Mammendorf:Fehlalarme im Flüchtlingsheim

Lesezeit: 2 min

Weil in der Asylbewerberunterkunft Mammendorf Weihrauch qualmt und Essen anbrennt, geben die Rauchmelder Alarm. Die Feuerwehr befürchtet, dass die Flüchtlinge bei einem echten Brand nicht darauf reagieren werden

Von Manfred Amann, Mammendorf

Die Freiwillige Feuerwehr Mammendorf sorgt sich um die Sicherheit der 55 Asylbewerber im ehemaligen Hotel. Weil wegen Rauchentwicklung in den Küchen und Unterkunftsräumen häufig Fehlalarme ausgelöst worden seien, würden die Bewohner Alarmierungen nicht mehr so richtig ernst nehmen. Das könne fatale Folgen haben, wenn es tatsächlich einmal brennen würde, warnt der Vorstand der Feuerwehr. Man habe den Eindruck, "dass wegen der vielen Fehlalarme bei den Bewohnern die Sensibilität und die Akzeptanz nicht mehr vorhanden ist", heißt es in einer Mitteilung, in der die Feuerwehr die Einsatzbilanz für das erste Halbjahr 2015 erläutert.

Die Alarme würden einfach ignoriert, und die Bewohner würden das Gebäude bei Alarm auch nicht mehr verlassen. Doch gerade deshalb habe man aber die Brandmeldeanlage installiert. Günter Mairhörmann, der den Asyl-Helferkreis leitet, teilt die Befürchtungen der Feuerwehr und hofft, dass das Landratsamt weiterhin alles unternimmt, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Pressewart der Feuerwehr, Christian Huber, weist überdies daraufhin, dass die übermäßig vielen Alarmierungen die ehrenamtlich tätigen Einsatzkräfte an die Grenze ihrer Belastbarkeit bringen würden. An einem Tag habe man gleich drei Mal zum Asylbewerberheim ausrücken müssen, ohne dass es gebrannt habe, und häufig seien Alarme ohne Gefahr auch nachts ausgelöst worden. Insgesamt sei die Wehr 26 Mal zum Gebäude an der Münchner Straße gerufen worden, meistens weil angebranntes Essen, Kochdampf, Weihrauch oder der Rauch von Wasserpfeifen die Bandmeldeanlage aktiviert habe. In Einzelfällen hätten Bewohner auch den Druckkopfmelder grundlos betätigt.

Bis zu 55 Asylbewerber leben in diesem Haus in Mammendorf. Häufig lösen die Rauchmelder Alarm aus. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Presssprecher erinnert daran, dass die Kommandanten, Christian Pöller und Harald Deistler, seit Herbst 2014 immer wieder das Gespräch mit den zuständigen Stellen im Landratsamt, mit dem Eigentümer des Gebäudes und mit der Gemeindeverwaltung gesucht hätten, um darauf hinzuweisen, dass Alarmpläne und Fluchtwegpläne nicht korrekt seien und auch das Alarmierungssystem optimiert werden müsse. Das Landratsamt habe Anfang Juni in den Küchenräumen die Fester ausgehängt und mit einem Fliegengitter versehen, zudem seien in den Küchen Dunstabzugshauben montiert worden. "Aber was ist im Winter, da müssen die Fenster ja wieder rein", fragt dazu Mairhörmann.

Wie die Pressesprecherin des Landrastamtes, Ines Roellecke, versicherte, werden bereits Lösungen wie zum Beispiel der Einbau von gastronomischen, also sehr leistungsfähigen, Dunstabzugsanlagen geprüft. Ferner seien automatische Türschließer im Gespräch. Bürgermeister Josef Heckl ist die Problematik "hinreichend bekannt". Die Gemeinde unterstütze das Drängen der Feuerwehr auf Abhilfe, weitere konkrete Maßnahmen der Kreisbehörde seien jedoch nicht bekannt. Laut einer Pressemitteilung hat das Landratsamt für die Nachtzeit ein Kochverbot erlassen und in den Unterkünften sei sowohl das Kochen und das Rauchen verboten worden. "Das müsse man dann aber auch durchsetzen", fordert Huber. Mittlerweile funktioniere die Brandmeldeanlage, einige Brandmelder seien nachjustiert oder an einen anderen Platz verlegt worden. Aber optimal scheint das alles noch nicht zu sein. Wie Huber anführt, wurden die Freiwilligen im Juni erneut zu zwei Einsätzen gerufen, die durch Weihrauch und angebranntes Essen ausgelöst worden waren.

Das frühere Hotel im Zentrum von Mammendorf ist mit einer Brandmeldezentrale (BMZ) für die Feuerwehr ausgestattet. (Foto: Günther Reger)

Der Feuerwehrvorstand macht zudem erneut darauf aufmerksam, dass in dem "sehr verwinkelten und unübersichtlichen Gebäude", die Geschosse an zwei unterschiedliche Treppenhäuser angeschlossen sind und dass im zweite Stock und im Dachgeschoss ein zweiter baulicher Rettungsweg fehlt. "Die Bewohner der oberen Geschosse können sich nur auf das Dach retten, wenn es unten brennt", ergänzt dazu Mairhörmann. Ganz so sei es nicht, erklärte dazu Roellecke. Mit der Feuerwehr sei ein System ausgeklügelt würden, mit dem durchaus eine schnelle Rettung sichergestellt werden könne.

© SZ vom 10.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: