertragen. 25 Prozent des Bestandes besteht aus Erlen und Weiden, 15 aus Bergahorn, vereinzelt Eichen, Birken, Buchen, Feldahorn, Hasel und entlang der Straße wachsen Eschen: "Diese sind dem Eschentriebsterben verfallen und müssen wegen Verkehrssicherung ohnehin gefällt werden."

Die blau umrandete Waldfläche soll der Erweiterung des Mammendorfer Kranverleih-Unternehmens weichen. (Foto: Fa. Schußmann, oh)

Für Josef Reindl halten sich auch die von Naturschützern angeführten negativen Auswirkungen der Erweiterung auf den Klimaschutz in Grenzen. Derzeit seien etliche Kräne verstreut ausgelagert. "Wenn wir sie zukünftig hier zentral lagern und warten können, sparen wir uns nicht nur viel Zeit, sondern auch lange Fahrten, die mit Sicherheit dem Klimaschutz vielleicht sogar mehr schaden", führt die "rechte Hand des Unternehmers" an. Deshalb sei auch eine andere Fläche nicht sinnvoll.

Die Hälfte der Bäume sind Fichten. (Foto: Schußmann/oh)

Laut dem Gutachten stockt der Wald auf einer ehemaligen Kiesgrube, die bis 1986 in Betrieb war und anschließend bis 1996 aufgefüllt und aufgeforstet wurde. Dazu ergänzt Schußmann, dass Teile des jetzigen Betriebsgeländes schon lange vorher von einer Baufirma als Lagerfläche genutzt und geduldet worden seien. 2016 habe die Gemeinde die derzeitige Lagerfläche als "Sondergebiet" genehmigt. "Die Gemeinde und wir waren uns einig, dass der Kranverleih im Abstand von Wohnbebauung und Gewerbegebiet sowie etwas versteckt besser aufgehoben ist", erinnert sich der Unternehmer. Auch damals sei schon dem Schutz von Amphibien Rechnung getragen worden. Über all die Jahre habe das Unternehmen mit mobilen Schutzzäunen dafür gesorgt, dass die Amphibien nicht auf das Betriebsgelände kommen und den Weg zum Leitsystem und damit zu den Laichgewässern finden. Das Leitsystem sei auch auf Kosten des Unternehmens errichtet worden. Mitarbeiter hätten sogar beim jährlichen "Krötensammeln" geholfen. Damit sei hinreichend belegt, "dass wir keine Amphibien töten wollen". "Uns liegt am Herzen, im Einvernehmen mit der Unteren Naturschutzbehörde und der Gemeinde mit aller Vorsicht den Lagerplatz zu erweitern", führt Schußmann weiter aus. Selbstverständlich werde man für die Amphibienwanderung wieder ein Leitsystem errichten.

Außerdem werde unweit vom Gelände eine Ausgleichsfläche geschaffen, um der Natur etwas zurückzugeben. "Den Mitgliedern der Ortsgruppe des BN ist bekannt, dass man mit uns über alles offen reden kann", beteuert Schußmann. "Diese Vorgehensweise ohne vorherige Kontaktaufnahme mit uns macht uns daher schon sehr betroffen." Zudem betont der Chef des mittelständischen Dienstleistungsunternehmens, dass er und seine 32 Mitarbeiter aus Mammendorf und der näheren Umgebung sowie das Unternehmen stark in der Region verwurzelt seien. Schon deshalb sei ihm ein konfliktfreies Auskommen mit allen sehr wichtig. "Wahrheitsgetreu und transparent wie bisher auch" werde das Unternehmen seine Pläne offenlegen und mit Unterstützung des Fachbüros Hendricks & Schwartz GmbH, das auf "Bürgerdialog" spezialisiert ist, die Öffentlichkeit informieren. "Wir könnten uns einen Tag der offenen Tür vorstellen", befand Daniel Schreyer vom Fachbüro.

© SZ vom 20.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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